Saab 105 OE
Bundesheer/Gunter Pusch
Kostenexplosion für Heer

Saab-Jets sind nicht mehr flugfähig

Das marode Bundesheer hat am Freitag die nächste Hiobsbotschaft verkünden müssen: Die Saab-105-Flugzeuge können nicht mehr abheben. Schuld seien durch Risse beschädigte Bolzen, teilte das Heer in einer Aussendung mit. Bis zur Behebung des Schadens, die Monate in Anspruch nimmt, werden die Eurofighter die Luftraumüberwachung übernehmen müssen. Das wird enorme Mehrkosten verursachen – während die Saab-Flugstunde rund 3.000 Euro kostet, ist es bei den Eurofightern das Zehnfache.

Zudem droht laut dem Heer im Extremfall sogar ein Ausfall der Flugüberwachung. Sollte der Eurofighter-Standort Zeltweg etwa aus Witterungsgründen ausfallen, könne gar nicht mehr geflogen werden. Bisher konnte man eben auf die Saab ausweichen, die in Linz-Hörsching stationiert sind. Das würde „die bereits bestehenden Lücken im Bereich der Luftraumüberwachung vergrößern“, so Heeressprecher Michael Bauer.

Die aus rund einem Dutzend Jets bestehende Saab-Flotte übernahm bisher 25 Prozent der Luftraumüberwachung. Seit 2007 verfügt das Bundesheer über 15 Eurofighter zur aktiven Luftraumüberwachung. Während die passive Luftraumüberwachung etwa mittels Radar rund um die Uhr passiert, werden für die aktive Luftraumsicherung je nach Bedrohungslage jeden Tag bestimmte Zeiträume vorgegeben, in denen Jets startklar sein müssen. Diese Einsatzbereitschaft teilen sich die alten Saab 105 und eben die Eurofighter.

Einsatz für Saab-Piloten gesucht

Laut Bauer würde der Ausfall auch auf anderen Ebenen Probleme verursachen. Beispielsweise müssten die Eurofighter-Piloten nun mehr Einsatzzeiten absolvieren. Auf der anderen Seite müsse für die Saab-Piloten eine andere Flugmöglichkeit zu Trainingszwecken gefunden werden, etwa auf kleineren Fliegern des Heeres oder in Kooperation mit anderen Staaten. Entdeckt wurde das Problem mit den Bolzen bei einer Prüfung der schwedischen Luftwaffe an den gleichen Flugzeugen. Bei einer Nachkontrolle in Österreich sind dann dieselben Risse entdeckt worden.

Eurofighter
ORF.at/Roland Winkler
In Zukunft muss der Eurofighter ganz übernehmen

An sich sollen die in den 1970er Jahren angeschafften Saab ohnehin nur mehr bis Ende kommenden Jahres im Einsatz sein. Trotzdem hat man sich beim Heer für eine Reparatur entschieden, da diese deutlich billiger käme, als mit den Eurofightern das ganze Jahr 2020 allein zu überwachen. Es handle sich um „Aging Aircrafts“, bei denen aufgrund des Alters jederzeit mit technischen Ausfällen zu rechnen sei. Eine Entscheidung über das Nachfolgemodell hatte die ÖVP-FPÖ-Regierung verschoben.

Heer am Rande der Handlungsfähigkeit

Für das chronisch unterfinanzierte Heer ist das verfrühte Aus der Saab-Jets die nächste schlechte Nachricht. Seit Monaten wird gemahnt, dass die Streitkräfte am Rande ihrer Handlungsfähigkeit stehen. Zuletzt attestierte der im September veröffentlichte Bericht „Unser Heer 2030“ dem Bundesheer einen extrem schlechten Zustand.

Grafik zum Bundesheer
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Bundesheer

Verteidigungsminister Thomas Starlinger hatte damals einmal mehr gewarnt, dass „die Fähigkeiten des Heeres in den vergangenen Jahrzehnten durch fehlende Investitionen massiv eingeschränkt wurden und der mittlerweile dramatische Fähigkeitsverlust des Bundesheeres massive Konsequenzen für Österreich hat“. Der Schutz der Bevölkerung könne „schon heute nur mehr sehr eingeschränkt gewährleistet werden.“

Starlinger forderte eine Anhebung des Verteidigungsbudgets schon im nächsten Jahr von aktuell 2,2 auf 3,1 Milliarden Euro und eine schrittweise Anhebung auf ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis 2030. Er hatte zudem eine sehr rasche Entscheidung über die Ausgestaltung der Luftraumüberwachung (Stichwort: Saab-Nachfolge) gefordert.