Russland sieht EU nach Stopp für „Nord Stream 2“ am Zug

Russland sieht nach den US-Sanktionen gegen die Ostseepipeline „Nord Stream 2“ und dem Baustopp des Projekts nun die EU am Zug für einen Ausweg aus der Lage. Die EU habe ein Interesse an der eigenen Energiesicherheit zu akzeptablen Preisen, sagte der russische Vizeregierungschef Dmitri Kosak dem russischen Staatsfernsehen heute.

Das russische Pipelinegas sei 30 Prozent günstiger als das Flüssiggas aus den USA. „Wir sind überzeugt, dass wir das Problem in Zusammenarbeit mit den europäischen Ländern – mit der EU – lösen und einen Kompromiss finden können“, so Kosak. Die USA dagegen warnen vor einer zu großen Abhängigkeit der EU von russischem Gas.

„Nord Stream 2“ kostet rund zehn Milliarden Euro. Sie ist zu über 90 Prozent fertig und sollte ursprünglich bis Jahresende startklar sein. Wegen der US-Sanktionen sind aber nun die Verlegearbeiten der Röhren am Boden der Ostsee gestoppt. Russland muss dafür neue Schiffe suchen.

Russland überlegt eigene Sanktionen

Vizeregierungschef Kosak sagte, dass Russland mit weiterem Druck von den USA gegen das Projekt rechne. Moskau erwartet vor allem Verzögerungen, geht aber davon aus, dass die Leitung zwischen Russland und Deutschland vollendet wird. Es handle sich um ein „wirtschaftliches Projekt“ im Interesse Europas, betonte Kosak.

Die russische Vizeaußenminister Sergej Rjabkow bekräftigte, dass Russland mit Gegenmaßnahmen auf die US-Sanktionen reagieren werde. Denkbar seien etwa russische Einreiseverbote für Amerikaner, die Sanktionen gegen Russland vorantrieben. US-Firmen, die in Russland tätig seien, sollten aber verschont bleiben.