„Berücksichtigt man die Prognosen für die nächsten Tage, liegt 2019 ziemlich sicher im Bereich von 1,5 bis 1,7 Grad Celsius über dem vieljährigen Mittel“, sagte ZAMG-Experte Alexander Orlik. Ein „Abrutschen“ auf Platz vier sei in den verbleibenden Tagen des Jahres „kaum noch zu erwarten“ – vielmehr bestehe noch „eine minimale Chance“ auf Platz zwei.
Wärmstes Jahr der 252-jährigen Messgeschichte bleibt somit 2018. 2019 setzt sich aber eine Serie fort. Unter den 15 wärmsten Jahren der Messgeschichte sind laut Orlik „14 Jahre seit 1994, erst auf Platz 15 folgt mit 1822 ein Jahr, das schon weit zurückliegt“. Die vergangenen sechs Jahre bis 2019 sind allesamt in dieser Reihe zu finden.
Wärmstes Jahr bei diversen Messstationen
Die vorläufige Klimabilanz beruht den ZAMG-Angaben zufolge auf der ersten Auswertung von rund 270 Wetterstationen sowie auf der Analyse an 84.000 Datenpunkten mittels SPARTACUS (Spatiotemporal Reanalysis Dataset for Climate in Austria). Die Daten der Wetterstationen reichen zum Teil bis ins 18. Jahrhundert zurück. Die SPARTACUS-Daten sind flächendeckend bis ins Jahr 1961 verfügbar, hier wurden detaillierte Methoden zur räumlichen Klimaanalyse angewendet.
Den ZAMG-Angaben zufolge wird 2019 „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ nicht nur im Tiefland das drittwärmste Jahr – auch in den Gipfelregionen „liegt die Temperaturanomalie für das Jahr 2019 bei plus 1,3 Grad Celsius“. Damit sei 2019 auch unter den drei wärmsten Jahren der „hochalpinen Temperaturmessgeschichte“.
„Den größten Beitrag zum diesjährigen Ergebnis steuerte der Juni 2019 bei“, heißt es. Mit einer Abweichung von plus 4,7 Grad Celsius handelt es sich um den wärmsten Juni der Messgeschichte. Mit minus 2,5 Grad Celsius sticht schließlich auch die „Anomalie“ im Mai hervor. Laut ZAMG waren Jänner und Mai „die einzigen Monate, die im Jahr 2019 überhaupt unterdurchschnittliche Temperaturen aufwiesen“.
Rekorde in Graz und Eisenstadt
An an einzelnen ZAMG-Wetterstationen war 2019 schließlich auch das wärmste Jahr der jeweiligen Messreihe. Als Beispiel führt die ZAMG hier Graz-Universität mit einem Jahresmittel von 11,8 Grad (alter Höchswert: 11,5 Grad im Jahr 2018), Bad Gleichenberg mit 11,3 Grad und Eisenstadt mit 12,3 Grad an. In Retz, Wien-Hohe Warte, Zwettl, Millstatt, Klagenfurt und auf dem Schöckl werden die Jahresmitteltemperaturen aller Voraussicht nach ziemlich genau im Bereich der bisherigen Höchswerte liegen.
„Erhebliche“ regionale Unterschiede bei Niederschlag
In der österreichweiten Auswertung des Niederschlags war 2019 ein ausgeglichenes Jahr, wie die ZAMG weiter mitteilte: „Jedoch gab es innerhalb des Bundesgebietes erhebliche Unterschiede bei der Verteilung der üblichen Niederschlagsmengen.“ Im Westen und Süden, in etwa westlich einer gedachten Linie Salzburg – Klagenfurt, war 2019 um fünf bis 25 Prozent feuchter als ein durchschnittliches Jahr, in Oberkärnten und Teilen Tirols stellenweise um bis zu 40 Prozent.
In der Osthälfte Österreichs war es dagegen um 25 bis 40 Prozent zu trocken. 2019 brachte in der österreichweiten Auswertung sechs Prozent mehr Sonnenstunden als ein durchschnittliches Jahr. Die größten regionalen Abweichungen vom Mittel gab es in Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und dem Nordburgenland sowie in Teilen der Steiermark und im Rheintal. In diesen Regionen brachte 2019 um fünf bis 25 Prozent mehr Sonnenstunden als ein durchschnittliches Jahr.
Auch beim Schnee „einige neue Rekorde“
In der ZAMG-Bilanz wird schließlich auch an die großen Schneemengen im Jänner und damit an einigen Wetterstationen registrierte neue Rekorde erinnert. Als Beispiel wird hier die Wetterstation in Reutte, wo mit 116 Zentimetern die dort höchste maximale Gesamtschneehöhe in einem Jänner seit Beginn der Messungen im Jahr 1937 gemessen wurde.
Rekorde gab es auch „bei den 15-tägigen Summen der täglichen Neuschneemenge“. Das hier erwähnte Beispiel: Hochfilzen mit einer Neuschneesumme von 451 Zentimetern. Dennoch „waren die Schneeverhältnisse sowohl bei den Neuschneesummen als auch bei den Schneedeckentagen vor allem im Norden, Osten und Südosten unterdurchschnittlich“. Denn „aufgrund der durchwegs relativ hohen Temperaturen in den Wintermonaten in den Niederungen fiel der meiste Niederschlag in Form von Regen“.