Christian Hafenecker
APA/Hans Punz
Präsentation am Montag

FPÖ enthüllt Historikerbericht

Die FPÖ stellt am Montag den Historikerbericht zur Aufarbeitung ihrer Parteigeschichte vor. Die Veröffentlichung des noch unter Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache in Auftrag gegebenen Dokuments wurde mehrmals verschoben. Eine Kurzfassung, die im Sommer präsentiert wurde, stieß auf scharfe Kritik – und zwar sowohl von Wissenschaftlern als auch von Koautoren des Berichts.

Schon für Herbst 2018 war eigentlich ein erster Zwischenbericht angekündigt – doch eine erste 32-seitige Kurzzusammenfassung wurde erst im August veröffentlicht. Der Leiter der Historikerkommission, der frühere FPÖ-Politiker Wilhelm Brauneder, bezeichnete die FPÖ dabei als „eine Partei wie nahezu jede andere“.

Nun will FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker den endgültigen Bericht vorstellen – gemeinsam mit Andreas Mölzer, dem Koordinator der von der Partei eingesetzten Historikerkommission, und dem Historiker Thomas Grischany, einem Koautor des Berichts und früheren Kabinettsmitarbeiter von Ex-Vizekanzler Strache.

Folge der NS-Liederbuchaffäre

In Auftrag gegeben worden war der Bericht als Folge der NS-Liederbuchaffäre um die Burschenschaft des niederösterreichischen FPÖ-Politikers Udo Landbauer. Die Studie sollte die Geschichte des Dritten Lagers aufarbeiten und auch „dunkle Flecken“ der von früheren Nationalsozialisten mitbegründeten Partei beleuchten.

Die Kurzzusammenfassung sorgte im Sommer für scharfe Kritik. So ortete der Historiker Oliver Rathkolb einen Versuch der Reinwaschung, bemängelte das Fehlen wissenschaftlicher Standards und die Mitautorenschaft von FPÖ-Funktionären wie FPÖ-Klubdirektor Norbert Nemeth und Generalsekretär Hafenecker.

FPÖ-Historikerkommission
APA/Hans Punz
Die Historikerkommission stellte eine erste Zusammenfassung im Sommer vor

Historiker sahen inhaltliche Mängel

Kritisch sah Rathkolb auch, dass im Zwischenbericht teils die parteipolitische Tätigkeit der Autoren nicht erwähnt wurde – wie etwa jene von Strache-Kabinettsmitarbeiter Grischany. Völlig fehlen würden darüber hinaus etwa Hinweise auf Analysen in den internen Parteivorstandsprotokollen der FPÖ zu NS-Themen, zu Restitution, Entschädigung und Antisemitismus.

Die Historikerin Margit Reiter vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien bezeichnete die Präsentation damals gegenüber ORF.at als „bemerkenswertes Schauspiel“ und „Farce“. Eine inhaltliche Einschätzung abzugeben sei „nicht seriös, da bisher nur Überschriften vorliegen. Diese deuten aber alle sehr in Richtung Reinwaschung und Relativierung“, so Reiter.

Kritik auch von beteiligten Autoren

Auch an dem Bericht beteiligte Autoren distanzierten sich von der Zusammenfassung. So beschwerten sich der frühere SPÖ-Politiker Kurt Scholz sowie der Historiker und Jurist Michael Wladika, dass ihre Beiträge verkürzt dargestellt bzw. aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Wladika hatte sich mit den personellen Überschneidungen zur NSDAP befasst.

Berichtes der FPÖ-Historikerkommission
ORF.at
Das 32-seitige Dokument, das im August veröffentlicht wurde, wurde scharf kritisiert

Präsentation erst zuletzt verschoben

Erst vor wenigen Wochen hieß es von der FPÖ, dass eine Präsentation des Historikerberichts dieses Jahr nicht mehr zustande kommen werde. Hafenecker bedauerte in einem Video auf Facebook, dass die geplante Diskussionsveranstaltung mit „namhaften Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik“ aufgrund terminlicher Schwierigkeiten mancher Eingeladener verschoben werden musste.

„Gern hätten wir den Bericht noch in diesem Jahr präsentiert, aber nicht in einem Frontalvortrag eines freiheitlichen Vertreters, da uns dies zu Recht den Vorwurf der Diskussionsverweigerung eingebracht hätte“, so Hafenecker damals auf seiner Facebook-Seite. Im Video präsentierte er auch das angeblich bereits fertige Druckwerk, das „verschiedene Aspekte des sogenannten Dritten Lagers“ wissenschaftlich beleuchte.