Heinz Fassmann
APA/Georg Hochmuth
Fassmann

Treuer Umsetzer des Bildungsprogramms

Heinz Faßmann ist einer der wichtigsten Vertrauten von ÖVP-Chef Sebastian Kurz bei dessen zentralem Thema Migration. Eigentlich wollte der Wissenschaftler nur für eine Periode als Minister zur Verfügung stehen. Nach dem vorzeitigen Ende verlängert er aber. Faßmann setzte zumindest das letzte Regierungsprogramm treu um.

Die Bildung ist hierzulande seit jeher ein besonders stark ideologisch besetztes Terrain. Und die ÖVP-FPÖ-Regierung hatte gerade in diesem Bereich besonders klar ihren Mitte-rechts-Kurs demonstriert. Abzuwarten bleibt, wie stark sich dieser Kurs unter ÖVP-Grün ändern wird. Wie in vielen anderen Bereichen liegen die beiden Neopartner auch hier inhaltlich weit auseinander.

Einige der von Faßmann umgesetzten ÖVP-FPÖ-Maßnahmen sind den Grünen ein besonderes Dorn im Auge. In den Verhandlungen hat sich aber offenbar grundsätzlich die ÖVP durchgesetzt, die Grünen haben eher Entschärfungen erreicht. So soll das Kopftuchverbot an Schulen für Mädchen, das ÖVP und FPÖ für Volksschülerinnen umsetzten, auf bis zu 14-Jährige ausgeweitet werden. Und die separaten Deutschklassen für Kinder, die einen Sprachtest nicht bestehen, soll es weiter geben. Allerdings soll es mehr Geld dafür geben. Fachleute sind sich weitgehend einig darin, dass der separate Deutschunterricht dem Spracherwerb mehr schadet als nützt.

Langjährige Zusammenarbeit mit Kurz

Der gebürtige Deutsche Faßmann war im ÖVP-Wahlkampf 2017 der Paradeexperte für Kurz. Die beiden verbindet eine längere Zusammenarbeit. Denn als Kurz mit 24 Jahren das Integrationsstaatssekretariat übernahm, war ihm rasch klar, dass es Expertise von außen brauche. Gelegen kam ihm da Faßmann, weithin anerkannter Migrationsexperte und nur zu gerne bereit, dem jungen Staatssekretär Wissen mit auf den Weg zu geben.

Bis heute gilt er in der Sache als jener Mann, auf den Kurz hört. Längst zum Vorsitzenden des Integrationsbeirats geworden, vermied es Faßmann lange Zeit, allzu politische Aussagen zu tätigen. Vielmehr bemühte er sich, Fakten in den Vordergrund zu schieben. Die Interpretation überließ er meist lieber der Politik – freilich mit Ausreißern. So trat Faßmann dafür ein, Eltern, die Kinder am Schulbesuch hindern, mit Sanktionen zu versehen. Auch warb er dafür, Lehrerinnen das Kopftuch zu verbieten.

Comeback für Ziffernnoten in Volksschule

In seiner kurzen ersten Amtszeit setzte Faßmann einige weitere Maßnahmen um, die bei der Opposition für heftige Kritik sorgten: Die Wiedereinführung des Ziffernnotensystems in der Volksschule; Geldstrafen für Schuleschwänzen; Leistungsgruppen in der Mittelschule wurden wieder eingeführt. Per Rundschreiben hob Faßmann zudem das Unterrichtsprinzip „Erziehung zur Gleichstellung von Männern und Frauen“ auf. Er begründete das mit einer administrativen Entlastung der Schulen. Außerdem wurden an den Unis Zugangsbeschränkungen für acht weitere Fächer, darunter Jus, beschlossen.

Von München nach Perchtoldsdorf

Seine Uni-Karriere ist mustergültig. 1996 wurde Faßmann, der auch der Stadtentwicklung einen wissenschaftlichen Schwerpunkt gewidmet hat, zum Professor an der Technischen Universität München. 2000 wechselte er nach Wien, wo er es mittlerweile bis zum Vizerektor der örtlichen Uni gebracht hat, zuständig zunächst für Personalentwicklung und internationale Beziehungen, derzeit für Forschung und Internationales.

Die Professur in Wien war eine Rückkehr in seine Studentenzeit. Denn sein Studium der Geografie und Wirtschafts- und Sozialkunde schloss er ebenfalls hier ab. Vor seiner Habilitierung war er gut ein Jahrzehnt für die Akademie der Wissenschaften tätig. Sein Lebensschwerpunkt liegt seit vielen Jahren in Perchtoldsdorf vor den Toren Wiens.

Politisch wurde der verheiratete Vater von zwei Kindern eher dem bürgerlichen Lager zugeordnet. Er ist regelmäßiger Kirchgänger, sein Sohn war in der örtlichen Jungen ÖVP Obmann. Dass er dereinst im Ehrenkomitee des FPÖ-Akademikerballs aufgeschienen war, bezeichnete der Professor als „Irrtum“. Eines wird Faßmann jedenfalls, der wohl historisch größte Minister. Er misst 2,07 Meter.