Eine Frau mit einer Teetasse
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Grippewelle

Früher Ausbruch überrascht Experten

Nur wenige Tage nach der Volksschule Igls ist in Innsbruck eine zweite Tiroler Schule wegen Grippe vorübergehend geschlossen worden. Experten zeigen sich nicht nur über die Anzahl der Krankheitsfälle und die Altersgruppe der Patienten, sondern auch über den im Vergleich zu vergangenen Jahren frühen Ausbruch der Grippewelle überrascht.

Die Volksschule Igls sorgte bereits am Donnerstag österreichweit für Schlagzeilen, nachdem 67 der insgesamt 119 Schüler krankheitsbedingt zu Hause bleiben mussten. So wie in Igls ist seit Montag auch die Volksschule Angergasse in Innsbruck aus medizinischen Gründen für fünf Tage geschlossen. Hier seien nach Angaben der Landessanitätsdirektion 150 der insgesamt 250 Schüler an Influenza erkrankt.

So eine Situation habe sie in ihren 39 Jahren an der Schule noch nie erlebt, sagte nach Angaben des ORF-Landesstudios Tirol die Direktorin der Schule, Iris Posch. Reinhard Würzner, Impfexperte des Instituts für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, zeigte sich aber auch über den frühen Ausbruch der diesjährigen Grippewelle überrascht. Würzner zufolge könne man demnach auch davon ausgehen, dass die Grippewelle diesmal länger andauern werde.

Prognosen „ständig falsch“

Aber Prognosen könne man nur „unter Vorbehalt“ treffen, wie Würzner dann auch wieder relativierte. Sichere Analysen seien erst im Nachhinein möglich, denn die Influenza sei ein „Chamäleon“. Experten lägen im Vorhersagen bezüglich des Verlaufs der Grippewelle „ständig falsch“, man könne nicht sagen, ob die Virusstämme stärker oder schwächer werden.

Geht es nach der Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Med-Uni Wien, zirkulierte das A/H3N2-Virus, „das eben jetzt in Tirol diese Grippewelle verursacht“, in den letzten drei Jahren in Österreich nicht bzw. nur in einem sehr, sehr geringen Ausmaß. „Das heißt, wir haben drei Geburtenjahrgänge, die noch niemals mit diesem Virus in Kontakt waren“, wie die Expertin im Ö1-Morgenjournal weiter sagte. Schließlich seien auch ältere Kinder „noch nicht wirklich voll durchimmunisiert“, und „dementsprechend kann sich das Virus eben explosionsartig dort ausbreiten“ – Audio dazu in oe1.ORF.at.

„Massiveres Krankheitsgefühl“

Meist zirkulieren mehrere Virusstämme gleichzeitig, in diesem Jahr sind es unter anderem die Stämme H3N2 und H1N1, wie Würzner in diesem Zusammenhang sagte. Letzterer sei auch unter dem Namen Schweinegrippe bekannt und stelle besonders für Schwangere eine Gefährdung dar, erklärte Würzner. H3N2 gebe es bereits seit 51 Jahren auf der Welt. Beide Viren sind, wie schon seit Jahren, im diesjährigen Impfstoff beinhaltet, allerdings mutieren die Stämme laufend.

Infektionsspezialist Wenisch zur Grippewelle

Der frühe Ausbruch der Grippewelle in Tirol ist ungewöhnlich. Warum es dazu kam und ob es sich um einen besonders aggressiven Virenstamm handelt, erklärte Experte Christoph Wenisch.

Kinder erwischt es in Bezug auf den Krankheitsverlauf meist stärker als Erwachsene, berichtete Würzner. Kinder würden schneller und schwerer erkranken, sie bekommen meist sehr hohes Fieber. Redlberger-Fritz verweist grundsätzlich auf einen schwereren Krankheitsverlauf bei A/H3N2-Viren. „Sprich man hat höheres Fieber, man hat ein massiveres Krankheitsgefühl“, und demnach fühle man sich „einfach wesentlich, wesentlich kränker als verglichen zum Beispiel mit Influenza B-Viren“.

„Impfen macht auch jetzt noch Sinn“

Ein Indiz dafür, dass man tatsächlich an der Grippe leidet, sei, dass man schlagartig erkranke und hohes Fieber bekomme. Vorheriger Schnupfen oder Husten sei untypisch für die Influenza und deute eher auf einen grippalen Infekt hin, meinte Würzner. Um das Risiko einer Erkrankung zu minimieren, empfiehlt Würzner die Impfung. Man sei damit aber nicht zu 100 Prozent geschützt, stellte er klar. Leider bekommen auch Geimpfte die Grippe. Oft – leider nicht immer – verläuft sie dann aber schwächer, sagte er.

Auch wenn es um die sieben bis zehn Tage dauert, um den Schutz einer Grippeimpfung zu haben, sei es laut Redlberger-Fritz immer noch nicht zu spät, sich impfen zu lassen. Vor allem in jenen Teilen Österreichs, in denen die Grippewelle noch nicht angekommen sei, sei „das auf jeden Fall noch eine sehr, sehr gute Möglichkeit“.

„Impfen macht auch jetzt noch Sinn“, heißt es passend dazu auch von Luckner-Hornischer von der Tiroler Landessanitätsdirektion. Vorbeugen könne man zudem „mit einer entsprechenden Händehygiene – die Hände mindestens 20 Sekunden mit Seife unter laufendem Wasser waschen und das gleich mehrfach am Tag“, so Luckner-Hornischer, die zudem empfiehlt: „Wenn gerade kein Taschentuch verfügbar ist, dann Niesen und Husten in den Ellenbogenbereich hinein.“ All jenen, die bereits an Influenza erkrankt sind, legt Lucker-Hornischer schließlich nahe, unbedingt zu Hause zu bleiben und sich ordentlich auszukurieren.

Im Rest Österreichs noch keine Epidemie

Außer Frage stellt die Tiroler Landessanitätsdirektion jedenfalls, dass „eine Grippewelle im Anrollen ist“. Auch im restlichen Bundesgebiet sei ein Anstieg der Influenzavirusaktivität zu verzeichnen, wie die Med-Uni Wien am Dienstag dazu mitteilte. Das epidemische Niveau sei hier aber noch nicht erreicht.