Zehntausende in Hongkong auf der Straße

Sechs Monate nach dem Beginn der prodemokratischen Proteste in Hongkong sind in der chinesischen Sonderverwaltungszone heute erneut Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. Es sei die „letzte Chance“ für die Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam, auf die Forderungen der Protestbewegung einzugehen, sagte der Aktivist Jimmy Sham von der Civil Human Rights Front (CHRF).

Es ist die erste Demonstration seit Monaten, die von der Polizei genehmigt wurde. Überwiegend in Schwarz gekleidete und teils maskierte Demonstranten versammelten sich am Nachmittag (Ortszeit) am Victoria-Park im Zentrum Hongkongs. Von dort setzte sich der Demonstrationszug in Richtung des Geschäftsviertels der Finanzmetropole in Bewegung.

Demonstration in Hongkong
AP/Kin Cheung

Die Massendemonstration ist die erste Kundgebung seit Mitte August, für welche die Polizei ihre Genehmigung erteilt hat. Die Sicherheitskräfte kündigten zugleich an, Gewalt seitens der Demonstranten nicht zu tolerieren. Die CHRF, welche die Demonstration angemeldet hatte, steht für gewaltlosen Protest.

Berichte über Waffenfund

Kurz vor Beginn des Marsches berichteten Hongkonger Medien von einer Polizeirazzia, bei der in der Früh Waffen radikaler Demonstranten sichergestellt worden seien, darunter auch eine Pistole. Die Polizei gab laut den Berichten an, dass die Waffen genutzt werden sollten, um bei dem Protestmarsch Chaos auszulösen.

Hongkong wird seit sechs Monaten von beispiellosen Massenprotesten erschüttert. Ausgelöst wurden die Proteste zunächst durch ein Gesetzesvorhaben, das erstmals Auslieferungen nach Festland-China ermöglicht hätte. Inzwischen richten sich die Proteste generell gegen die prochinesische Führung, den wachsenden Einfluss Chinas und die Einschränkung der Demokratie.

Im Zuge der Proteste kam es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Seit dem Sieg der Demokratiebewegung bei der Kommunalwahl haben die gewaltsamen Ausschreitungen aber abgenommen.