Hände halten Zigaretten in Fabrik
AP/CTK/Josef Vostarek
WHO sieht Trendwende

Männer rauchen erstmals weniger

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von einem Wendepunkt: Erstmals geht die Zahl der tabaknutzenden Männer weltweit zurück. Davon geht die Organisation in ihrer neuen Analyse aus. Bisher ging ausschließlich die Zahl der tabaknutzenden Frauen zurück, bei den Männern war die Zahl weiter gestiegen. Nun ziehen sie aber nach.

Obwohl vier von fünf Tabaknutzern Männer sind, ist der Rückgang der Tabaknutzer insgesamt darauf zurückzuführen, dass Frauen das Rauchen oder einen anderen Genuss von Tabak aufgegeben haben. Die Zahl der tabaknutzenden Frauen sank von 2000 bis 2018 um rund 100 Millionen, während die Zahl der tabaknutzenden Männer um rund 40 Millionen stieg. Dieser Trend bei Männern hat sich nun geändert, so die WHO.

Die Organisation geht davon aus, dass im kommenden Jahr zwei Millionen weniger Männer Tabak nutzen als 2018, im Jahr 2025 sogar sechs Millionen weniger. Die Frauen sind den Männern in der Abkehr von der Nikotinsucht aber weiter voraus: Im Jahr 2020 dürften neun Millionen weniger Frauen Tabak nutzen als 2018, bis 2025 sollen es sogar 32 Millionen weniger sein als 2018.

Rund 1,3 Milliarden Tabaknutzer

Insgesamt nutzte im Jahr 2000 rund ein Drittel der Weltbevölkerung ab 15 Jahren regelmäßig Tabak. Gemeint sind hier Zigaretten, Zigarren, Pfeifen, Wasserpfeifen sowie Kau- oder Schnupftabak und ähnliche Produkte, aber keine elektronischen Zigaretten. 2015 war es nur noch rund ein Viertel. In absoluten Zahlen ging die Zahl der Tabaknutzer und Tabaknutzerinnen nach den WHO-Schätzungen von rund 1,4 Milliarden im Jahr 2000 auf gut 1,3 Milliarden im Jahr 2018 zurück. Im Jahr 2018 waren 80 Prozent aller Tabaknutzer Raucher.

Zigaretten
Reuters/Michaela Rehle
In Österreich ist Nikotin laut einer aktuellen Analyse Suchtmittel Nummer eins

Nach WHO-Angaben sterben jedes Jahr acht Millionen Menschen durch Tabakkonsum, davon etwa 1,2 Millionen, die gar nicht selbst rauchen, sondern mit Rauchern bzw. Raucherinnen zusammenleben oder arbeiten. Tabakkonsum trägt zu Herzkrankheiten, Krebs und anderen Krankheiten bei. Im Jahr 2018 konsumierten weltweit 43 Millionen 13- bis 15- Jährige Tabak. Davon waren knapp 30 Prozent Mädchen.

Angepeiltes Ziel wird laut WHO verfehlt

Das angepeilte Ziel, den Anteil der Tabaknutzer weltweit bis 2025 um 30 Prozent unter das Niveau von 2010 zu senken, dürfte verfehlt werden, warnte die WHO. Nur 32 Länder seien auf einem guten Weg. Wenn sich die derzeitigen Trends in den nächsten fünf Jahren fortsetzten, würde bis 2025 ein Rückgang von 23 Prozent erreicht.

Prozentual gab es 2018 nach Schätzungen die wenigsten Tabaknutzer und Tabaknutzerinnen in Afrika und die meisten in Südostasien. Europa und die Westpazifikregion folgen dahinter. „Wir haben noch Arbeit vor uns“, sagte der WHO-Chef der Abteilung für Tabakkontrolle, Vinayak Prasad. „Wir dürfen im Kampf gegen die Tabakfirmen nicht nachlassen.“

Vor etwa eineinhalb Jahren bemängelte die WHO, dass der Anteil der Raucher und Raucherinnen an der Weltbevölkerung nicht so schnell sinkt wie erhofft. In vielen Ländern wüssten die Menschen immer noch nicht, wie schädlich das Rauchen für die Gesundheit sei. So hätten 2010 noch rund 60 Prozent der Chinesen und Chinesinnen nicht gewusst, das Rauchen Herzinfarkte verursachen kann.

Nikotin in Österreich Suchtmittel Nummer eins

Laut einer aktuellen Analyse der Gesundheit Österreich GmbH im Auftrag des Sozialministeriums ist Nikotin hierzulande Suchtmittel Nummer eins. Jede vierte bis fünfte Person gibt dem aktuellen Bericht zufolge an, täglich zu rauchen. Ein Drittel davon hat im Lauf des letzten Jahres erfolglos versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Frauen rauchen nach wie vor etwas seltener und im Durchschnitt weniger Zigaretten pro Tag als Männer, ihr Rauchverhalten hat sich jedoch jenem von Männern über die Jahrzehnte zunehmend angeglichen.

Im europäischen Vergleich liegt Österreich bei den täglich Rauchenden über dem Durchschnitt. Tabakrauchen (inklusive Passivrauchen) ist in Österreich gemäß aktueller Schätzungen für 15 Prozent aller Todesfälle verantwortlich. In den vergangenen Jahren gibt es einen Konsumrückgang bei Kindern und Jugendlichen: Bei den 15-Jährigen hat sich der Anteil der täglich Rauchenden seit 2002 mehr als halbiert.

Dennoch liegt der Anteil der täglich Rauchenden auch in dieser Altersgruppe über dem europäischen Durchschnitt. Der Trend geht allerdings hin zur Wasserpfeife. Laut Befragung stimmten Jugendliche häufiger der Aussage zu, im vergangenen Monat zumindest einmal Shisha geraucht zu haben, als der Aussage, im vergangenen Monat zumindest eine Zigarette geraucht zu haben.