Vulkan auf White Island in Neuseeland
APA/AFP/Michael Schade
Vulkanausbruch in Neuseeland

Keine Hoffnung mehr für Vermisste

Nach einem Vulkanausbruch in Neuseeland mit mindestens fünf Toten am Montag werden nach wie vor zahlreiche Menschen vermisst – doch die Polizei rechnet nicht mehr mit weiteren Überlebenden. Zum Zeitpunkt der Eruption des White-Island-Vulkans sollen sich laut Polizei 47 Menschen auf der Insel befunden haben. 34 Personen konnten teils schwer verletzt gerettet werden.

Von acht Menschen fehlt jedoch noch jede Spur. Ein Polizeivertreter sagte am Dienstag (Ortszeit), unter den Vermissten seien Touristen aus Australien, Großbritannien, Malaysia und den USA. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sie den Vulkanausbruch überlebt hätten. Er bestätigte damit frühere Aussagen der neuseeländischen Polizei. Alle Menschen, die lebend von White Island gerettet werden konnten, seien bereits „bei der Evakuierung“ in Sicherheit gebracht worden, hatte es in der Nacht auf Dienstag geheißen.

Nach mehreren Erkundungsflügen mit Flugzeugen und Hubschraubern sagte ein Sprecher: „An keinem Ort sind Lebenszeichen gesichtet worden.“ Die Suche nach den Vermissten wurde bei Einbruch der Dunkelheit aus Sicherheitsgründen unterbrochen. Bis dahin hatten die Rettungskräfte die Insel mehrfach überflogen. Die Polizei bemüht sich nach eigenen Angaben aber mit Hochdruck darum, die genaue Zahl der Todesopfer herauszufinden.

Mehrere Personen in kritischem Zustand

Nach der Eruption waren mindestens sieben Hubschrauber im Einsatz, um Menschen von der Insel in Sicherheit zu bringen. Sieben von ihnen sollen sich in kritischem Zustand befinden. Die Verletzten erlitten den Angaben zufolge vor allem Verbrennungen. Sie wurden in Spitäler in Tauranga und Auckland geflogen. Bei mehr als 20 der Opfer soll es sich um australische Touristen handeln. Nach Auskunft des Außenministeriums in Wien liegen bisher keine Hinweise vor, dass auch Österreicher zu Schaden gekommen sein könnten.

Vulkan auf White Island in Neuseeland
APA/AFP/Michael Schade
Der Vulkan kurz nach der Eruption

Aktivster Vulkan Neuseelands

Die Eruption ereignete sich nach jüngsten Angaben der Polizei gegen 14.11 Uhr Ortszeit (2.11 Uhr MEZ). Das Nachrichtenportal Stuff zeigte Fotos, die kurz vor dem Ausbruch entstanden sein sollen. Darauf sind mehrere Touristen und Touristinnen in der Nähe des Kraters zu sehen. Mehr als ein halbes Dutzend Menschen hielten sich innerhalb des Kraterrandes auf, als der White-Island-Vulkan überraschend ausbrach. Dann wurde das Bild dunkel.

Vulkankrater
AP/GeoNet
In dieser Luftaufnahme ist der Vulkankrater auf White Island zu sehen

Regierungschefin Jacinda Ardern hatte zuvor von rund hundert Menschen auf der Vulkaninsel gesprochen, die Polizei revidierte die Zahl nach unten. Ardern sprach von einer Situation, die sich noch „entwickelt“. Die genaue Zahl der Vermissten sei noch nicht bestätigt worden, sagte Ardern weiter. „All unsere Gedanken sind bei den Betroffenen“, so die Regierungschefin.

Vulkanausbruch in Neuseeland

Die Polizei vermutet, dass es auf der Insel keine Überlebenden mehr gibt.

Aschewolke über Insel

White Island liegt etwa 50 Kilometer nördlich der Küste von Neuseelands Nordinsel. Selbst von dort war die riesige Aschewolke über der Insel zu sehen. Der Vulkan auf White Island wird von den Maori-Ureinwohnern und -Ureinwohnerinnen Whakaari genannt, was sich mit „Der dramatische Vulkan“ übersetzen lässt. Er ist der aktivste Vulkan Neuseelands. Den letzten Ausbruch gab es 2016. Die Nationale Katastrophenschutzbehörde stufte den Vulkanausbruch am Montag als von mittlerer Stärke ein.

Die Insel wurde 1769 von dem britischen Seefahrer James Cook angelaufen, der ihr auch den englischen Namen gab. Grund dafür war, dass White Island ständig in einer Wolke von weißem Dampf und Rauch erschien. Mehrere Unternehmen bieten heute Tagestouren für Touristen an. Die Insel wird pro Jahr von etwa 10.000 Touristen und Touristinnen besucht.

Rettungskräfte
AP/New Zealand Herald/Alan Gibson
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte

Neuseeland liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Auch Erdbeben sind dort keine Seltenheit. In der Stadt Christchurch kamen bei einem Beben im Februar 2011 mehr als 180 Menschen ums Leben.

Ausbruch laut Vulkanologen nicht unerwartet

Vulkanologe Brad Scott sagte zu Stuff, dass der Vulkan auf White Island nicht unerwartet ausgebrochen sei. Es sei zwar immer eine Art Überraschung, aber „wir wissen, dass es auf White Island seit einigen Wochen vulkanische Unruhen gibt“, sagte Scott. Man habe schon auf einen möglichen Ausbruch hingewiesen. Weitere Eruptionen könnten folgen.

„Wir können nicht sicher sein, dass es keine Bewegungen in den nächsten 24 Stunden geben wird“, sagte Ken Gledhill, Direktor von GeoNet, das Informationen zu geologischen Bewegungen in Neuseeland liefert. Es sei keine „große Eruption“ gewesen, so Gledhill, der den Ausbruch als „Räuspern“ beschrieb.

Sarah Stewart-Black, Direktorin für Katastrophenschutz, sagte, dass man sich keine „erheblichen Auswirkungen auf die Menschen“ auf der Nordinsel Neuseelands erwarte. „Sollte sich die Situation ändern, werden wir das mitteilen. Aber derzeit scheint es so, dass nur eine geringe Menge Asche in den kommenden Stunden die Nordinsel erreichen wird“, sagte Stewart-Black in einer Pressekonferenz.