Gegen Algorithmus verloren: Go-Meister mag nicht mehr spielen

Lee Se Dol geht in Pension – mit 36 Jahren. Der Südkoreaner galt viele Jahre als bester Go-Spieler der Welt. Er holte 18-mal den Weltmeistertitel des asiatischen Strategiespiels. Er ist auch der einzige Mensch, der je ein Spiel gegen AlphaGo, die künstliche Intelligenz von Google, gewann. Nun zieht sich Lee in den Ruhestand zurück, weil er Computer nicht mehr für besiegbar hält.

Im Jahr 2016 war Lee unter großem weltweitem Interesse gegen AlphaGo angetreten. Zuvor hatte der Südkoreaner noch verkündet, er werde „haushoch“ siegen. Doch das Programm gewann vier von fünf Runden. Als Niederlage des Menschen gegen eine Maschine wollte Lee es aber nicht verstanden wissen. Inzwischen dürfte er seine Meinung geändert haben.

Lee Se-Dol sitzt vor einem Go-Spielbrett
APA/AFP/Handout Google DeepMind

„Es gibt dieses Gebilde, das nicht besiegt werden kann“, so Lee, der schon mit zwölf Jahren professionell spielte, gegenüber der Nachrichtenagentur Yonhap. „Seit dem Einstieg von künstlicher Intelligenz in die Go-Spiele habe ich realisiert, dass ich nicht an der Spitze stehe, selbst wenn ich Nummer eins bin.“

Lernfähiges Programm

Go ist jahrtausendealt und wird zu zweit gespielt. Das Spiel, in dem abwechselnd weiße und schwarze Steine auf dem Brett platziert werden, hat viel mehr mögliche Kombinationen als Schach – zu viele, um sie komplett durchzurechnen. Go galt lange als zu komplex für Computer, bis das Londoner Unternehmen DeepMind AlphaGo entwickelte.

Das Programm gilt als lernfähig, es imitiert Netzwerke im menschlichen Gehirn und erzeugt über Millionen von Verknüpfungen künstliche Intelligenz. Google kaufte DeepMind für 400 Millionen Pfund (468 Mio. Euro). Mit dem Sieg über Lee erregte Google viel Aufsehen, Spiele gegen hoch angesehene Profis wurden später wiederholt – stets gewann das Programm.