Prozess über Rumäniens blutige Revolution von 1989

30 Jahre nach dem Sturz des rumänischen Regimes unter Diktator Nicolae Ceausescu sollen die blutigen Ereignisse vor Gericht aufgearbeitet werden. Es soll die Frage klären, wer für die Hunderten Toten nach Ceausescus Sturz verantwortlich ist. An den Voranhörungen vor dem Obersten Gerichtshof in Bukarest nahmen heute Hunderte Opfer und Angehörige teil. Wichtigster Angeklagter ist Ceausescus Nachfolger Ion Iliescu.

Rumänien war der letzte Satellitenstaat der Sowjetunion, der im Wendejahr 1989 das kommunistische Regime in einer blutigen Revolution stürzte. Sie begann am 16. Dezember mit Protesten im westrumänischen Temeswar. Am 21. Dezember versammelten sich schon Hunderttausende im Zentrum der Hauptstadt Bukarest – einen Tag später flüchteten Ceausescu und seine Frau, wurden festgenommen und am 25. Dezember hingerichtet.

Hunderte Tote

Doch immer noch wurden Menschen getötet; rund 900 waren es zwischen 22. und 31. Dezember. Bis zum 22. Dezember hatten Soldaten und Sicherheitskräfte auf Befehl des Diktators auf die Demonstranten geschossen – wer aber für die weitaus größere Zahl von Opfern seit dem 22. Dezember verantwortlich ist, ist bis heute – zumindest offiziell – unklar.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Iliescu, der an der Spitze der Front zur Nationalen Rettung (FNR) im Dezember 1989 die politische Führung Rumäniens übernahm, für die vielen Toten verantwortlich zu sein. Mit einer „umfangreichen Kampagne der Desinformation“ über angebliche Ceausescu-treue „Terroristen“ habe der langjährige kommunistische Apparatschik bürgerkriegsähnliche Zustände provoziert, um sich „in den Augen der Bevölkerung Legitimität zu verschaffen“. Der inzwischen 89-jährige Iliescu bestreitet die Vorwürfe.

Historischer Prozess wird Monate dauern

Neben dem ersten und langjährigen Präsidenten nach der Wende (1990–1996; 2000–2004) müssen sich auch der frühere Vizeregierungschef Gelu Voican-Voiculescu und Ex-Luftstreitkräftechef Iosif Rus der „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ verantworten. Der historische Prozess dürfte sich über Monate hinziehen. 5.000 Opfer der blutigen Ereignisse und Angehörige der Toten treten als Nebenkläger auf.