Demonstranten mit Schutzmasken und Schirmen in Hongkong
Reuters/Adnan Abidi
Hongkong

US-Unterstützung für Demokratiebewegung

Die USA stellen sich hinter die Demokratiebewegung in Hongkong. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete am Mittwoch (Ortszeit) zwei entsprechende Gesetze, die zuvor fast einstimmig den Kongress passiert hatten. China reagierte erbost.

Die Gesetze hätten zum Ziel, dass die Vertreter Chinas und Hongkongs „ihre Meinungsverschiedenheiten freundschaftlich regeln, um lange anhaltenden Frieden und Wohlstand für alle“ zu erzielen, sagte Trump am Mittwochabend (Ortszeit). Das geschehe „aus Respekt“ für Chinas Präsidenten Xi Jinping und die Menschen in Hongkong, hieß es.

China protestierte umgehend gegen die „unverhohlene Einmischung in innere Angelegenheiten“ und drohte mit Gegenmaßnahmen. Die USA unterstützten „gewalttätige Kriminelle, die unschuldige Menschen geschlagen und in Brand gesetzt“ hätten, sagte ein Außenamtssprecher am Donnerstag in Peking. Er sprach von „bösen Absichten“ und einem „Komplott der USA“. „Wir raten den USA, nicht willkürlich zu handeln, ansonsten wird China entschieden Gegenmaßnahmen ergreifen.“

Demonstranten versuchen sich mit Regenschirmen vor der Universität zu schützen
APA/AFP/Anthony Wallace
Die Proteste in Hongkong halten bereits seit Monaten an

Der US-Botschafter in China, Terry Branstad, wurde ins chinesische Außenministerium einbestellt. Vizeaußenminister Le Yucheng habe Branstad gesagt, dass Hongkong eine innere Angelegenheit Chinas sei, in die sich keine ausländische Regierung einmischen dürfe, teilte das Ministerium mit.

Auffällige Zurückhaltung des Weißen Hauses

Die vergangene Woche vom Kongress gebilligten Gesetze treten mit Trumps Unterzeichnung in Kraft. Er hatte allerdings kaum eine Wahl: Hätte er sein Veto eingelegt, hätte er damit rechnen müssen, mit einer Zweidrittelmehrheit in beiden Kongresskammern überstimmt zu werden. Das wäre ein Novum in Trumps Amtszeit gewesen.

Trump hatte sich bisher mit Kritik an dem kompromisslosen Vorgehen Pekings gegen die Demokratiebewegung in der chinesischen Sonderverwaltungsregion auffällig zurückgehalten. Er bemüht sich um eine Einigung mit Peking in dem seit gut einem Jahr anhaltenden Handelskrieg der beiden größten Volkswirtschaften, die durch ein Inkrafttreten der Gesetze weiter erschwert werden dürfte.

Gesetz ermöglicht Wirtschaftssanktionen

Der US-Kongress hatte die „Menschenrechts- und Demokratieverordnung“ mit nur einer Gegenstimme im Repräsentantenhaus angenommen. Das Gesetz droht Wirtschaftssanktionen an, mit denen die chinesische Sonderverwaltungszone die bisher gewährte Vorzugsbehandlung in der Wirtschafts- und Handelspolitik der USA gegenüber China entzogen werden könnte. Das wäre ein schwerer Schlag für die Wirtschafts- und Finanzmetropole, die ein wichtiger Umschlagplatz für Geschäfte mit China ist.

Zur Überprüfung sind nun jährliche Berichte des Außenministeriums an den Kongress vorgesehen, die bescheinigen sollen, ob Hongkong noch ausreichend autonom von China ist, um die bevorzugte Behandlung weiter zu rechtfertigen. Bürgerrechte sollen dabei besonders berücksichtigt werden.

Das Gesetz sieht auch vor, dass der Präsident Sanktionen gegen Personen verhängt, die für schwere Menschenrechtsverletzungen in Hongkong verantwortlich gemacht werden. Ein weiteres Gesetz, das den Export von Tränengas, Gummigeschoßen, Wasserwerfern und Handschellen an Hongkongs Polizei untersagt, wurde sowohl vom Repräsentantenhaus als auch vom Senat einstimmig angenommen.

Trump hielt sich Schlupfloch offen

Der republikanische Senator Marco Rubio lobte Trump für die Unterzeichnung. „Die USA haben jetzt bedeutende Werkzeuge, um weitere Einflussnahme und Einmischung Pekings in die internen Belange Hongkongs zu verhindern.“ Der demokratische Senator Bob Menendez sagte, er sehe eine klare Botschaft für die Hongkonger, die sich gegen die Erosion ihrer Demokratie wehrten: „Wir halten zu Euch.“

US-Präsident Trump
AP/Carolyn Kaster
Trump hatte sich mit Kritik an Chinas Vorgehen in Hongkong auffällig zurückgehalten

Trump bemühte sich indes offenbar darum, sich noch ein kleines Schlupfloch offen zu halten. Die Regierung werde Teile der Gesetze differenziert behandeln, um die verfassungsgemäße Autorität des Präsidenten in Fragen der Außenpolitik nicht zu untergraben, schrieb Trump nach der Unterzeichnung. Das Weiße Haus erklärte zunächst nicht, auf welche Passagen sich die Einschränkung bezog. Angesichts der überparteilichen Unterstützung dürfte der Präsident auch kaum eine andere Wahl haben, als die Gesetze anzuwenden.

Seit Monaten Proteste

Die Proteste in Hongkong dauern seit einem halben Jahr an. Sie richten sich gegen die Regierung, das als brutal empfundene Vorgehen der Polizei und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung. Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ unter Chinas Souveränität autonom regiert. Anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik genießen die sieben Millionen Hongkongerinnen und Hongkonger weitgehende Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Inzwischen fürchten sie aber, dass ihre Freiheiten zunehmend eingeschränkt werden.