Schauspieler Leonardo di Caprio
Reuters/Mike Blake
Amazonas

DiCaprio macht gegen Bolsonaro mobil

US-Schauspieler und Umweltaktivist Leonardo DiCaprio hat am Donnerstag den illegalen Bergbau im Amazonas-Gebiet kritisiert. Der Hollywoodstar setzt sich schon seit Längerem für den Schutz des Regenwalds im Amazonas-Gebiet ein – und geriet deshalb bereits mehrfach mit dem rechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro aneinander. Ähnlich wie auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg.

DiCaprio veröffentlichte am Donnerstag auf Instagram eine Luftaufnahme von einem Treffen von Anführern der indigenen Völker Yanomami und Yek’wana aus dem Norden Brasiliens. Im Innenhof eines Gemeinschaftshauses hatten sie sich so aufgestellt, dass ihre Körper den Schriftzug „Kein Bergbau“ (Fora Garimpo) bildeten. „Eine starke Botschaft“, kommentierte DiCaprio.

„Obwohl das brasilianische Recht den Bergbau auf dem Land der Yanomami verbietet, sind zuletzt Tausende Goldschürfer in das Reservat eingedrungen“, schrieb DiCaprio neben dem Foto auf Instagram. Laut der NGO „Survival International“ sind die Yanomamidas das größte indigene Volk Südamerikas, das noch weitgehend isoliert im Amazonas-Gebiet lebt. Auch der Yanomi-Park zählt mit fast 100.000 Quadratkilometern zu einem der größten indigenen Reservate Brasiliens.

Ureinwohner im Regenwald Brasiliens
Reuters/Odair Leal
Das indigene Volk der Yanomami lebt im Amazonas-Gebiet an der Grenze zwischen Brasilien und Venezuela

20.000 Goldsucher auf indigenem Schutzgebiet

Das Bild wurde von der Nichtregierungsorganisation Instituto Socioambiental verbreitet und stammt von einem Treffen Ende November tief im Amazonas-Regenwald. Nach Angaben der Organisation haben sich bereits rund 20.000 Goldsucher auf dem Land der indigenen Gemeinschaften niedergelassen. Sie verbreiten häufig Krankheiten wie Malaria und verschmutzen die Flüsse mit giftigem Quecksilber.

„Die Invasion (der Goldsucher, Anm.) erfolgt, nachdem das Budget für Strafverfolgungsmaßnahmen im Amazonas gekürzt worden ist und Schutzgebiete somit wieder anfälliger für Ausbeutung wurden“, schrieb DiCaprio weiter auf Instagram. Eine Invasion in diesem Ausmaß habe das letzte Mal in den 1980er Jahren stattgefunden.

Damals sei ein Fünftel der indigenen Bevölkerung an Gewalt, Malaria, Unterernährung oder Quecksilbervergiftung gestorben, so der Hollywood-Schauspieler. In einem Brief an die brasilianische Exekutive und Justiz hätten die Stammesführer daher kürzlich gefordert, die Geschichte dieses Massakers „nicht wiederholen“ zu lassen.

Bolsonaro will Schutzgebiete für Wirtschaft öffnen

DiCaprios Aussage zum illegalen Bergbau dürfte gleichzeitig auch Kritik an Bolsonaros Umweltpolitik sein. Erst vergangene Woche verkündete der brasilianische Präsident, die Schutzgebiete der indigenen Völker für Bergbau und Viehzucht öffnen zu wollen.

Yanomami 1992 anerkannt

Das „Territorium der indigenen Yanomami“ wurde im Jahr 1992 offiziell anerkannt. Das Gebiet, das sich über Venezuela und Brasilien erstreckt, bildet weltweit den größten indigenen Lebensraum im tropischen Regenwald und mit 35.000 Yanomami die größte indigene Volksgruppe im Amazonas-Gebiet.

Nach der von Bolsonaro geplanten Gesetzesänderung sollen die indigenen Ureinwohner und Ureinwohnerinnen die Schutzgebiete verpachten oder selbst im großen Stil bewirtschaften dürfen. Bislang ist in den geschützten Regionen nur Landwirtschaft zu Selbstversorgung zugelassen.

Nichtregierungsorganisationen befürchten, dass die Initiative den Schutz der indigenen Gebiete aufweicht und Farmer, Holzfäller sowie eben auch Goldschürfer in die Reservate einfallen. Bolsonaro, der im Wahlkampf von der mächtigen Agrarlobby gestützt wurde, sieht den Regenwald jedoch vor allem als wirtschaftliches Potenzial und will mehr Flächen neben Landwirtschaft und Bergbau auch für die Energiegewinnung erschließen.

Laxe Umweltpolitik Bolsonaros in der Kritik

Wegen seiner laxen Umweltpolitik war Bolsonaro zuletzt immer wieder in die Kritik geraten. Kritikerinnen und Kritiker werfen ihm zudem vor, Holzfäller und Farmer zur Abholzung und Brandrodung zu ermutigen. Bolsonaro hingegen verbittet sich die Einmischung in innere Angelegenheiten und pocht auf die Souveränität des südamerikanischen Landes.

Dorf der Yanomami im brasilianischen Dschungel
Reuters/Bruno Kelly
Auch wenn das Land seit 1992 legal den Yanomami gehört, machen es sich Goldschürfer illegal zu eigen

Als dieses Jahr im Amazonas-Gebiet monatelang der Regenwald brannte, gab er Umweltschützern, unter anderem auch DiCaprio, die Schuld daran. Sie sollen Bolsonaro zufolge absichtlich Brände gelegt haben, um mit Hilfe der dramatischen Bilder mehr Spendengelder einsammeln zu können. DiCaprio wies die Kritik zurück.

Zwist auch mit Thunberg

Doch nicht nur mit DiCaprio, sondern auch mit der Klimaaktivistin Greta Thunberg liegt Bolsonaro im Zwist. Anfang Dezember bezeichnete er die 16-Jährige als „pirralha“ – das kann sowohl Göre, Balg oder Rotzlöffel bedeuten als auch Winzling, Racker, Wicht oder Knirps bedeuten. Thunberg hatte zuvor in Bezug auf den Tod zweier Ureinwohner im Nordosten Brasiliens vom Samstag auf Twitter geschrieben, in dem Land würden die indigenen Völker „buchstäblich ermordet“, weil sie den Regenwald vor dem Abholzen zu schützen versuchten.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro
Reuters/Ueslei Marcelino
Umweltschützer wie DiCaprio und Thunberg zählen nicht zu den Freunden des brasilianischen Präsidenten

Konkret hatte Bolsonaro auf die Frage von Journalisten nach Thunbergs Kritik Medien zufolge geantwortet: „Wie heißt dieses Mädchen da? Von außerhalb? Greta. Die Greta sagte, dass die Indigenen starben, weil sie den Regenwald schützten. Es ist schon erstaunlich, dass die Presse einer solchen ‚pirralha‘ Platz gibt.“ Thunberg selbst nahm das Ganze augenscheinlich mit Humor: In ihrem Profil auf Twitter war zeitweise das Wort ‚pirralha‘ zu lesen.