Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz der Opfer der Nazi-Gräuel gedacht. An der Schwarzen Wand im Stammlager Auschwitz hielt sie für eine Gedenkminute inne und legte einen Kranz an der Todeswand nieder. Dort waren Tausende Häftlinge erschossen worden. Zuvor hatte die Kanzlerin eine Gaskammer und ein Krematorium besichtigt.
Merkel besucht Auschwitz
Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Freitag zum ersten Mal das deutsche KZ Auschwitz-Birkenau besucht.
Merkel wurde vom polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki und dem Direktor der Gedenkstätte und Präsidenten der Stiftung Auschwitz-Birkenau, Piotr Cywinski, begleitet. Zusammen gingen die Kanzlerin, Morawiecki und Cywinski auch zu dem berüchtigten Tor mit dem zynischen Schriftzug „Arbeit macht frei“. Anschließend besuchte Merkel das ehemalige deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Symbol für Holocaust
Das nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von Deutschland besetzten Polen gilt weltweit als Symbol für den Holocaust. Nach Schätzungen starben dort mehr als eine Million Menschen, die meisten von ihnen Juden.
Merkel sagte, es sei wichtig, deutlich zu benennen, dass damals Deutsche die Täter waren. Das sei man auch den Opfern schuldig. Die Verantwortung für die damaligen Taten gehörten untrennbar zu Deutschland, sie seien fester Teil der nationalen Identität. Angesichts der Verbrechen, die die Grenzen alles Fassbaren überschritten, müsse man vor Entsetzen eigentlich verstummen, so Merkel – sie „empfinde tiefe Scham“.
„Wir dulden keinen Antisemitismus“
Dennoch dürfe das Schweigen nicht die einzige Antwort sein. Deutschland sei verpflichtet, die Erinnerung an die damaligen Verbrechen wach zu halten. In ihrer Rede verwies Merkel schließlich auf „eine besorgniserregende Entwicklung zu mehr antisemitischen und rassistischen Angriffen“ und rief gleichzeitig zu einem entschiedenen Kampf gegen den Antisemitismus in Deutschland und Europa auf. „Wir dulden keinen Antisemitismus. Alle Menschen in Deutschland und Europa müssen sich sicher und zu Hause fühlen“, so Merkel.
Anlass für Merkels Besuch war das zehnjährige Bestehen der Stiftung Auschwitz-Birkenau, die sich für den Erhalt der Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Lagers einsetzt. Es war der erste Besuch Merkels in Auschwitz. Vor ihr hatten schon die Kanzler Helmut Schmidt (SPD) und Helmut Kohl (CDU) die Gedenkstätte besucht.