„NYT“: USA wiesen heimlich chinesische Botschaftsvertreter aus

Wegen Spionageverdachts sollen die USA einem Medienbericht zufolge im Oktober heimlich zwei chinesische Botschaftsvertreter ausgewiesen haben. Die beiden Männer sollen sich im September im Beisein ihrer Frauen Zutritt zu einer Militärbasis im US-Bundesstaat Virginia verschafft haben, auf der auch Spezialeinheiten stationiert sind, berichtete die „New York Times“ heute unter Berufung auf sechs mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Amerikanische Regierungsbeamte hätten demnach den Verdacht, dass es sich bei mindestens einem der Botschaftsmitarbeiter um ein Mitglied des chinesischen Geheimdienstes gehandelt habe.

Sicherheitsvorkehrungen getestet?

Da die Gruppe keine Zutrittserlaubnis vorweisen konnte, wurde sie aufgefordert, durch die Einfahrt auf das Gelände zu fahren und dort umgehend zu wenden, wie die „New York Times“ weiter berichtete. Statt die Militärbasis zu verlassen, seien die vier allerdings weitergefahren.

Nachdem Feuerwehrwagen sie blockiert hätten, hätten sie angegeben, dass sie die Anweisungen des Wachmanns auf Englisch nicht verstanden und sich verirrt hätten. Das Motiv des versuchten Eindringens sei nicht klar. Es bestehe aber der Verdacht, dass die Sicherheitsvorkehrungen getestet werden sollten.

Angespanntes Verhältnis

Auf eine Anfrage beim Außenministerium in Washington gab es zunächst keine Rückmeldung. Auch die „New York Times“ verweist darauf, dass weder das US-Außenministerium noch das FBI den Vorfall kommentieren wollten. Auf Anfrage beim chinesischen Außenministerium und der Botschaft in Washington habe es keine Antwort gegeben. Bestätigt sich der Vorfall, wäre es der Zeitung zufolge die erste Ausweisung chinesischer Diplomaten wegen Spionageverdachts seit mehr als 30 Jahren.

Das Verhältnis zwischen den USA und China ist angespannt. Seit rund eineinhalb Jahren liefern sich die beiden Länder einen Handelskonflikt, der sich am Freitag nach einer Einigung auf ein Teilabkommen zumindest etwas entspannt hat. Allerdings sorgten vom US-Kongress verabschiedete Gesetze zur Unterstützung der Demokratiebewegung in Hongkong für Empörung in Peking.

Auch die scharfe Kritik der US-Regierung an der Behandlung der Uiguren in der Provinz Xinjiang sieht Chinas Führung als unerwünschte Einmischung in innere Angelegenheiten.