Prinz Harry und Meghan, Herzogin von Sussex
AP/Pool Photo/Daniel Leal-Olivas
Königliche Familie

Harry und Meghan kündigen Rückzug an

Prinz Harry und seine Frau Meghan wollen sich aus der ersten Reihe der Royals zurückziehen. „Wir wollen als ranghohe Mitglieder der Königsfamilie zurücktreten und arbeiten, um finanziell unabhängig zu werden“, erklärten der Herzog und die Herzogin von Sussex – so ihr offizieller Titel – am Mittwoch in einer vom Buckingham-Palast verbreiteten Erklärung. Harry und Meghan kündigten an, künftig einen Teil des Jahres in Nordamerika zu verbringen.

Nach „vielen Monaten des Nachdenkens“ und der Diskussionen hätten sie entschieden, eine „fortschrittliche, neue Rolle“ innerhalb des Königshauses für sich zu entwickeln, teilte das Paar mit. Sie würden Königin Elizabeth II. aber weiterhin voll unterstützen.

Die Weihnachtsfeiertage verbrachten Harry und Meghan in Kanada, statt mit den anderen Mitgliedern des britischen Königshauses zu feiern. Der Herzog und die US-Schauspielerin hatten im Mai 2018 in Windsor geheiratet. Ein Jahr später kam ihr erstes Kind, Sohn Archie, zur Welt.

Königshaus äußert „Verständnis“

Das britische Königshaus hat Verständnis für den Wunsch des Paares nach einem weitgehenden Rückzug von seinen königlichen Verpflichtungen geäußert, gleichzeitig aber schwierige Gespräche angekündigt. „Wir verstehen ihren Wunsch, einen anderen Weg einzuschlagen“, erklärte eine Sprecherin von Königin Elizabeth II. am Mittwochabend. Es handle sich jedoch um „komplizierte Fragen, die zu regeln Zeit braucht“. Die Gespräche über die zukünftige Rolle des Paares stünden noch ganz am Anfang.

Abwehrschlacht gegen Boulevardpresse

In einem Interview sprachen der Herzog von Sussex und seine Frau 2019 über die Schattenseiten eines Lebens in der Öffentlichkeit. Darin übte das Paar scharfe Kritik an der britischen Boulevardpresse. Er werde sich nicht auf das mediale Spiel einlassen, das seine Mutter Prinzessin Diana getötet habe, sagte der 35-jährige Harry damals gegenüber dem Sender ITV.

Prinz Harry und Herzogin Meghan verkünden Rückzug

Prinz Harry und seine Frau Herzogin Meghan haben bekanntgegeben, sich als „führende Mitglieder“ der königlichen Familie zurückziehen zu wollen.

Die Erinnerung an seine Mutter, die 1997 in Paris auf der Flucht vor Paparazzi bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, verglich Harry mit einer nicht verheilenden „Wunde“: „Immer wenn ich eine Kamera sehe, jedes einzelne Mal, wenn ich ein Klicken höre, jedes Mal, wenn ich Blitzlicht sehe, kommt alles wieder hoch“, sagte der Herzog von Sussex in der ITV-Doku.

Meghan sagte, ihr Mutterdasein unter ständiger Beobachtung der britischen Boulevardpresse sei eine „Belastung“. Nicht viele Menschen hätten sich danach erkundigt, wie es ihr nach ihrer Schwangerschaft und der Geburt ihres Sohnes Archie im Mai wirklich gehe, beklagte die 38-Jährige. „Alle Frauen sind verletzlich – vor allem in der Schwangerschaft“, sagte die Herzogin von Sussex und betonte, „hinter den Kulissen“ seien ihre neuen Herausforderungen nicht einfach durchzustehen.

Prinz Harry und seine Ehefrau Meghan
Reuters/Dominic Lipinski
Meghan und Harry haben Klagen gegen mehrere britische Boulevardblätter eingebracht

Zudem bekannte Meghan, die Skrupellosigkeit der britischen Boulevardpresse unterschätzt zu haben. Als sie Harry kennengelernt habe, hätten sich ihre Freunde in den USA für sie gefreut. Ein britischer Bekannter habe sie gewarnt: Die britischen Blätter „werden dein Leben zerstören“. Die Zeit seit der Hochzeit mit Harry sei „hart“ gewesen. Sie habe versucht, sich die berühmte britische „steife Oberlippe“ zuzulegen.

„Unbarmherzige Kampagne“ des Boulevards

Harry und Meghan beklagen unter anderem den Mangel an Privatsphäre in Großbritannien und den Umgang der Boulevardpresse mit ihnen. Die ehemalige US-Schauspielerin Meghan, die afroamerikanische Wurzeln hat, war auch rassistischen Äußerungen ausgesetzt. Das Herzogspaar hatte britischen Boulevardmedien Anfang Oktober eine „unbarmherzige Kampagne“ gegen sie vorgeworfen – und rechtliche Schritte gegen einige Medien eingeleitet.

Meghan klagte die britische Zeitung „Mail on Sunday“ wegen der Veröffentlichung eines privaten Briefes. Die britische Boulevardpresse hatte die US-Schauspielern zunächst mit Enthusiasmus in der britischen Königsfamilie willkommen geheißen. Später wurde die Berichterstattung zunehmend kritisch und nahm unter anderem die zerstrittene Familie der 38-Jährigen in den USA ins Visier.

Harry reichte Klage gegen zwei britische Zeitungsverlage wegen illegalen Abhörens von Mailboxnachrichten ein. Die Vorwürfe richten sich gegen den Verlag News Group Newspapers, zu dem die „Sun“ gehört, und Reach plc, den Verlag der Zeitungsmarke „Mirror“. Die beklagten Zeitungen gehören zu den auflagenstärksten Blättern im Vereinigten Königreich.

Brüder auf „unterschiedlichen Pfaden“

Gegenüber ITV hatte Harry auch erstmals Spannungen mit seinem Bruder William (37) eingeräumt. „Wir sind derzeit sicherlich auf unterschiedlichen Pfaden“, sagte der 35-Jährige. Die Gründe sieht Harry in seiner Rolle als Prinz und als Mitglied der königlichen Familie sowie in dem Druck, unter dem seine Familie stehe: „Es passieren unweigerlich Dinge, aber wir sind Brüder. Wir werden immer Brüder sein.“

In der britischen Boulevardpresse kursierten im Vorjahr Gerüchte über Unstimmigkeiten zwischen den Ehefrauen der beiden Prinzen, Kate (37) und Meghan. Diese sollen angeblich auch die Brüder entzweien. „Wir sehen uns nicht mehr so oft wie früher, da wir so beschäftigt sind“, sagte Prinz Harry über sein Verhältnis zu William. „Aber ich liebe ihn sehr, und der Großteil (der Spekulationen, Anm.) ist aus dem Nichts entstanden.“ Als Brüder habe man gute und schlechte Tage. Er werde immer für William da sein – und umgekehrt.

Prinz Harry und seine Ehefrau Meghan sowie Prinz William und seine Ehefrau Kate
Reuters/Peter Nicholls
Meghan und Harry, Kate und William (v. l. n. r.): Als Brüder habe man gute und schlechte Tage, sagte Harry

Zunächst zogen Harry und Meghan im Frühjahr aus dem Kensington-Palast in London aus, auf dessen Grundstück sie mit William und Kate gelebt hatten. Sie wohnen seither in der Nähe von Königin Elizabeth II. (93) in Windsor. Im Juni kündigten der Herzog und die Herzogin von Sussex an, sie wollten ihre eigene Stiftung gründen und somit ihr soziales Engagement stärker von William und Kate trennen.