Feuerwehrmänner bekämpfen die verheerenden Waldbrände in Australien.
APA/AFP/Saeed Khan
Australien

Notstand vor neuer Hitzewelle

Eine neue Hitzewelle droht die Buschbrände in Australien zum Wochenende hin wieder zu verstärken. Am Samstag werden Temperaturen jenseits der 40-Grad-Grenze und starker Wind erwartet. Der Bundesstaat New South Wales verhängte ab Freitag erneut einen siebentägigen Notstand. Touristen wurden aufgefordert, die Feuergebiete im Südosten des Landes zu verlassen.

Die Feuerwehr des Bundesstaats New South Wales legte am Donnerstag Gebiete fest, aus denen sich Menschen entfernen sollen, die dort keinen festen Wohnsitz haben. Eines davon erstreckt sich 240 Kilometer lang und in unterschiedlicher Länge landeinwärts vom Urlaubsort Batemans Bay Richtung Süden bis zur Grenze des Bundesstaats Victoria.

Auch in Victoria wurde Donnerstagabend (Ortszeit) der Notstand ausgerufen – in dem Bundesstaat allein brannten mehr als 50 Feuer. Ein weiteres Gebiet liegt im Landesinneren. Durch die neue Hitzewelle und den starken Wind können die verheerenden Buschbrände noch einmal angefacht werden, die ohnehin hohe Brandgefahr steigt weiter.

Helikopter bekämpft die verheerenden Waldbrände in Australien.
AP/State Government of Victoria
Zwei Bundesstaaten haben bereits den Notstand ausgerufen

Feuerwehr kann nur noch evakuieren

New South Wales’ stellvertretender Feuerwehrchef Rob Rodgers warnte, seine Leute seien nicht in der Lage, die Brände zu löschen oder auch nur unter Kontrolle zu bringen: „Wir haben so viele Brände in dieser Region, dass wir nicht die Kapazitäten haben, sie einzudämmen“, sagte er dem Sender ABC: „Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass sich keine Menschen in ihrem Bereich befinden.“

Richtung Norden und Westen von der Evakuierungszone aus erstreckten sich am Donnerstag lange Autokolonnen. Betroffene steckten zum Teil bis zu zehn Stunden lang im Stau, berichtet der „Guardian“. Allerdings konnten viele Menschen gar nicht starten, weil die Tankstellen keinen Treibstoff mehr hatten oder die Pumpen wegen Stromausfällen nicht arbeiteten. Schätzungen gehen von Zehntausenden aus, die aktuell die betroffenen Gebiete verlassen müssen.

Lebensmittel und Wasser werden knapp

Zudem gab es in einigen an der Küste gelegenen Gemeinden Engpässe bei Lebensmitteln und Wasser, wie die Feuerwehr mitteilte. Grund hierfür war, dass seit Montag viele Straßen wegen der Brände und umgestürzter Bäume gesperrt waren. Mit dem ab Freitag geltenden Notstand bekommen die Helfer mehr Möglichkeiten, die Krise zu bewältigen, etwa durch Evakuierungen und Straßensperren.

Laut australischem Verteidigungsministerium legte am Donnerstag ein Militärschiff in der Küstenstadt Mallacoota an, um geschätzt 4.000 Menschen, die seit Montag von Feuern eingeschlossen waren, mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Das Schiff sollte zudem rund 1.000 Menschen in Sicherheit bringen.

Feuerwehrmann kämpft die verheerenden Waldbrände in Australien.
APA/AFP/Peter Parks
Die Brände wüten bereits seit Monaten

Mittlerweile hat sich die Zahl der Menschen, die seit dem Ausbruch der ersten Feuer bei den Bränden starben, auf 18 erhöht, berichtet die BBC. Die tatsächlichen Opferzahlen könnten aber deutlich höher liegen. Dutzende Menschen werden vermisst, manche Gebiete konnten seit den Bränden noch nicht betreten werden.

Premier verteidigt Klimapolitik

Australiens Premierminister Scott Morrison verteidigte seine Klimapolitik bei einer Pressekonferenz in Sydney. „Ich verstehe die Angst, ich verstehe die Frustration, aber das ist eine Naturkatastrophe, die am besten auf ruhige, systematische Art behandelt wird.“ Er nehme die Erderwärmung ernst, so Morrison. Er betonte zugleich, dass er seine Politik nicht auf Kosten der Wirtschaft ändern werde. Morrison ist ein starker Befürworter der Kohleindustrie.

Australische Wissenschaftler gehen von einem deutlich gestiegenen Brandrisiko durch den Klimawandel aus. Schon seit Oktober wüten die Buschbrände auf dem Kontinent. Doch nunmehr hat sich die Lage zugespitzt: Allein in New South Wales ist mittlerweile eine Fläche der Größe Belgiens abgebrannt. Landesweit wurden mehr als 1.400 Häuser zerstört.

Auswirkungen bis nach Neuseeland

Auch in der Hauptstadt Canberra sind die Brände spürbar. Der Rauch dort war so schlimm, dass einige Menschen sogar innerhalb von Gebäuden Schutzmasken trugen. Die Auswirkungen der Brände sind zudem bis ins Tausende Kilometer entfernte Neuseeland zu spüren: Dort färbte herübergewehte Asche sonst schneeweiße Gletscher bräunlich.

Die australischen Rauchwolken hatten zu Neujahr erstmals Neuseeland erreicht, als die Sonne je nach Intensität des Rauchs eigentümlich rot oder golden gefärbt am Himmel stand. „Der Rauch, der über 2.000 Kilometer über die Tasmanische See gezogen ist, ist deutlich sichtbar“, schrieb der neuseeländische Wetterdienst MetService im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Sicht liege in den am schlimmsten betroffenen Regionen unter zehn Kilometern.

Auch Tierwelt leidet

Neben den Menschen leidet auch die Tierwelt extrem: Nach dem Mangel an Nahrung durch die große Dürre seien nun auch viele Lebensräume zerstört worden, so Umweltschützer. Der Verlust stelle eine langfristige Herausforderung für das Überleben der Tierwelt dar. Australische Medien hatten in den vergangenen Wochen immer wieder von Kängurus und anderen Tieren berichtet, die vor den Flammen flohen – oder auch darin verbrannt waren.

Känguru mit verbrannten Fußsohlen, nachdem er aus einem Buschfeuer gerettet wurde.
Reuters/Jill Gralow
Auch die Wildtiere leiden unter den Buschbränden

Feuerwehrleute berichteten zudem von Koalas, Kängurus und anderen Tieren, die sich durstig den Helfern genähert hätten, um von ihnen versorgt zu werden. Fotos zeigen, wie Menschen den Koalas mit Hilfe von Trinkflaschen Wasser geben. Die Tiere trinken selten. Zumeist genügt ihnen das Wasser aus den Blättern, die sie fressen.