Erwartet zu dem Treffen wurden neben Queen Elizabeth II. (93) und ihrem Privatsekretär Sir Edward Young auch Thronfolger Prinz Charles (71) und sein älterer Sohn Prinz William (37). Harry sollte nach Sandringham kommen. Meghan hält sich in Kanada auf und wollte sich Berichten zufolge telefonisch zu dem Treffen zuschalten. Britische Zeitungen spekulierten, dass die Herzogin von Sussex – so Meghans offizieller Titel – länger mit ihrem acht Monate alten Sohn Archie in Kanada bleibt, weil sie ihre Hunde nach Nordamerika mitgenommen habe.
Die Verlautbarung des Paares, sich als hochrangige Vertreter der Königsfamilie zurückzuziehen, soll für die Royals überraschend gekommen sein – und auch palastintern für viel Enttäuschung und Ärger gesorgt haben. Die Queen sei „verletzt und tief enttäuscht“, Prinz William „traurig“, und Prinz Charles soll zwar Verständnis zeigen, seinen Sohn aber unter allen Umständen im engsten königlichen Kreis halten wollen.
Exklusivinterview als Drohung?
Der britische Reporter Tom Bradby, angeblich enger Vertrauter des Paares, mutmaßte in der „Daily Mail“, dass Harry und Meghan der Queen drohen würden, in einem großen Exklusivinterview über das Leben im Palast auszupacken, sollte sie ihren Wunsch nach Abstand nicht respektieren. Erst vor wenigen Wochen hatte sich Prinz Andrew (59), der in einen Missbrauchsskandal verwickelt sein soll, in einem TV-Interview um Kopf und Kragen geredet. Eigentlich wollte er mit dem Interview seinen Ruf wiederherstellen. Experten sprachen von einer „PR-Katastrophe“. Der Druck auf Andrew wurde so groß, dass er seine royalen Verpflichtungen vorerst ruhen lässt.
Reaktion der Briten
Wie viel Verständnis es in Großbritannien für den Schritt von Harry und Meghan gibt, erläutert ORF-Korrespondentin Eva Pöcksteiner.
Eine Frage des Geldes
Bei dem Treffen soll nach einem Kompromiss für die Ausgestaltung der zukünftigen Rolle des Paares gesucht werden. Geklärt werden muss unter anderem, wie viel Geld die beiden künftig noch von Prinz Charles erhalten – bisher finanziert der Thronfolger aus seinem Privatvermögen laut Presseberichten 95 Prozent von Harrys Etat.
Auch die Frage, ob das Paar seine königlichen Titel behalten kann, steht laut einem Bericht der „Sunday Times“ auf der Tagesordnung, außerdem die Frage, was für Geschäfte die beiden künftig machen dürfen. Die Queen hatte bereits am Donnerstag rasch auf eine „praktikable Lösung“ gedrungen, welche die Forderung des Paares nach mehr Freiheit berücksichtige.
William und Harry dementieren Bruch
Schon im Vorfeld des Treffens wurde ein Statement der Brüder William und Harry veröffentlicht, in dem sie einen am Sonntag veröffentlichten Artikel als unwahr bezeichneten. „Ungeachtet klarer Dementis“ sei eine falsche Story mit Spekulationen über ihre Beziehung veröffentlicht worden. Der Artikel sei „aufrührerisch“, „angriffig“ und „schädlich“, so die Prinzen.
Die „Sunday Times“ hatte William mit den Worten zitiert, er und sein jüngerer Brüder seien fortan „getrennte Einheiten“, und die nach dem Tod ihrer Mutter Prinzessin Diana geknüpften engen Bande seien gekappt: „Unser ganzes Leben habe ich meinen Arm um meinen Bruder gelegt, und das kann ich nun nicht länger tun – wir sind getrennte Einheiten“, habe William einem Freund gesagt.
Verlängerter Weihnachtsurlaub in Kanada
Harry, Meghan und Sohn Archie hatten zum Jahresende sechs Wochen „private Familienzeit“ in Kanada verbracht, Meghan kehrte inzwischen wieder dorthin zurück. Kanadischen Medien zufolge hält sie sich gemeinsam mit Archie auf Vancouver Island vor der kanadischen Westküste auf.
Das Paar hatte angekündigt, die Queen weiterhin voll zu unterstützen, aber gleichzeitig arbeiten und finanziell unabhängig werden zu wollen. Ihr aufwendig renoviertes Cottage auf Schloss Windsor wollen die beiden als Wohnsitz in England behalten.
Krisengespräch bei den Royals
Thronfolger Prinz Charles und seine Söhne William und Harry werden zum Familienkrisengespräch auf dem Landsitz der Queen erwartet.
„Gleichzeitig halb drinnen und halb draußen?“
Der Finanzexperte David McClure bezweifelte gegenüber der britischen Nachrichtenagentur PA, dass Harry und Meghan künftig gleichzeitig als Mitglieder des Königshauses und als Privatleute leben können: „Wie kann man gleichzeitig halb drinnen und halb draußen sein – die halbe Woche öffentliche Verpflichtungen wahrnehmen und die andere Hälfte sein eigenes Einkommen mit Fernsehen, Vorträgen und Büchern verdienen? Das steckt voller Fallstricke.“ Schon in der Vergangenheit habe es sich als „gefährliche Mischung“ erwiesen, wenn ranghohe Royals selbst Geld verdient hätten – „das hat nicht gut funktioniert“.
Die britischen Steuerzahler haben sich laut einer Umfrage für die „Sun“ ihre Meinung bereits gebildet: 81 Prozent der Befragten sind der Ansicht, Harry und Meghan sollten keinerlei finanzielle Unterstützung durch das Königshaus oder aus Steuermitteln mehr bekommen, 46 Prozent wollen, dass die beiden ihre Titel ablegen.