Feuerwerk über Sydney
AP/David Moir
Brandkatastrophe

Sydney streitet über Silvesterfeuerwerk

Im australischen Sydney lockt das riesige Silvesterfeuerwerk über dem Hafen jedes Jahr Hunderttausende Menschen an – im letzten Jahr etwa 1,5 Millionen. Heuer ist allerdings einiges anders: Es brennt seit Wochen rund um die Stadt, riesige Landstriche sind zerstört, Menschen stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Dass das Spektakel trotzdem stattfinden soll wie gewohnt, sorgt nun für Differenzen.

Die Buschbrände im Bundesstaat New South Wales (NSW) wüten seit Oktober, eine Fläche etwa so groß wie Nieder- und Oberösterreich zusammen wurde verwüstet, mindestens 1.000 Häuser sind zerstört, mehrere Menschen kamen ums Leben.

Für die nächsten Tage prognostiziert die Meteorologiebehörde eine neue Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 43 Grad Celsius im Südosten des Landes. Diese werden die Bekämpfung der Brände erneut erschweren. Sydney ist die Hauptstadt von New South Wales und die größte Stadt Australiens.

Über eine Viertelmillion Unterschriften

Trotz des Ausnahmezustands solle zu Silvester das riesige Feuerwerk wie jedes Jahr stattfinden, hieß es am Samstag etwa im „Sydney Morning Herald“. Auch eine Petition mit bis dahin über einer Viertelmillion Unterschriften werde das nicht verhindern.

Dichter Rauch über dem Opernhaus von Sydney
AP/Rick Rycroft
Dichter Rauch über der bekannten Oper von Sydney

Die Zeitung zitierte Sydneys Bürgermeister Clover Moore mit den Worten, das Spektakel werde jedes Jahr 15 Monate im Voraus geplant und könne nun nicht mehr einfach abgesagt werden. Die Initiatoren der Petition hatten dafür plädiert, das Geld, das zu Silvester sprichwörtlich in die Luft geschossen wird, den von den Bränden Betroffenen zur Verfügung zu stellen.

8,5 Tonnen Pyrotechnik

Letztes Jahr waren etwa 8,5 Tonnen Pyrotechnik im Einsatz gewesen. Dass das Feuerwerk auch heuer stattfinden würde, hatte die Stadtverwaltung bereits in einer Mitteilung Mitte Dezember bekräftigt. Die spektakuläre Show, mit der Sydney als eine der ersten Städte der Welt, zehn Stunden vor Wien, das neue Jahr begrüßt, bringe der Wirtschaft des Bundesstaats rund 130 Millionen australische Dollar (über 80 Mio. Euro) ein, hieß es. Eine Absage würde außerdem die Silvesterpläne und Buchungen von „Zehntausenden Menschen“ ruinieren.

Zerstörung nach Buschbränden in Australien
AFP/Saeed Khan
Verbrannte Bäume in Mount Weison nördlich von Sydney

Kilometerlange Feuerfronten

Rund um die Millionenmetropole toben laut Angaben der Feuerwehr rund 70 Flurbrände, 30 davon seien immer noch außer Kontrolle, die Feuerfronten teils Dutzende Kilometer lang, hieß es am Samstag. In Australiens Hauptstadt Canberra kletterten die Temperaturen auf 38 Grad Celsius. Die Stadt hob ihre Brandwarnstufe weiter an und verhängte ein komplettes Verbot für das Entzünden von Feuern. Die Stadt liegt im Hauptstadtterritorium Capital Territory (ACT), das vollständig von New South Wales umschlossen ist, knapp 300 Kilometer südwestlich von Sydney.

Buschbrände in Australien
AP/Dan Himbrechts
Brandbekämpfung in der Nähe eines Wohnhauses

Armee hilft aus

Rund um Sydney brennt es vor allem westlich und südlich, weil Straßen rund um die Metropole blockiert und Löschmannschaften im Dauereinsatz waren, war für viele Familien der Region ein gemeinsames Weihnachten heuer ausgefallen. Zuletzt teilte das Verteidigungsministerium mit, dass die Brandbekämpfung ab sofort stärker von der Armee unterstützt werden soll, es wurden Verbindungsoffiziere in den 14 regionalen Feuerwehrzentralen des Bundesstaats eingesetzt.

Schon bisher half das Militär bei Transportaufgaben und der Betankung von Löschflugzeugen aus. „Diese Unterstützung im Hintergrund durch die Streitkräfte stellt mehr Feuerwehrleute frei für ihre eigentlichen, spezialisierten Aufgaben bei der Brandbekämpfung“, sagte Verteidigungsministerin Linda Reynolds.

Kritik an urlaubenden Ministern

Für Erstaunen und Kritik sorgte die Ankündigung des für Polizei und Rettungskräfte zuständigen Ministers von New South Wales, David Elliott, er werde einen bereits einmal verschobenen Europa-Urlaub nun antreten. Elliott ergänzte, er werde auch während seines Urlaubes zweimal täglich von der Feuerwehr gebrieft. Sollte die Lage „es nötig machen, werde ich ohne zu zögern zurückkehren“. Vor ihm war bereits Australiens Premierminister Morrison zur Zielscheibe der Kritik geworden, weil er mit seiner Familie auf Urlaub nach Hawaii geflogen. Ihm war laut Presseberichten vorgeworfen worden, er „schlürfe Cocktails“, während es zu Hause brennt. Er entschuldigte sich und kehrte vorzeitig zurück.

Buschbrände in Australien
AP
Dicke Rauchschwaden über der Landschaft

Nun versprach Morrison, er wolle Soldaten und militärisches Gerät zur Unterstützung der aktuell rund 2.000 Feuerwehrkräfte der Fire and Rescue NSW einsetzen. „Wir werden weiterhin alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass unsere Feuerwehrleute alle benötigten Ressourcen und Unterstützung erhalten.“ Üblicherweise werden Australiens Streitkräfte nicht im Inland eingesetzt.