ÖVP Generalsekretär Karl Nehammer
AP/Ronald Zak
Karl Nehammer

Von der Parteizentrale ins Innenministerium

Seit 2018 hat er sich als Generalsekretär vor allem um die Partei und deren Außendarstellung gekümmert, jetzt rückt er in die Regierungsriege auf. Karl Nehammer wird Innenminister der neuen Koalition. Der gebürtige Wiener hat enge Verbindungen auch zur niederösterreichischen ÖVP.

Naheliegend wäre es gewesen, dass Nehammer das Verteidigungsressort übernimmt. Denn dem Heer ist der 47-Jährige eng verbunden, diente er doch nach dem Präsenzdienst für einige Jahre sogar als Berufssoldat und brachte es zum Leutnant.

Begonnen hat Nehammer seine Parteikarriere in Niederösterreich, als Kommunalreferent und damit enger Mitarbeiter des Landesgeschäftsführers Gerald Karner, der wie die neue Verteidigungsministerin Klaudia Tanner aus der Schule Ernst Strassers im Innenressort stammt.

Schneller Aufstieg

Sein Einzug in die Parteizentrale ging dann recht flott. Als er den verkorksten Hofburg-Wahlkampf von Andreas Khol 2016 übernahm, kannten ihn nur Insider, vor allem solche aus Niederösterreich. Karriere machte Nehammer, der sich mittlerweile in der Hietzinger ÖVP als Bezirksparteiobmann engagiert, dann im Arbeitnehmerbund (ÖAAB). August Wöginger machte ihn dort ebenfalls 2016 zu seinem Generalsekretär, als er selbst zum Obmann aufstieg. Nach der vergangenen Wahl ging es den nächsten Schritt nach oben ins Generalsekretariat der Bundespartei, gleichzeitig eroberte er 2017 ein Nationalratsmandat.

Schwierige neue Aufgabe

Dem Thema innere Sicherheit widmete sich Nehammer freilich in letzter Zeit durchaus intensiver. Als Efgani Dönmez den ÖVP-Klub verlassen musste, übernahm er als Integrations- und Migrationssprecher und verteidigte dabei den Kurs der ÖVP-FPÖ-Regierung. Mediensprecher war er – für einen Generalsekretär nicht selten – schon davor.

Seine neue Aufgabe wird jedenfalls ungleich delikater. Spätestens Herbert Kickl (FPÖ) hat als Innenminister gegen seine Vorgänger kampagnisiert – und dafür gesorgt, dass gegenüber ÖVP-Innenministern, umso mehr solchen mit besten Beziehungen nach Niederösterreich, eine gewisse Reserviertheit vorhanden ist.

Ausbildung in strategischer Kommunikation

Nehammer kann sich schon jetzt darauf einstellen, dass der freiheitliche Klubchef bei jeder Gelegenheit von vermeintlichen Vertuschungen und Umfärbungen berichten wird. Andererseits wird sich der Innenminister, der einen harten Migrationskurs vollziehen soll, wohl auch dann und wann mit dem grünen Koalitionspartner herumschlagen müssen.

Der 1972 geborene Wiener ist Vater zweier Kinder. Er arbeitete zunächst beim Heer als Lehrtrainer für Informationsoffiziere, später weitete sich sein Berufsfeld auf Lehrvorträge für strategische Kommunikation aus, und er schloss einen Lehrgang in politischer Kommunikation an der Donau Uni ab. Seine Ehefrau, die Tochter von TV-Legende Peter Nidetzky, hat bereits Erfahrung im Innenministerium: Sie diente unter Minister Wolfgang Sobotka (ÖVP) unter anderem als Pressereferentin.