Schwimmendes Hotel in Saigon 1995
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Vom Barrier Reef zum Mount Kumgang

Wie Hotel Haegumgang in Nordkorea strandete

Ein bis heute spektakulär anmutendes Hotelprojekt der späten 1980er Jahren sorgt weiter für Gesprächsstoff. Die Rede ist vom einst als erstes schwimmendes Hotel umworbenen Four Seasons Barrier Reef Floating Resort, das über Umwege von Australien im nordkoreanischen Mount-Kumgang-Resort strandete und dort als Hotel Haegumgang nun einer ungewissen Zukunft entgegendümpelt.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zeigte sich zuletzt bei einem Lokalaugenschein jedenfalls wenig begeistert und deutete einen baldigen Abriss der als architektonisch rückständig und schäbig bezeichneten Einrichtungen des schon lange verwaisten Urlaubsresorts an. Staatlichen Medien zufolge habe Kim gleichzeitig einen dem „ästhetischen Geschmack Nordkoreas“ entsprechenden Wiederaufbau in den Raum gestellt. Offen bleibt damit, ob das Hotel Haegumgang möglicherweise noch vor einer weiteren Etappe in seiner ohnehin schon wechselhaften Geschichte steht.

Bei Mount Kumgang handelt es sich um ein von südkoreanischen Unternehmen finanziertes Tourismusprojekt, das lange auch als wichtiges Symbol der Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südkorea galt. Ganz in diesem Sinn spielte auch das Haegumgang-Hotel als Bindeglied und Treffpunkt zwischen den beiden Koreas lange eine symbolträchtige Rolle – allerdings wurde hier schon lange kein Gast mehr empfangen. Vielmehr ist der Hotelbetrieb seit einer Schießerei im Jahr 2009 eingestellt – und das hat ganz zum Missfallen Kims seine Spuren hinterlassen.

Kim Jong Un vor dem schwimmenden Hotel in Nordkorea
AP/Korea News Service/KCNA
Kim vor dem seit zehn Jahren vor sich hin rostenden Hotel Haegumgang

„Nicht für die Ewigkeit gebaut“

Sollte das Hotel in Nordkorea nun eingestampft werden, dann käme das zumindest für Robert de Jong vom Maritime Museum im australischen Townsville nicht völlig unerwartet. Das Hotel sei eben nicht für die Ewigkeit gebaut worden, wie De Jong gegenüber dem australischen TV-Sender ABC sagte. Es gebe allerdings noch immer eine gewisse Nostalgie, die viele Australier mit dem Resort verbinden, so De Jong. Immerhin sei das Projekt in den 1980er Jahren in Australien, konkret in Townsville aus der Taufe gehoben worden.

Das Hotel wurde vom Townsviller Investor Doug Tarca entworfen und bei einer Werft in Singapur in Auftrag gegeben – nach der rund 5.000 Kilometer langen Anlieferung wurde das Hotel im März 1988 als Barrier Reef Floating Resort auch rund 70 Kilometer vor der Küste von Townsville eröffnet.

Gleich zu Beginn habe dann ein Zyklon für erste Probleme gesorgt – grundsätzlich sei das Hotel aber wohl zu schwer zu erreichen gewesen, wie Tarcas Sohn Peter mit Verweis auf die raue See und die immer wieder seekrank gewordenen Gäste gegenüber ABC sagte. Nach rund einem Jahr war mit dem mitten im Barrier Reef gelegenen Fünfsternehotel jedenfalls wieder Schluss – und das schwimmende Hotel wechselte zunächst nach Vietnam, wo es von 1989 bis 1997 unter dem Namen Saigon Floating Hotel alias „The Floater“ im heutigen Ho-Chi-Minh-Stadt eine beliebte Touristenattraktion war.

Schiwmmendes Hotel in nordkoreanischer Bucht
AP/Korea News Service/KCNA
Bisher letzte Station: Das auf Haegumgang umgetaufte Hotel in Nordkoreas Mount-Kumgang-Ressort

Seit 2008 im Dornröschenschlaf

Nach finanziellen Schwierigkeiten folgten auch in Vietnam das neuerliche Aus und ein neuer, diesmal südkoreanischer Käufer. Dieser brachte das nun auf Haegumgang umgetaufte Hotel 1997 im Rahmen einer völkerverbindenden Maßnahme nach Nordkorea. 2008 folgte erneut ein jähes Ende – diesmal durch tödliche Schüsse eines nordkoreanischen Soldaten auf einen südkoreanischen Touristen.

Was folgte, war ein rund zehnjährigen Dornröschenschlaf – und das nun von Machthaber Kim wohl eingeläutete Finale einer rund 14.000 Kilometer langen von Singapur über Australien und Vietnam nach Nordkorea führenden und wohl beispiellosen, nach den Worten von ABC durchaus „bizarren“ Reise.