Eine Boeing 737 MAX am Flugfeld
Reuters/Matt McKnight
Hersteller in der Krise

Boeing-Chef Muilenburg tritt zurück

Die anhaltende Krise bei Boeing zieht nun auch personelle Konsequenzen nach sich: Boeing-Chef Dennis Muilenburg tritt zurück, wie der Konzern am Montag bekanntgab. Muilenburg stand nach den Abstürzen zweier Jets des Typs Boeing 737 Max in der Kritik – nun wird er im Jänner vom bisherigen Verwaltungsratschef David Calhoun abgelöst.

Muilenburg war bereits länger mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. „Der Vorstand hat beschlossen, dass ein Wechsel in der Führung notwendig ist, um das Vertrauen in das Unternehmen wiederherzustellen, während es daran arbeitet, die Beziehungen zu den Regulierungsbehörden, Kunden und allen anderen Interessengruppen wiederherzustellen“, hieß es vom Konzern am Montag in Chicago.

Der scheidende Boeing-Chef war 34 Jahre lang bei dem Konzern beschäftigt, seit 2015 stand er an der Spitze des Unternehmens. Die Spekulationen über einen Wechsel an der Spitze nahmen in den vergangenen Wochen weiter zu – seinen Posten als Chef des Verwaltungsrats gab er schon im Oktober ab.

Dennis Muilenburg
AP/Andrew Harnik
Muilenburg tritt nach 34 Jahren bei Boeing zurück

737 Max im Mittelpunkt der Krise

Boeing steckt seit Monaten in der Krise: Im Zentrum steht dabei der Passagierjet Boeing 737 Max. Bei zwei Abstürzen von Maschinen dieses Typs im Oktober 2018 und März 2019 starben insgesamt 346 Menschen. Muilenburg stand wegen des Krisenmanagements in der Kritik. Der Konzern steht im Verdacht, die Unglücksjets überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Boeing weist das zwar zurück, räumte aber verschiedene Fehler und Pannen ein.

Ermittler vermuten, dass die Unglücke in Äthiopien und Indonesien mit dem Stabilisierungssystem MCAS zusammenhängen, das bei einem drohenden Strömungsabriss die Flugzeugnase nach unten drückt. Boeing hatte bereits nach dem Unglück in Indonesien versprochen, die MCAS-Probleme per Softwareupdate zu beheben. Wenig später kam es zum Absturz in Äthiopien. Das Update hat noch immer keine Zulassung der US-Luftfahrtaufsicht (FAA).

FAA bremste Erwartungen

Zuletzt hatte Boeing bekanntgegeben, die Produktion des Krisenjets angesichts der hohen Ungewissheit über eine Wiederzulassung ab Jänner vorübergehend auszusetzen. Der Flugzeugtyp ist bereits seit Mitte März mit Startverboten belegt. Boeing hatte 737-Produktion schon im April deutlich reduziert und die monatliche Fertigungsrate von 52 auf 42 Maschinen gedrosselt.

Damit dürften sich die Probleme in naher Zukunft noch einmal deutlich verschärfen. Zuvor hatte die FAA Boeing deutlich zu verstehen gegeben, nicht auf eine rasche Wiederinbetriebnahme der 737 Max zu setzen.

Dutzende auf dem Flughafen Grant County International Airport in Moses Lake abgestellte Flugzeuge des Typs Boeing 737 MAX
APA/AFP/Getty Images/David Ryder
Die 737 Max darf schon seit März nicht mehr abheben

FAA-Chef Steve Dickson habe Bedenken, dass Boeing einen „unrealistischen“ Zeitplan verfolge, hatte die Behörde gewarnt. Muilenburg hatte im November noch Zuversicht verbreitet, noch vor dem Jahreswechsel eine Genehmigung der FAA für die 737 Max zu erhalten. Die ungewöhnliche öffentliche Kritik von Behördenleiter Dickson hatte den Druck auf den ohnehin schon angezählten Muilenburg zuletzt noch verschärft.

Fluglinie erhält Entschädigung

Neben der ungewissen Zukunft ist Boeing auch mit Entschädigungsforderungen konfrontiert. So wurde erst Anfang Dezember bekannt, dass die US-Fluggesellschaft Southwest Airlines wegen des Flugverbots eine Entschädigung von Boeing erhält. Die Linie strich bis in den April Flüge mit dem Jet. Auch der Laudamotion-Mutter Ryanair fehlen wegen des 737-Max-Flugverbots Maschinen. Deshalb übernimmt Laudamotion mit ihrer Airbus-Flotte im März etwa eine Ryanair-Basis in Kroatien.