Tasse mit den Gesichtern von Prinz Harry und seiner Frau Meghan
APA/AFP/Daniel Leal-Olivas
„Flucht“ nach Kanada

Geldquellen für Meghan und Harry gesucht

Die Ankündigung von Prinz Harry und seiner Frau Herzogin Meghan, ihre royalen Aufgaben zurückzulegen, ist nicht nur in Großbritannien, sondern auch im Königshaus selbst wie eine Bombe eingeschlagen. Meghan verließ Großbritannien sofort wieder, eine „Flucht“, wie der Boulevard urteilte. Das Paar will weit weg vom britischen Palast finanziell unabhängig sein – eine Definitionsfrage.

Großbritannien steuert Ende des Monats auf den Brexit zu, dennoch kennen die britischen Titelseiten derzeit nur ein Thema: den „Megxit“, das Begehr von Prinz Harry und Herzogin Meghan, von den königlichen Pflichten Abstand zu nehmen. Am Mittwochabend hatte das Paar diesen Schritt überraschend angekündigt, und zwar offenbar ohne zuvor Queen Elizabeth II., Harrys Großmutter, zu konsultieren. Harry und Meghan möchten sowohl in Großbritannien als auch in Nordamerika leben.

Der Buckingham Palace wurde von der Nachricht unvorbereitet überrollt. Die Königin und die Prinzen Charles und William hätten von den Plänen rund eine Woche zuvor erfahren, seien aber nicht gefragt worden. Eine Kopie des Statements sei erst zehn Minuten, bevor es online ging, an die Familie weitergegeben worden, hieß es.

Wie das Boulevardblatt „Daily Mail“ online berichtete, soll Harry sogar eine Bitte der Queen ignoriert haben, vorher über den Schritt und die Veröffentlichung zu sprechen. Die 93 Jahre alte Königin sei von der Art und Weise „verletzt und enttäuscht“, hieß es in Palastkreisen.

Kanada als mögliche Niederlassung

In Fernsehen, Presse und online hagelte es Kritik an Harry und Meghan. Zu Wort meldete sich unter anderem US-Präsident Donald Trump, der sagte, er finde die Krise „traurig“. Nur wenige Stunden nach Veröffentlichung des „royalen Rücktritts“ flog die Herzogin wieder nach Kanada – eine „Flucht“, wie Kommentatoren urteilten. In Kanada war der acht Monate alte Sohn Archie nach dem sechswöchigen Familienurlaub bei einem Kindermädchen und Meghans bester Freundin geblieben. Harry wird am Donnerstag wieder einen offiziellen Termin in Großbritannien haben. Kanada, das Teil des britischen Commonwealth ist, dürfte auch das Ziel des Paares sein, um sich niederzulassen. Meghan lebte mehrere Jahre in Toronto und arbeitete dort als Schauspielerin („Suits“).

Geklärt werden muss nun, welche finanziellen Zuwendungen dem Paar in Zukunft zustehen. Harry und Meghan hatten angekündigt, für ihre finanzielle Unabhängigkeit arbeiten zu wollen. Was wie ein Einstieg ins Berufsleben klingt, „bedeutet in Wahrheit eine schrittweise Kürzung jenes Geldes, das sie von der Regierung über den ‚Sovereign Grant‘ erhalten“, so der britische „Guardian“.

Dieser „Sovereign Grant“ wird mit Geldern befüllt, die von Einnahmen durch den Kronbesitz („Crown Estate“, etwa Immobilien) stammen und die dem Königshaus von der Regierung überwiesen werden. Denn damit werden Ausgaben für royale Pflichten bestritten. Sowohl Harry und Meghan als auch der Rest der britischen Royals leben aber hauptsächlich von den Holdings der Herzogtümer, die Queen etwa vom Duchy of Lancaster, ihr Sohn Prinz Charles vom Herzogtum Cornwall.

Privatvermögen aus Erbe

Laut Harry und Meghan stammen nur fünf Prozent des derzeitigen Einkommens aus dem „Sovereign Grant“, der Rest vom Duchy of Cornwall, also aus den Einnahmen von Prinz Charles. Dieser seit Jahrhunderten vererbte Besitz erstreckt sich über mehr als 54.000 Hektar Acker- und Waldfläche. Die Gelder daraus fließen direkt an Charles als ältesten Sohn der Monarchin. Laut „Guardian“ ist das Duchy of Cornwall 931 Mio. Pfund (rund eine Milliarde Euro) schwer und wirft jährlich rund 22 Mio. Pfund (rund 26 Mio. Euro) an Gewinn ab. Davon leben neben Charles, Harry und Meghan auch Herzogin Camilla, Prinz William und Herzogin Kate.

Zusätzlich besitzt Prinz Harry selbst Vermögen, er erbte zusammen mit seinem Bruder William 13 Mio. Pfund von der 1997 verstorbenen Prinzessin Diana. Es gibt zudem ein Erbe von ihrer Urgroßmutter, der Königinmutter. Auch Herzogin Meghan brachte Vermögen mit in die Ehe, pro „Suits“-Folge verdiente sie als Schauspielerin rund 38.000 Pfund. Sie hatte auch ein eigenes Lifestyle-Blog und arbeitete als Modedesignerin.

Wie die beiden aber künftig Einnahmen selbst erwirtschaften wollen, ist noch unklar. Laut den Bestimmungen, die bisher für das Paar als wichtige Königshausmitglieder galten, war ihm nicht gestattet, Einkommen in jedweder Form zu verdienen. Nachdem sie ihre Pflichten zurücklegten, könnten Harry und Meghan den Vorbildern anderer Royals folgen, die weiter unten in der Thronfolge stehen. Die Prinzessinnen Beatrice und Eugenie etwa arbeiten in zivilen Berufen in der Finanz und im Kunsthandel.

Bücher, Reden, Fernsehen

Wie der Royal-Experte David McClure der BBC sagte, könnten Harry und Meghan künftig Geld mit dem Schreiben von Büchern und mit TV-Arrangements verdienen. „Es gab ja Gespräche, dass Harry und Meghan mit Oprah Winfrey einen Deal machen könnten, das könnte eine Option sein“, so McClure. „Harry und Meghan wären äußerst gefragt“, sagte Sharron Elkabas, Chefin der Agentur MN2S, die Prominente für Veranstaltungen vermittelt, gegenüber AFP. Das Paar könne für einen einzigen Redeauftritt siebenstellige Honorare verlangen. Der Buckingham-Plast warnte allerdings bereits, dass es sich hier „um sehr komplizierte Regeln“ handle, die erst erarbeitet werden müssten.

Queen Elizabeth II und Prinz Harry
Reuters/Steve Parsons
Bild aus besseren Tagen: Queen Elizabeth II. und Harry, der als ihr Lieblingsenkel gilt

Bereits im Juni hatten Harry und Meghan die Marke „Royal Sussex“ eintragen lassen. Zahllose Gegenstände vom Bleistift bis zum Sportartikel zieren die Marke des Herzogs und der Herzogin von Sussex inzwischen. Noch früher, im März, hatten sie eine Website, Sussex Royal, registrieren lassen, laut Medienberichten, ohne die königliche Familie davon in Kenntnis zu setzen.

Die Website ging kürzlich online – weiterer Stoff für Spekulationen darüber, wie lange Harry und Meghan ihren Schritt in die Freiheit schon geplant hatten. Als eines der berühmtesten Paare der Welt hat ihre Marke das Potenzial, höchst einträglich zu sein, so die BBC. Ihr gemeinsamer Instagram-Account hat mehr als zehn Millionen Follower.

Sicherheit auf Staatskosten

Im Buckingham-Palast herrscht Krisenstimmung. Die wichtigsten Mitglieder des Königshauses sollen rasch eine Option für den künftigen Status von Harry und Meghan finden. Man arbeite an einer „umsetzbaren Lösung“, hieß es. Elizabeth II. wies auch ihre Berater an, innerhalb der kommenden Tage Möglichkeiten aufzuzeigen, wie mit der Situation verfahren werden könne.

Involviert in die Gespräche ist auch die britische Innenministerin Priti Patel. Sie soll Harrys und Meghans Sicherheit weiterhin gewährleisten und gleichzeitig die Kosten für den Staat im Auge behalten. Wie viel die Steuerzahler für die persönliche Sicherheit an zwei Wohnorten kosten wird, ist unklar. Wenn sie sich in Großbritannien aufhalten, wollen Harry und Meghan jedenfalls in ihrem Anwesen in Windsor wohnen. Es wurde kürzlich auf Staatskosten um 2,4 Mio. Pfund renoviert.