Tausende für Schottlands Unabhängigkeit

Im regennassen Glasgow sind Tausende Demonstrierende gestern für die Unabhängigkeit Schottlands auf die Straße gegangen. „Der Regen hat unsere Stimmung sicherlich nicht gedämpft“, twitterte der schottische Justizminister Humza Yousaf. „Hier gibt es viele EU-Flaggen wie auch schottische Flaggen.“

Zu dem Protestmarsch in der Industriestadt hatte die Gruppe All Under One Banner (AUOB) aufgerufen, die ein zweites schottisches Unabhängigkeitsreferendum noch heuer fordert. Bei Schottlands erstem Unabhängigkeitsreferendum 2014 hatten noch 55 Prozent der Wähler und Wählerinnen für einen Verbleib im Vereinigten Königreich gestimmt. Umfragen zufolge ist die Zustimmung für eine Abspaltung seitdem aber gewachsen. Grund dafür ist unter anderem der Brexit-Kurs von Premierminister Boris Johnson.

„Hoffe, das Wetter ist nicht allzu schlecht!“

Die Schottische Nationalpartei (SNP), die die AUOB-Kampagne unterstützt, argumentiert, dass Johnson Schottland gegen den Willen seiner Bürger und Bürgerinnen aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion herausreiße. Beim britischen Brexit-Referendum 2016 hatten sich 62 Prozent der Wähler und Wählerinnen in Schottland für einen Verbleib in der Europäischen Union ausgesprochen.

Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon, die selbst nicht teilnehmen konnte, wünschte den Demonstrierenden per Twitter viel Glück. „Hoffe, das Wetter ist nicht allzu schlecht!“, schrieb sie. Den Erfolg ihrer Partei bei der britischen Parlamentswahl im Dezember sieht Sturgeon als klares Mandat für ein neues schottisches Unabhängigkeitsreferendum. Die SNP hatte 48 der 59 schottischen Sitze im Unterhaus gewonnen.