UNO wirft Chiles Polizei Folter und Vergewaltigung vor

Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte hat der chilenischen Polizei schwere Menschenrechtsverstöße bei den regierungskritischen Protesten in dem südamerikanischen Land vorgeworfen. Die Polizei sei „grundlegend repressiv“ auch gegen friedliche Demonstranten vorgegangen, heißt es in einem heute in Genf veröffentlichten Bericht, den UNO-Fachleute nach drei Wochen an Ort und Stelle erstellt hatten.

Laut UNO-Bericht gab es schwere Verletzungen, Misshandlungen, Folter und Vergewaltigungen sowie sogar einige Todesopfer, deren Ableben mit den Sicherheitskräften in Verbindung gebracht wird.

Die Polizisten hätten mehrfach keinerlei Unterschied zwischen friedlichen und gewalttätigen Demonstrierenden gemacht, heißt es in dem Bericht. Insgesamt seien 113 Fälle von Folter und Misshandlungen sowie 24 Fälle von sexueller Gewalt gegen Frauen, Männer und Mädchen festgestellt worden. Die UNO-Delegation war vom 30. Oktober bis 22. November in Chile. UNO-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet, ehemalige chilenische Präsidentin, hatte sie entsandt.

26 Tote bei Protesten

Offiziellen Angaben zufolge wurden zwischen dem 18. Oktober und dem 6. Dezember mehr als 28.000 Menschen festgenommen. Die meisten von ihnen seien mittlerweile wieder freigelassen worden. 1.600 Menschen würden nach offiziellen Angaben noch festgehalten, sagte die Chefin der UNO-Mission, Imma Guerras-Delgado, in Genf.

Bei den Massenprotesten in Chile wurden seit dem 18. Oktober offiziellen Angaben zufolge 26 Menschen getötet und mehr als 4.900 weitere verletzt, 2.800 davon aufseiten der Polizei. Die Proteste richteten sich zunächst gegen eine Erhöhung der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr. Die Demonstrierenden kritisieren aber auch niedrige Löhne, hohe Kosten für Bildung und Gesundheit sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land.