Peter Sidlo
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Causa Casinos

Sidlo als Finanzvorstand abberufen

In der Aufsichtsratssitzung der Casinos Austria AG (CASAG) am Montag sind Entscheidungen getroffen worden. FPÖ-Mann Peter Sidlo werde „mit sofortiger Wirkung“ vom Vorstand abberufen, zitierte die APA ein Aufsichtsratsstatement. Die Entscheidung sei mit großer Mehrheit und „zum Wohle des Unternehmens“ gefallen, wobei Umstände „nach der Bestellung Sidlos“ entscheidend waren.

Die Abberufung kommt überraschend, hatten Signale zuletzt doch eher auf einen Verbleib hingedeutet. Eine dem außerordentlichen Aufsichtsrat vorgelegte interne Untersuchung sei zu dem Ergebnis gekommen, dass sich der Aufsichtsrat nicht nur bei der Trennung von den Vorständen Alexander Labak und Dietmar Hoscher, sondern auch bei der Vorstandsbestellung von Sidlo, insbesondere vor dem Hintergrund einer damals vorliegenden gutachterlichen Stellungnahme der Rechtsanwaltkanzlei CMS, „im Rahmen des vorhandenen Ermessensspielraums korrekt verhalten hat“.

Laut „Standard“ verwies die Casinos-Vorstandsvorsitzende Bettina Glatz-Kremsner in der Sitzung auf „die prekäre Situation im Unternehmen“ und forderte rasche, klare Entscheidungen des Aufsichtsrates. Die Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat hätten dann den Antrag gestellt, Sidlo abzuberufen, schrieb auch der „Kurier“. Die beschuldigten Aufsichtsratsmitglieder hätten sich der Stimme enthalten, ein von Novomatic entsandtes Mitglied votierte gegen die Abberufung, die Mehrheit stimmte allerdings dafür, schrieb der „Standard“.

Abberufung aus Sorge um guten Ruf des Unternehmens

Die Entscheidung sei nicht wegen Verfehlungen bei der Bestellung, sondern wegen drohender Reputationsschäden für die Casinos Austria, also zur Sicherung des guten Rufs des Unternehmens, getroffen worden, hieß es aus dem Unternehmen zur APA.

Causa Casinos: Finanzvorstand Sidlo abberufen

Der frühere FPÖ-Bezirkspolitiker Peter Sidlo ist am Montag bei einer Sonderaufsichtsratssitzung als Finanzvorstand der Casinos Austria abberufen worden.

Aus Sicht des Unternehmens heißt die Abberufung „aus wichtigem Grund“, dass Sidlo mit sofortiger Wirkung und ohne weitere Ansprüche ausscheidet. Sollte Sidlo das anders sehen, kann er jedenfalls vor Gericht gehen. Sidlo sagte auf APA-Anfrage, ob er auf die Einhaltung des Vorstandsvertrags pochen werde, dass er sich zuerst den Abberufungsbeschluss im Detail ansehen möchte.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt wegen des Vorwurfs, Novomatic habe Sidlo nur deshalb gefördert, weil die FPÖ im Gegenzug Entgegenkommen bei der Lizenzvergabe versprochen habe. Alle Beschuldigten dementieren so eine Absprache. Es gilt die Unschuldsvermutung. Der frühere FPÖ-Politiker, der auf Drängen der Novomatic zum Vorstand bestellt wurde, ist derzeit auf Urlaub.

ÖBAG: „Keine näheren Kenntnisse zu Erwägungen“

Von den drei Großaktionären wollte sich Novomatic nicht zur Aufsichtsratssitzung äußern. Die ÖBAG, die die Anteile der Republik Österreich verwaltet, schob alle Verantwortung von sich. Man habe keine näheren Kenntnisse zu den Erwägungen, da unter Berufung auf das Aktienrecht keine Aufsichtsratsunterlagen an die ÖBAG weitergeleitet werden. Man gehe davon aus, dass es sich bei der Abberufung um eine faktenbasierte Entscheidung handelt, die der Aufsichtsrat sorgfältig abgewogen und zum Wohl der CASAG getroffen habe.

Die ÖBAG werde gemeinsam mit der CASAG sowie den anderen Aktionären daran arbeiten, „dass sich die CASAG in ruhigeren Zeiten wiederfindet und sich die volle Leistungsfähigkeit des Unternehmens entfalten kann“. Das oberste Ziel der ÖBAG sei die Wahrung der Interessen der Republik Österreich.

Sazka-Gruppe begrüßt Entscheidung

Die Sazka-Gruppe, die sich bei der Sidlo-Bestellung nach heftigem Widerstand letztlich der Stimme enthalten hatte, begrüßte die Entscheidung „als einzige und bestmögliche Entscheidung im Interesse des Unternehmens und seiner Mitarbeiter“. Die Sazka-Gruppe bedanke sich für die breite Zustimmung der Initiative der Belegschaftsvertreter zur Abberufung des Vorstandsmitglieds Sidlo.

Auch SPÖ-Finanzsprecher Kai Jan Krainer begrüßte die Abberufung Sidlos in einer Aussendung. Er will in dem von SPÖ und NEOS einberufenen Untersuchungsausschuss aufklären, wer die politische Verantwortung dafür trage, dass Sidlo in diese Funktion gekommen ist. „Dass der für die Koordination der Regierungsarbeit zuständige Kanzleramtsminister (Gernot, ÖVP, Anm.) Blümel und in weiterer Folge Altkanzler (Sebastian, ÖVP, Anm.) Kurz davon nichts wussten, erscheint mir, euphemistisch gesagt, wenig glaubhaft“, so Krainer.

FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker spekulierte in einer Aussendung, ob anstelle des früheren FPÖ-Bezirksrates Sidlo nun die frühere grüne Parteichefin Eva Glawischnig in den Casinos-Vorstand entsandt werden könnte. Glawischnig ist Nachhaltigkeitsbeauftragte der Novomatic.

NEOS kündigt Reihe von Anfragen an

NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn kritisierte, dass von der ganzen Causa nur hohe Kosten bleiben werden: „Außer Spesen nichts gewesen." Er kündigte in einer Aussendung eine Reihe von Anfragen an, um jetzt aufzuarbeiten, was die genauen Kosten sind: „Was wird die Abberufung Sidlos genau kosten, wer hat die ganzen Gutachten gezahlt? Neben dem Posten- und Korruptions-U-Ausschuss wollen wir auch durch parlamentarische Anfragen herausfinden, was hinter diesem würdelosen Schauspiel gesteckt hat.“