Tausende Kinder schürfen Glimmer für Weltindustrie

Mehr als 10.000 Kinder schürfen nach Angaben von Hilfsorganisationen in Madagaskar das in der Auto-, Kosmetik- und Elektroindustrie begehrte Mineral Glimmer. Die Hälfte der in diesem Sektor eingesetzten Arbeiter sind Kinder, heißt es in einem Bericht des Kinderhilfswerks Terre des Hommes und des Forschungsinstituts über multinationale Unternehmen.

Die jüngsten unter ihnen seien kaum älter als fünf Jahre. Dem Bericht zufolge reicht ihr tägliches Gehalt – zwischen 27 Cent und drei Euro – meist nicht für eine Mahlzeit.

Gesundheitsgefährdung durch Staub

Der Report basiert den Angaben zufolge auf einer einjährigen Untersuchung der „harschen Arbeitsbedingungen“ für Kinder in 13 Glimmerminen im Südwesten Madagaskars. Wegen ihrer kleinen Körpergröße würden die Kinder dazu eingesetzt, Brunnen und Tunnel zu graben, aus denen sie im Anschluss die Mineralsteine schürfen. Die jüngsten würden beim Sortieren der Glimmerstücke eingesetzt.

Unter anderem leiden die Kinder dem Bericht zufolge täglich unter Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Wassermangel und Verletzungen an Händen und Füßen. Viele unter ihnen seien zudem Gesteinsstaub ausgesetzt, der Husten und Lungenerkrankungen hervorrufe. Die Minderjährigen würden meist von ihren Eltern in die Minen geschickt, um ein zusätzliches Einkommen für ihre Familie zu erwirtschaften.

Glimmer für Kosmetik und Autoindustrie

Das Schürfen von Glimmer ist eine schmutzige und körperlich fordernde Tätigkeit. Mit Spitzhacken müssen die Arbeiter Steine zerteilen, um das darin enthaltene Mineral freizulegen. Das daraus gefertigte Endprodukt wird unter anderem von Kosmetikunternehmen genutzt, um Lippenstiften und Nagellacken Glanz zu verleihen. In der Automobil- und Elektrobranche wird der hitzebeständige Glimmer zudem als Isolierstoff verwendet.

Madagaskar zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Rund drei Viertel der 26 Millionen Einwohner verfügen über weniger als zwei Dollar (1,80 Euro) am Tag. Das Land hat Indien im Export von Glimmer kürzlich überholt und ist nun der weltweite Hauptexporteur des Minerals. Etwa 87 Prozent des weltweit abgebauten Glimmers gehen nach UNO-Angaben nach China.