Papst Franziskus
Reuters/Yara Nardi
Weihnachtlicher Segen

Papst geißelt „Mauern der Gleichgültigkeit“

Zum Höhepunkt der christlichen Weihnachtsfeiern hat Papst Franziskus am Mittwoch den Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“) gespendet. Dabei rief der Pontifex vor Zehntausenden Menschen zum Schutz von Geflüchteten auf. Auch aktuelle Kriege und Konflikte sprach der Papst an.

Es gebe „Finsternis bei den wirtschaftlichen, geopolitischen und ökologischen Konflikten“, doch das Licht Christi sei heller, sagte Franziskus von der Loggia des Petersdoms aus. Den vielen Kindern, die unter dem Krieg und den Konflikten im Nahen Osten und in verschiedenen Ländern der Erde leiden, sowie dem „geschätzten syrischen Volk“ drückte der Pontifex sein Mitgefühl aus. Er forderte politische Lösungen für das Heilige Land, wo weiterhin viele „mit Anspannung, aber ohne sich entmutigen zu lassen“, Tage des Friedens, der Sicherheit und des Wohlstands erhoffen. Um Trost bat der Papst für den Libanon, den Irak und den Jemen, der durch eine schwere humanitäre Krise geprüft werde.

Geflüchtete als Opfer von Ungerechtigkeit

Einen großen Teil des Segens widmete Franziskus Geflüchteten und Migrantinnen und Migranten. Gott gebe den Menschen Schutz, die in der Hoffnung auf ein sicheres Leben emigrieren müssen. „Es ist die Ungerechtigkeit, die Flüchtlinge dazu zwingt, Wüsten und Meere, die zu Friedhöfen werden, zu überqueren.

Papst sendet Weihnachtsbotschaft und Segen

Die Weihnachtsbotschaft und der Segen „Urbi et Orbi“ sind ein Höhepunkt der christlichen Weihnachtsfeiern. Am Mittwoch haben wieder Tausende Menschen die Ansprache des Papstes auf dem Petersplatz verfolgt.

Es ist die Ungerechtigkeit, die sie dazu zwingt, unsagbare Misshandlungen, Knechtschaft jeder Art und Folter in den unmenschlichen Auffanglagern zu ertragen. Es ist die Ungerechtigkeit, die sie abweist von Orten, wo sie eine Hoffnung auf ein würdiges Leben haben könnten und die sie auf Mauern der Gleichgültigkeit stoßen lässt“, sagte der Papst.

Gebete für Menschen in Krisenherden

Franziskus äußerte auch die Hoffnung, dass die Anstrengungen derer, die sich für Gerechtigkeit und Versöhnung in Südamerika und für die Überwindung der verschiedenen Krisen und der vielen Formen der Armut einsetzen, zu Resultaten führen. Er bete auch für die Ukraine, die auf der Suche nach „konkreten Lösungen für einen dauerhaften Frieden“ sei, sowie für die Völker Afrikas, wo weiterhin gesellschaftliche und politische Situationen bestehen, welche die Menschen oft zur Emigration zwingen und sie der Heimat und der Familie berauben.

Papst Franziskus
APA/AFP/Alberto Pizzoli
Auf der Loggia des Petersdoms: Es war die siebente Weihnacht für Franziskus als Oberhaupt der katholischen Kirche

„Gott tröste alle, die unter Gewalt, Naturkatastrophen oder gesundheitlichen Notständen leiden. Er stehe denen bei, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, besonders die entführten Missionare und Gläubigen, wie auch die Menschen, die Angriffen radikaler Gruppierungen zum Opfer fallen, besonders in Burkina Faso, Mali, Niger und Nigeria“, so der Papst.

Schwere Sicherheitsvorkehrungen

Die Botschaft von der Loggia des Petersdoms und der Segen „Urbi et orbi“ sind ein Höhepunkt der christlichen Weihnachtsfeiern. Zehntausende verfolgten die Ansprache auf dem Petersplatz, Millionen sahen im Fernsehen oder via Internet zu.

In Rom wurden die Sicherheitsvorkehrungen an den Weihnachtsfeiertagen erheblich verschärft. Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum, die größten Basiliken der Stadt, die U-Bahn-Zugänge und die Gebäude wichtiger Institutionen sollen an allen Feiertagen strengstens kontrolliert werden, teilte das Innenministerium mit.

Feiern mit Christmette eröffnet

Dienstagabend hatte Papst Franziskus mit einem Festgottesdienst im Petersdom die Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan offiziell eingeleitet. Bei der traditionellen Christmette zur Erinnerung an die Geburt Christi vor 2.000 Jahren rief der Papst die Gläubigen zu selbstloser Mitmenschlichkeit auf und betonte, dass Gott auch die schlimmsten Menschen liebe. Indirekt sprach er auch die Missbrauchsfälle in der Kirche an und appellierte an die Gläubigen, sich deswegen nicht der Liebe Gottes zu verweigern.

Christmette in Bethlehem

Christinnen und Christen auf der ganzen Welt feiern Weihnachten. Im Zentrum stehen die Christmetten in Rom und in Bethlehem.

Vor Beginn der Messe enthüllte Franziskus eine Christkindfigur. Zwölf Kinder aus Italien, Japan, Venezuela, Kenia, Uganda, den Philippinen und dem Irak legten Blumen rundherum. Für den Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist es die siebente Weihnacht als Oberhaupt der katholischen Weltkirche.

Weihnachten in Bethlehem

Auch im Heiligen Land wurde Weihnachten am Dienstag festlich begangen. Von Jerusalem fuhr ein Konvoi aus etwa 40 Fahrzeugen ins knapp zehn Kilometer entfernte Bethlehem im Westjordanland. Die Prozession wurde vom Leiter des katholischen Patriarchats im Heiligen Land, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, angeführt. Auf dem Krippenplatz in Bethlehem im Westjordanland wurde die Prozession feierlich empfangen. Pizzaballa, ein italienischer Franziskaner, zelebrierte in Bethlehem die Mitternachtsmesse, zu der auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erschien.