Demonstranten mahnen in Valetta (Malta) an die Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia
Reuters/Yara Nardi
Mord an Journalistin in Malta

Geschäftsmann wegen Beihilfe angeklagt

Die Aufarbeitung des Mordes an der Journalistin Daphne Caruana Galizia 2017 erschüttert die Mittelmeer-Insel Malta. Aufgrund möglicher Verwicklungen mussten zuletzt mehrere Politiker in dem Skandal abtreten, nun scheint auch Premier Joseph Muscat angezählt. Im Zentrum der Causa steht aktuell der Geschäftsmann Yorgen Fenech, der am Samstag wegen Mitschuld an dem Mord angeklagt wurde.

Caruana Galizias Familie hält Fenech für einen der Auftraggeber des Mordes. Die 53-jährige Aufdeckerin war damals in ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Sie hatte zuvor unter anderem über Korruption auf Maltas höchsten Ebenen recherchiert. Drei Männer wurden festgenommen und angeklagt. Sie sollen den Sprengsatz gebaut und gezündet haben. Doch die Hintermänner wurden nicht bekannt.

Der prominente Geschäftsmann Fenech wird nun verdächtigt, darin verwickelt zu sein. Ein Mittelsmann soll ihn im Austausch gegen Immunität belastet haben. Fenech war vor zehn Tagen festgenommen worden, als er mit einer Luxusjacht angeblich fliehen wollte. Nun wurde er am Samstag offiziell angeklagt. Fenech weist jede Schuld von sich und plädierte auf unschuldig. Bei einem Schuldspruch droht ihm lebenslange Haft.

Verwicklung über geheime Offshore-Gesellschaft

Fenech ist Direktor eines Konsortiums, das 2013 von der Regierung den Auftrag erhalten hatte, ein Gaskraftwerk zu bauen. 2018 kam heraus, dass ihm auch eine geheime Offshore-Gesellschaft namens 17 Black gehörte. Caruana Galizia hatte Monate vor ihrem Tod über 17 Black und die maltesische Regierung geschrieben. Unter anderem warf sie dem Büroleiter von Premiers Muscat, Keith Schembri, und dem damaligen Energieminister Konrad Mizzi vor, sie würden Briefkastenfirmen in Panama unterhalten. In Folge wurden Schembri und Mizzi verdächtigt, Gelder von 17 Black Gelder erhalten zu haben.

Geschäftsmann Yorgen Fenech
Reuters/Yara Nardi
Fenech in Valletta

Fenech soll nun im Zuge der jüngsten Ermittlungen angeboten haben, Informationen zu dem Mordfall zu liefern. Im Gegenzug soll er Straffreiheit gefordert haben. Das war ihm verwehrt worden. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen hat er im Polizeiverhör aber Beschuldigungen geäußert, die Maltas Regierung enorm in Bedrängnis bringen: Er beschuldigte Büroleiter Schembri, den Mord an Caruana Galizia in Auftrag gegeben zu haben.

Sowohl Schembri als auch Mizzi wiesen alle Vorwürfe zurück. Sie legten aber diese Woche ihre Ämter ohne öffentliche Angabe von Gründen nieder. Zuvor hatte Muscat noch ausgeschlossen, dass Schembri und Mizzi in den Fall Caruana Galizia verwickelt sein könnten. Dafür gebe es „gegenwärtig“ keine Anhaltspunkte, so Muscat zu Beginn der Woche.

Muscat-Rücktritt steht wohl bevor

Mit der Verwicklung gerät aber auch Muscat selbst immer mehr in Bedrängnis. Am Samstag hieß es, der Sozialdemokrat wolle am 18. Januar zurücktreten. Muscat werde seine Ämter niederlegen, sobald seine Partei einen neuen Vorsitzenden gewählt habe, hieß es in Valletta. Bereits am Freitag hatte es geheißen, Muscat plane einen unverzüglichen Rückritt. Am Sonntag soll es erneut Demonstrationen gegen die Regierung geben.

Der Fall wird vor allem von Caruana Galizias Familie vorangetrieben. Ihre drei Söhne forderten am Sonntag einen Rücktritt Muscats und „gründliche Ermittlungen gegen ihn und Keith Schembri zu einer möglichen Verwicklung in das Attentat“. Die Angehörigen hatten die lange verschleppten Ermittlungen erst zum Laufen gebracht: Im September ordnete die Regierung eine unabhängige Untersuchung des Falls an, nachdem die Angehörigen Zweifel an der Unabhängigkeit der Ermittlungen geäußert hatten.