Dirigent Mariss Jansons
Reuters/Lisi Niesner
1943–2019

Mariss Jansons ist tot

Mariss Jansons ist tot. Der lettische Stardirigent verstarb im Alter von 76 Jahren, wie die Wiener Philharmoniker heute bestätigten. Jansons gehörte zu den wichtigsten Dirigenten seiner Generation und stand mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem Concertgebouw Orchester in Amsterdam in seiner langen Karriere zwei der renommiertesten Klangkörper der Welt vor.

Auch mit den Wiener Philharmonikern war die Bindung des Maestros eng, dirigierte Jansons doch gleich dreimal – 2006, 2012 und 2016 – das Neujahrskonzert im Musikverein. Einen letzten großen Triumph feierte man gemeinsam im Vorjahr bei den Salzburger Festspielen mit Peter Tschaikowskys „Pique Dame“. Jansons war letztes Jahr im Rahmen der Salzburger Festspiele mit der Festspielnadel mit Rubinen ausgezeichnet worden. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler überreichte dem lettischen Dirigenten diese ehrenvolle Anerkennung.

„Wenn Mariss Jansons das Dirigentenpult betritt, dann herrscht in jedem Saal dieser Welt eine besondere Spannung. Immer spürbar sind sein großer Respekt vor den Werken und seine Liebe zu den Musikern, mit denen er arbeitet“, sagte Rabl-Stadler in ihrer damaligen Laudatio. Seine letzten geplanten Auftritte am Pult des Wiener Spitzenorchesters am 28. November und 2. Dezember hatte Jansons aus Gesundheitsgründen bereits absagen müssen.

Dirigent Mariss Jansons
AP/Ronald Zak
Jansons dirigierte das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2016

Ausbildung auch in Wien und Salzburg

Geboren wurde Jansons am 14. Jänner 1943 als Sohn des Dirigenten Arvid Jansons in Riga. Er studierte mit Auszeichnung Violine, Klavier und Dirigieren am Konservatorium Leningrad. 1969 setzte er seine Ausbildung in Wien bei Hans Swarowsky und in Salzburg bei Herbert von Karajan fort. Zwei Jahre später siegte er im internationalen Herbert-von-Karajan-Wettbewerb in Berlin.

Dirigent Mariss Jansons
AP/Ronald Zak
Mariss Jansons bei einem Interview 2015

1973 wurde er Assistent von Jewgeni Mrawinski bei den Leningrader Philharmonikern (heute St. Petersburger Philharmoniker), deren Chefdirigent er 1985 wurde. Er war 1979 bis 2000 Musikdirektor des Philharmonischen Orchesters in Oslo, das unter ihm eine viel beachtete Entwicklung nahm. 1996 erlitt er während eines „Boheme“-Dirigates in Oslo einen Herzinfarkt, kurz darauf im Spital einen zweiten. Eine siebenmonatige Zwangspause folgte, doch die Aufgaben, die er danach annahm, wurden nicht weniger.

TV- und Radiohinweis

Der „kulturMontag“ zeigt am 2. Dezember ab 23.10 Uhr in ORF2 einen Nachruf auf Mariss Jansons – mehr dazu in tv.ORF.at. Die „matinee“ zeigt am Sonntag, dem 8. Dezember, Robert Neumüllers Porträt „Mariss Jansons – Musik ist die Sprache von Herz und Seele“ (9.05 Uhr). ORF III plant unter anderem für Montag eine „Kultur heute“-Spezialsendung um 19.45 Uhr. Ö1 erinnert am Montag im „Pasticcio“ (8.20 Uhr) und in „Des Cis“ (11.30 Uhr) an Jansons. Am Samstag, dem 7. Dezember, steht „Apropos Klassik“ (15.05 Uhr) ganz im Zeichen des Dirigenten.

Mit allen bedeutenden Orchestern gespielt

1997 bis 2004 war er in den USA musikalischer Direktor beim Pittsburgh Symphony Orchestra. 2003 folgte Jansons Lorin Maazel als Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks nach. Der Vertrag wäre 2021 ausgelaufen. In München etablierte er sich als nimmermüder – und letztlich erfolgreicher – Kämpfer für einen neuen Konzertsaal.

Zudem leitete er seit 2004 das Königliche Concertgebouw Orchester in Amsterdam und stand damit zwei der besten Klangkörper der Welt vor, wobei er in Amsterdam 2015 aus dem Amt schied. Als überaus gefragter Gastdirigent hatte er in den vergangenen Jahren mit praktisch allen bedeutenden Orchestern der Welt zusammengearbeitet – mehr dazu in oe1.ORF.at.

Zahlreiche Ehrungen

Zu seinen Ehrungen zählen der Rang eines Kommandanten mit Stern des Königlichen Norwegischen Verdienstordens, die höchste Auszeichnung, die Norwegen an Ausländer zu vergeben hat, die Ehrenmitgliedschaft der Royal Academy of Music in London sowie der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. 2009 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und im Jahr darauf den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Und Ende 2017 wurde ihm die renommierte Goldmedaille der britischen Royal Philharmonic Society zugesprochen.

Stardirigent Mariss Jansons verstorben

Jansons ist in Russland verstorben. Der Lette hat im Laufe seiner Karriere mit den renommiertesten Orchestern der Welt gearbeitet, unter anderem bei den Salzburger Festspielen und dem Neujahrskonzert.

Im Vorjahr bekam er die Ehrenmitgliedschaft bei den Berliner und wenige Monate später auch bei den Wiener Philharmonikern. Die vielleicht ungewöhnlichste Auszeichnung wurde Jansons aber anlässlich seines 75. Geburtstages im Vorjahr zuteil: Eine von zwei Züchtern aus Lettland und den Niederlanden erschaffene Tulpe wurde nach ihm benannt.

Trauer um Jansons

Betroffen haben Vertreter und Vertreterinnen aus Klassik und Politik auf den Jansons’ Tod reagiert. „Wir sind unfassbar traurig“, schrieb das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf seiner Website zum Ableben seines Chefdirigenten. „Ihr Talent wird immer im Sternbild Lettlands und der Weltmusik bleiben und in unseren Herzen“, twitterte Lettlands Staatspräsident Egils Levits. „Wir danken ihm für seine Liebe und Hingabe zur Musik, für seine positive Energie und Inspiration“, schrieb der lettische Außenminister Edgars Rinkevics ebendort zum Tod des lettischen Maestro.

Wiener-Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer sprach am Sonntag vor dem Abokonzert des Klangkörpers von einer „traurigen und erschütternden Nachricht“. Mit Ehrenmitglied Jansons hätten die Philharmoniker „eine jahrzehntelange enge künstlerische Partnerschaft und eine tiefe persönliche Freundschaft“ verbunden. Auch der Wiener Singverein trauert. Man habe über die Jahre mehrmals mit Jansons arbeiten dürfen, hieß es auf Twitter. „Jedes einzelne Konzert war eine Erfahrung, die wir für immer in unserem Herzen bewahren werden. Wir werden ihn sehr vermissen.“

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz würdigte Jansons ebenfalls. „Wir sind stolz darauf, dass auch der ORF mehrfach mit Maestro Jansons in Radio und Fernsehen zusammenarbeiten konnte“, so Wrabetz. Mit dem Ableben Jansons’ verliere die Musikwelt eine ihrer herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten, so Wrabetz weiter.