Emanuel Ungaro
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1933–2019

Modeschöpfer Emanuel Ungaro ist tot

Der französische Modedesigner Emanuel Ungaro ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 86 Jahren in Paris, bestätigte seine Familie. Ungaro galt als Couturier der alten Schule. Sein in den 1960ern gegründetes Modehaus wurde zum Imperium, das sich über Parfums, Schuhe und Designerbrillen erstreckte. Er selbst bezeichnete sich als „sinnlichen Besessenen“.

Ungaro hatte sich bereits 2004 aus der Modebranche zurückgezogen. Nach Angaben eines Familienmitglieds befand sich Ungaro die vergangenen zwei Jahre in einem „geschwächten“ Gesundheitszustand. Eine Sprecherin des Modehauses Emanuel Ungaro bezeichnete seinen Tod als „großen Verlust“. Obwohl er das Label bereits vor Jahren verlassen habe, sei er „immer noch sehr präsent bei der Inspiration gewesen“.

Ungaro wurde 1933 in Südfrankreich als Sohn einer italienischen Immigrantenfamilie geboren. Im Alter von 23 Jahren zog er 1956 nach Paris, wo er vom spanischen Designer Cristobal Balenciaga ausgebildet wurde. Neun Jahre später eröffnete er sein eigenes Modehaus in der französischen Hauptstadt.

Kleider für berühmte französische Filmstars

Er zeichnete keine Skizzen, sondern arbeitete den Stoff direkt auf den Körper eines Models. „Er entwirft Kleider, als würde er die Frauen umarmen und ihnen sagen: Ich liebe dich“, sagte der japanische Designer Issey Miyake über die Arbeit seines Kollegen.

Kreationen von Emanuel Ungaro
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Ungaro setzte auf kräftige Farben, hier bei Kreationen aus dem Herbst 2001

Aus den Lautsprechern in seinen Ateliers klangen Opern von Verdi, Beethoven oder Mozart, so die Nachrichtenagentur dpa über den Modeschöpfer. Er kleidete laut AFP berühmte Stars wie Gena Rowlands, Catherine Deneuve und Isabelle Adjani ein.

„Man sollte kein Kleid tragen, man sollte darin leben“, zitiert die AFP den Modeschöpfer. Bei Ungaro sei „die Sinnlichkeit überall“, schrieb seine Freundin, die Schriftstellerin Christine Orban, in einer Biografie. Auf der Ungaro-Website wird der Gründer als jemand beschrieben, der „es gewagt hat, anders zu sein, indem er unerwartete und doch sinnliche Begegnungen von leuchtenden Farben und Drucken mit schönen Drapierungen kombiniert“.

Rückzug im Jahr 2004

1968 trat Ungaro parallel zu seiner Haute-Couture-Linie mit einer Damenlinie und einige Jahre später mit einer Herrenlinie in den Pret-a-porter-Markt ein. 1996 kaufte schließlich die Familie Ferragamo Ungaros Modeimperium. 2004 erklärte Ungaro – Vater einer Tochter – gänzlich seinen Rückzug aus der Modebranche mit der Begründung, er glaube, die Haute Couture entspräche nicht mehr „den Erwartungen der heutigen Frauen“.

Kreationen von Emanuel Ungaro
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2004 zog sich Ungaro zurück – sein Stil blieb auch, wie hier bei der Präsentation der Wintermode 2002, erkennbar

Ungaro-Kooperation mit Lindsay Lohan als „Desaster“

Nach seinem Rückzug hatte Ungaro keinen Einfluss mehr auf sein Modehaus. 2009 äußerte er sich kritisch über das von ihm gegründete Label: Dieses hatte mit der US-Schauspielerin Lindsay Lohan zusammengearbeitet. Sie war künstlerische Beraterin des Konzerns – mit katastrophalem Ergebnis: Ihr Einstand wurde bei den Modenschauen in Paris von der Kritik als katastrophal verrissen.

Die „Los Angeles Times“ giftete, Lohan sei nach der Ungaro-Schau mit Tränen in den Augen auf den Laufsteg gekommen – „und man versteht, warum“. Das Modehaus hatte die Jungschauspielerin seiner spanischen Designerin Estrella Archs zur Seite gestellt, um das Label „jünger und cooler“ zu machen. Der französische Modeschöpfer selbst bezeichnete die Zusammenarbeit des Hauses mit Lohan als „Desaster“.