Boeing-Abstürze: Whistleblower sah „Fabrik im Chaos“

Der US-Luftfahrtriese Boeing gerät in der Krise um seinen nach zwei verheerenden Abstürzen weltweit mit Startverboten belegten Unglücksjet 737 Max weiter unter Druck. Ein Whistleblower erhob bei einer Kongressanhörung in Washington gestern (Ortszeit) schwere Anschuldigungen gegen den Flugzeugproduzenten.

„Schwerwiegende Bedenken“

„Ich habe eine Fabrik im Chaos erlebt und Monate vor dem ersten Absturz schwerwiegende Bedenken über die Fertigungsqualität an ranghohe Boeing-Führungskräfte durchgegeben“, sagte der frühere Boeing-Manager Ed Pierson. Vor dem zweiten Unglück habe er erneut Probleme gemeldet, doch keiner seiner Hinweise habe etwas bewirkt.

Ed Pierson, früherer Boeing-Manager
APA/AFP/Getty Images/Tasos Katopodis

Boeing steht im Verdacht, die Unglücksflugzeuge überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Der Konzern streitet das ab, hat aber Fehler bei der 737 Max zugegeben. Als eine wesentliche Absturzursache gelten Softwarefehler bei einer Steuerungsautomatik, die Boeing per Update beheben will.

US-Luftfahrtaufsicht in der Kritik

Bei der Anhörung vor einem Kongressausschuss ging es auch um die Rolle der US-Luftfahrtaufsicht FAA. Sie steht wegen der Zulassung der 737 Max ebenfalls stark in der Kritik. FAA-Chef Steve Dickson verteidigte die Behörde, räumte aber ein, dass das sehr zögerlich verhängte Flugverbot für die 737 Max aus heutiger Sicht zu spät kam.

Zuletzt hatte Dickson Boeings Hoffnungen auf eine rasche Wiederzulassung des Unglücksjets gedämpft. „Wir werden bei dem Prozess alle nötigen Schritte befolgen, wie lange auch immer es dauern wird“, sagte der FAA-Chef im Sender CNBC. In diesem Jahr werde es sicherlich keine Betriebserlaubnis für die 737 Max mehr geben.