„Die Tagesordnung“: Brandauer liest Vuillard

Seit 56 Jahren ist Klaus Maria Brandauer am Burgtheater engagiert – in großen Titelrollen wie „König Lear“, „Nathan der Weise“ und „Cyrano de Bergerac“ ist er von Publikum und Kritik gefeiert worden. Nun kehrt das Ehrenmitglied des Theaters auf die große Bühne zurück: Mit einer Lesung von Eric Vuillards preisgekröntem Roman „Die Tagesordnung“ ist Brandauer am Mittwoch im Burgtheater zu erleben.

Klaus Maria Brandauer liest aus „Die Tagesordnung“
Reinhard Werner / Burgtheater

Der 2017 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Roman legt das Verhalten der politischen und wirtschaftlichen Elite während der Machtübernahme der Nazis offen. Auf nur 120 Seiten stellt sich die lakonische und raffiniert geführte Erzählung der ewig unerklärlichen Frage: Wie konnte Hitler derart schnell und derart umfassend nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa unter den Zugriff seiner Macht- und Lebensraumphantasmen zwingen?

Vuillard stellt seine Erklärung, die weder als Roman noch als Erzähltext noch als Sachbuch zu lesen ist, auf drei Achsen: die bereitwilligen Unterstützer, die Zauderer und Feiglinge auf dem internationalen Parkett, die mehr mit sich selbst als mit der Welt beschäftigt waren; und schließlich schaut er im Fall der Konfrontation Hitler – Schuschnigg auf die Struktur der kalten Erpressung.