Aktivisten blockieren Schienen nahe Lausitz
Reuters/Christian Mang
Deutschland

Aktivisten stürmten Bergwerksgelände

Im Osten Deutschlands haben am Samstag Tausende Menschen gegen Braunkohlekraftwerke demonstriert. Rund 1.500 Menschen drangen in mehrere Tagbaue in Sachsen und Brandenburg ein, am Nachmittag verließen viele die Gruben wieder. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Die Aktivistinnen und Aktivisten drangen in Tagbaue im Braunkohlerevier in der Lausitz sowie im Gebiet um Leipzig ein. Aus einigen besetzten Gruben wurden die Demonstranten von der Polizei geholt. In Jänschwalde hätten bis zum Nachmittag alle 500 Demonstranten das Gelände freiwillig verlassen, wie ein Polizeisprecher sagte.

Einige wurden den Angaben zufolge mit Fahrzeugen des Tagbaubetreibers LEAG herausgefahren, andere seien zu Fuß gegangen. Die Personalien seien aufgenommen worden. Das Bündnis Ende Gelände hatte im Vorfeld angekündigt, Tagbaue und Kraftwerke zu blockieren. Die Polizei sicherte das Areal mit einem großen Kräfteaufgebot ab.

Protest im Tagebau

Tausende Klimaaktivisten sind am Samstag in mehrere Braunkohletagbaue im Lausitzer Revier sowie im Gebiet um Leipzig eingedrungen, um für einen raschen Kohleausstieg zu demonstrieren.

Insgesamt sind den Angaben von Ende Gelände zufolge rund 4.000 Menschen unterwegs, um die Infrastruktur in den Braunkohlerevieren Lausitz und im Raum Leipzig zu blockieren. Sie wollen damit gegen die aus ihrer Sicht unzureichende Klimapolitik der deutschen Regierung protestieren. Ende Gelände fordert den sofortigen Kohleausstieg in Deutschland, die Politik plant ihn für das Jahr 2038.

Ein Drittel der Kohleförderung

„Wir befinden uns an einem kritischen Punkt – das Zeitfenster, um die Klimakrise zu stoppen, schließt sich rapide“, erklärte Johnny Parks, ein Sprecher des Bündnisses zu den Protesten. Zum Lausitzer Revier gehören vier Tagbaue: Jänschwalde und Welzow-Süd in Brandenburg sowie Nochten und Reichwalde in Sachsen. Tagbaubetreiber ist das Energieunternehmen Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Ihre Tagbaue fördern jedes Jahr rund 60 Millionen Tonnen Braunkohle. Das ist gut ein Drittel der Gesamtfördermenge in Deutschland.

Aktivisten blockieren Schienen nahe Lausitz
Reuters/Christian Mang
Aktivisten blockieren Zufahrtswege in der Lausitz

Die LEAG erstattete wegen der Blockaden Anzeige. „Wir werden rechtliche Mittel konsequent gegen jeden anwenden, der die Grenzen unseres Betriebsgeländes missachtet“, teilte das Unternehmen mit.

Mahnwachen der Kumpel

Der Braunkohletagbau Jänschwalde befindet sich wegen fehlender Umweltverträglichkeitsprüfungen derzeit auf gerichtliche Anordnung hin in einem Sicherheitsbetrieb. Das Kraftwerk Jänschwalde gilt als eines der klimaschädlichsten in Europa.

Auch die andere Seite demonstrierte am Samstag: In Jänschwalde hielten in der Früh Bergarbeiter eine Mahnwache ab, um für den Erhalt der Tagbaue zu werben. „Wir lassen die Lausitz nicht ausradieren“, stand auf einem Transparent der Bergleute. Die LEAG fuhr das Kraftwerk Jänschwalde wegen der Blockaden auf ein Minimum herunter. Durch die Besetzung der Gleise werde der Kohlenachschub unterbrochen, erläuterte LEAG-Sprecher Thoralf Schirmer. Es gehe darum, mit der Kohle, die im Kraftwerk lagert, hauszuhalten. Davon hänge die Fernwärmeversorgung der Städte Cottbus und Peitz ab.

Aufruf zu Gewaltverzicht

Insgesamt waren für das Wochenende rund 20 Mahnwachen und Versammlungen angemeldet. Politiker und Bündnisse riefen zuletzt Befürworter und Gegner zu Gewaltverzicht auf. Im Juni dieses Jahres hatten sich mehrere tausend Menschen an Protesten für mehr Klimaschutz im rheinischen Braunkohlerevier beteiligt. Drei Tage hatten die Blockaden des Tagbaus Garzweiler gedauert, die Polizei war im Dauereinsatz. Es gab damals auch mehrere Verletzte.

Aktivisten nahe Lausitz
Reuters/Christian Mang
Protest in Jänschwalde: Der Kohleausstieg geht den Aktivisten nicht schnell genug

In Jänschwalde kam es zeitweise zu Rangeleien zwischen Polizei und Aktivisten. Dabei seien drei Beamte leicht verletzt worden, sagte Brandenburgs Polizeisprecher Torsten Herbst. Zu möglicherweise verletzten Demonstranten lagen zunächst keine Informationen vor.

Die Polizei hatte zuletzt selbst für Unruhe gesorgt. Es war ein Foto aufgetaucht, auf dem Polizisten in Uniform vor einer Wand mit dem Spruch „Stoppt Ende Gelände“ posierten. Die fotografierten Beamten wurden vom Einsatz abgezogen, man prüfe disziplinäre Maßnahmen, hieß es.