Belgische Stadt streicht sich von Weltkulturerbe-Liste

Nach Antisemitismusvorwürfen hat die belgische Stadt Aalst ihren alljährlichen Karneval von der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO streichen lassen. Bürgermeister Christoph D’Haese sagte laut Medienberichten gestern, mit diesem Schritt sei er einer Entscheidung der UNO-Kulturorganisation zuvorgekommen.

Sie habe die Streichung des Aalster Karnevals von ihrer Kulturerbeliste für Mitte Dezember vorgesehen, nachdem Gespräche zur Beilegung der Kontroverse gescheitert waren. „Die Bürger von Aalst haben sich groteske Anschuldigungen anhören müssen“, klagte D’Haese nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga in einer Erklärung.

„Wir sind weder Antisemiten noch Rassisten“, derartige Anschuldigungen würden in böswilliger Absicht formuliert. Trotz der Kritik bleibe Aalst „immer die Hauptstadt des Spotts und der Satire“, so D’Haese.

Bürgermeister verteidigte antisemitischen Festwagen

Die Kontroverse war im März entbrannt. D’Haese hatte damals einen Festwagen des Aalster Karnevalsumzugs verteidigt, auf dem orthodoxe Juden mit Hakennasen auf Geldsäcken stehend und von Ratten umgeben dargestellt worden waren. Das judenfeindliche Motiv hatte Kritik der EU und jüdischer Organisationen ausgelöst. Die Stadtverwaltung sagte, es gehöre zum „Ritual der Grenzüberschreitung“ beim Aalster Karneval, dass über alles gelacht werden dürfe.

Der Aalster Karneval war 2010 auf die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen worden. Mit dem Verzicht auf diesen Status sei die Stadtverwaltung „abgesprungen, bevor sie gestoßen wird“, sagte der Präsident der European Jewish Association, Rabbiner Menachem Margolin. Trotz der „klar grotesken und antisemitischen Darstellungen“ von Juden habe Bürgermeister D’Haese eine „Haltung der Abwehr und des Spotts“ beibehalten.