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Novomatic-Ausstieg

Der Poker um die Casinos-Anteile

Nach dem überraschenden Schritt der Novomatic, ihre Anteile an der Casinos Austria AG (CASAG) an die nun bestimmende tschechische Sazka-Gruppe zu verkaufen, haben die Beteiligten dessen Sinnhaftigkeit beschworen. Offen ist allerdings, wer seine Vorkaufsrechte geltend macht. Die Bundeswettbewerbshörde (BWB) kündigte unterdessen an, den Deal ganz genau zu prüfen.

Man habe erst aus den Medien von dem Deal erfahren, so BWB-Generaldirektor Theodor Thanner Dienstagabend in der ZIB2, die BWB kenne die konkreten Details noch nicht. Man werde sich das aber „sicher sehr, sehr genau“ anschauen. Ob etwas gegen den Deal spreche, könne man erst nach der Analyse sagen, so Thanner weiter. Dass die Sazka-Gruppe aus Tschechien kommt, spiele aber genauso wenig eine Rolle wie die Beteiligung der Republik an dem Unternehmen: „Wir behandeln alle gleich.“

Tschechien sei ein EU-Land, eine tschechische Mehrheit wäre „Folge von Angebot und Nachfrage“. Zudem betreibe Sazka selber in Österreich kein Glücksspiel. An wettbewerbsrechtlichen Gründen war der Plan der Novomatic 2016 gescheitert, bei den Casinos größer einzusteigen. Novomatic hält seitdem 17,2 Prozent, Sazka aktuell 38,3 Prozent, die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) 33,2 Prozent. 2017 hatte Sazka laut BWB bereits erklärt, die Mehrheit bei den Casinos übernehmen zu wollen. Das ist laut Thanner grundsätzlich möglich.

BWB-Generaldirektor will Deal genau prüfen

Wettbewerbshüter Thanner will den Verkauf der Casinos-Anteile „sehr genau“ anschauen. Die BWB habe selber aus den Medien davon erfahren.

Regierung zurückhaltend

Die Regierung ist – wie auch in vielen anderen Fragen – auch in Sachen Casinos zurückhaltend und abwartend. Regierungssprecher Alexander Winterstein wollte in seiner wöchentlichen Pressekonferenz einen möglichen Anteilskauf durch die Republik durch die ÖBAG nicht kommentieren. „Was die Casinos betrifft, verweise ich auf die Stellungnahme des Finanzministers vergangene Woche in Brüssel“, sagte Winterstein.

Er habe sonst dazu nichts zu sagen und wolle auch nicht über Dinge spekulieren, die möglicherweise passieren könnten oder auch nicht, so Winterstein am Mittwoch. „Ich sehe keinen Anlass zu spekulieren und kann dazu nichts berichten“, zeigte sich der Regierungssprecher äußerst zurückhaltend.

ÖBAG freut sich über Streitbeilegung

Die ÖBAG ist indes mit der nunmehrigen Lösung offenbar zufrieden. „Unser erstes Ziel der Streitbeilegung zwischen zwei wichtigen Kernaktionären ist erreicht“, hieß es in einer Aussendung. „Wir werden die neue Situation sorgfältig prüfen, bewerten und diesbezüglich mit allen Aktionären Gespräche aufnehmen. Die ÖBAG wird die nächsten Wochen nutzen, um gemeinsam mit den anderen Aktionären eine nachhaltige und tragbare Lösung im Sinne der CASAG zu finden“, hieß es weiter.

Grafik zu Casinos Austria
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Casinos-Austria-Vorstandschefin Bettina Glatz-Kremsner sagte, sie vertraue darauf, dass Sazka und ÖBAG „in Dialog treten werden, um bestmögliche Lösungen zum Wohl unserer Unternehmensgruppe zu finden“. Zwar stehe ihr in ihrer Funktion grundsätzlich kein Kommentar zur Eigentümerstruktur zu, „ich kann jedoch festhalten, dass aus Unternehmenssicht natürlich jeder Schritt zu einer klaren und nachhaltigen Eigentümerstruktur zu begrüßen ist. Es ist kein Geheimnis, dass es in der Vergangenheit auf Eigentümerebene nicht immer einfach war“, teilte Glatz-Kremsner mit.

Frage des Vorkaufsrechts

Die Mitteilung des Verkaufs durch die Novomativ kam überraschend. „Die Novomatic AG hat heute eine Vereinbarung über den Verkauf ihres 17,19 Prozent großen CASAG-Anteils mit der Sazka Group geschlossen“, hieß es in einer Aussendung Dienstagmittag. Die Transaktion stehe „unter bestimmten aufschiebenden Bedingungen, einschließlich behördlicher Genehmigungen und geltender Rechte anderer CASAG-Aktionäre“. Bei den Casinos haben die übrigen Aktionäre ein Vorkaufsrecht. Das heißt, sie dürfen im Verhältnis ihrer Beteiligung zum gleichen Preis Aktien aufgreifen. Sie haben dafür einen Monat Zeit.

Der Deal, berichtete der „Standard“, müsse nun aber nicht nur kartellrechtlich in allen Ländern, in denen die Unternehmen aktiv sind, genehmigt werden. Auch die Zustimmung der jeweiligen Glücksspielaufsichten ist erforderlich. Angesichts der Korruptionsvorwürfe könnte so manche Behörde die Transaktion besonders genau begutachten, hieß es in dem Artikel.

Novomatic in Gumpoldskirchen
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Novomatic ebnet der tschechischen Sazka den Weg zu einer Mehrheit an der Casinos Austria

Zweiter Deal könnte Sazka Mehrheit sichern

Mit dem Vorkaufsrecht könnten die ÖBAG und die anderen, kleineren Aktionäre ihre Anteile aufstocken und so die Sazka-Mehrheit auf ersten Blick verhindern. In Gefahr sieht Sazka ihre Mehrheit aber trotzdem nicht, weil es nebenbei noch einen zweiten Deal geben soll – und zwar zwischen Sazka und dem Bankhaus Schelhammer & Schattera. Die Tochterbank der Grazer Wechselseitigen (GRAWE) hält noch 5,31 Prozent an den Casinos. Inklusive dieses Anteils dürfte die Mehrheit der Sazka-Gruppe gesichert sein. Ob die ÖBAG ihr Vorkaufsrecht geltend machen wird, steht in den Sternen.

Sazka strebte schon seit Längerem die Mehrheit an den Casinos Austria an, ein Stimmrechtsvertrag mit Novomatic endete aber im Streit. Nun scheint der hinter Sazka stehende tschechische Milliardär Karl Komarek am Ziel zu sein. Er hält, wenn der Kauf über die Bühne ist, mehr als 50 Prozent und hat damit die alleinige Kontrolle. Somit kann Sazka die österreichischen Casinos auch in ihrer Konzernbilanz konsolidieren.

Kaufpreis nicht bekannt

Ein Kaufpreis für den Novomatic-Anteil wurde weder von Sazka noch Novomatic genannt. Aufgrund der Marktstellung dürfte der Anteil aber viel wert sein. Der Casinos-Austria-Konzern hat seit jeher das Monopol für die zwölf heimischen Spielbanken inne. Im Onlineglücksspiel hält die Tochter Win2Day das Monopol.

„Die bisherige Eigentümerstruktur hat zu keiner zufriedenstellenden Entwicklung der Casinos Austria geführt“, begründete Novomatic-Chef Harald Neumann den Verkauf. Als kleinster Großaktionär habe man sich entschlossen, die Anteile zu verkaufen, um den Casinos Austria eine klare Eigentümerstruktur zu ermöglichen. Ihren Anteil an der Österreichischen Lotterien GmbH wird die Novomatic behalten.

Sidlo sorgte für finalen Schritt

Die endgültige Eskalation im Streit der drei Großaktionäre Sazka, ÖBAG und Novomatic wurde durch die Ermittlungen zur Bestellung des – inzwischen abgelösten – Casinos-Finanzvorstands Peter Sidlo (FPÖ) ausgelöst. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geht dem Verdacht nach, die Novomatic habe sich für Sidlo als CASAG-Finanzvorstand starkgemacht, weil die FPÖ im Gegenzug Entgegenkommen bei der Lizenzvergabe versprochen habe. Beide Seiten dementieren den Vorwurf.

Peter Sidlo
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Sidlo löste die Verwerfung aus

Vergangene Woche berief der CASAG-Aufsichtsrat Sidlo ab. Begründet wurde das offiziell mit „wichtigen Gründen“, inoffiziell mit der Sorge vor einem Reputationsschaden für den Glücksspielkonzern. Jene Aufsichtsräte, die von der WKStA als Beschuldige geführt werden, enthielten sich der Stimme. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Wie der „Standard“ (Dienstag-Ausgabe) berichtete, will Sidlo die Entscheidung des Aufsichtsrats aber nicht einfach hinnehmen. In einem Brief an das Aufsichtsratspräsidium der Casinos Austria schrieb Sidlo laut dem Bericht, dass er für den Imageverlust der Casinos nicht persönlich verantwortbar zu machen sei. Er halte fest, „dass die Abberufung aus meiner Sicht jedenfalls nicht rechtmäßig war und mir weiterhin die in meinem Vorstandsvertrag und im Aktiengesetz vorgesehenen Rechte/Ansprüche zustehen“, zitierte der „Standard“ aus dem Brief.