Kenneth Starr
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Kenneth Starr

Clinton-Ankläger soll Trump verteidigen

Die Anwälte von US-Präsident Donald Trump bekommen im Amtsenthebungsverfahren prominente Unterstützung: Kenneth Starr schließt sich dem Team der Verteidigung an, wie Trumps Rechtsberater am Freitag mitteilten. Starr hatte mit seinen Ermittlungen 1998 den Grundstein für das Impeachment-Verfahren gegen den Ex-Präsidenten Bill Clinton gelegt.

Neben Starr ist auch Alan Dershowitz in Trumps Team. Der Harvard-Juraprofessor wurde bekannt als einer der Anwälte, die 1995 im Mordprozess gegen den einstigen Football-Star und Schauspieler O. J. Simpson einen Freispruch erwirkten. Geleitet wird Trumps Verteidigerteam einem Insider zufolge vom Rechtsberater des Weißen Hauses, Pat Cipollone, und Trumps persönlichem Anwalt Jay Sekulow.

Starr hatte sich 1998 in der Lewinsky-Affäre einen Namen gemacht. In einem 445 Seiten starken Untersuchungsbericht trug er etliche Details aus der Affäre zwischen Clinton und der Praktikantin Monica Lewinsky zusammen. Clinton verlor wegen der Beziehung und wegen einer Lüge fast sein Amt. Der damalige US-Präsident warf Starr „billige schleimige“ Methoden vor. Kritiker und Kritikerinnen werfen Starr vor, er habe sich mit obszönen Details der Affäre aufgehalten und seine Ermittlungen viel zu lange fortgeführt. Sie verschlangen mehr als 40 Millionen Dollar (rund 36 Mio. Euro).

Inhaltliche Fragen ab Dienstag

Das Amtsenthebungsverfahren gegen Trump hatte am Donnerstag mit der Verlesung der Anklage und der Vereidigung der Senatoren und Senatorinnen begonnen. Vom kommenden Dienstag an wird es in dem Prozess um inhaltliche Fragen gehen. Dem US-Präsidenten wird in der Ukraine-Affäre Amtsmissbrauch und eine Behinderung des Kongresses zur Last gelegt.

Kenneth Starr
APA/AFP/Luke Frazza
Jurist Starr ermittelte gegen Ex-Präsident Clinton. Der Impeachment-Prozess gegen den Demokraten 1999 scheiterte schließlich.

Die Demokraten werfen Trump vor, den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenski zu Ermittlungen gegen seinen Rivalen Joe Biden gedrängt zu haben, der ihn bei der Präsidentschaftswahl im kommenden November herausfordern könnte. Als Druckmittel soll der Präsident unter anderem eine für Kiew bestimmte Militärhilfe in Höhe von insgesamt 391 Millionen Dollar zurückgehalten haben.

Später soll Trump die Untersuchung des Repräsentantenhauses zu der Affäre rechtswidrig behindert haben, indem er Zeugenaussagen blockierte und wichtige Dokumente zurückhielt. Trump ist der dritte Präsident der US-Geschichte, der sich einem Impeachment-Prozess stellen muss. Neben Clinton war das auch Andrew Johnson im Jahr 1868. Eine Amtsenthebung von Trump gilt angesichts der Mehrheit seiner Republikaner im Senat aber als nahezu ausgeschlossen.

Dershowitz: Habe Clinton gewählt

Neben Starr gilt auch Dershowitz als einer der bekanntesten US-Anwälte. Zu seinen Mandanten zählten neben O. J. Simpson auch Boxlegende Mike Tyson und Regisseur Roman Polanski. In die Schlagzeilen geriet Dershowitz als Anwalt des US-Millionärs Jeffrey Epstein, dem zahlreiche Sexualverbrechen zur Last gelegt wurden. Er sorgte mit dafür, dass Epstein nach einer Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs minderjähriger Mädchen 2008 nur eine 13-monatige Haftstrafe absaß.

Alan Dershowitz
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Dershowitz gilt als berüchtigter Promianwalt, der unter anderem auch US-Millionär Epstein vertreten hat

Auch Dershowitz selbst wird im Zuge der Epstein-Anklage Sex mit einer Minderjährigen vorgeworfen. Der heute 81-Jährige hat das entschieden zurückgewiesen und will selbst gegen die Frau, die den Vorwurf vorgebracht hat, juristisch vorgehen. Epstein wurde im vergangenen August nach einer erneuten Inhaftierung in einer New Yorker Gefängniszelle tot aufgefunden. Nach Angaben der Gerichtsmedizin nahm sich der 66-Jährige das Leben.

Dershowitz erklärte am Freitag, er werde bei dem Trump-Prozess im Senat verfassungsrechtliche Argumente gegen das Impeachment und eine Amtsenthebung vortragen. Er beteuerte, es gehe ihm nicht um Parteipolitik. So sei er gegen das Impeachment des Demokraten Clinton gewesen und habe bei der Präsidentschaftswahl 2016 für Trumps demokratische Gegnerin Hillary Clinton gestimmt. Er wolle aber die „Integrität der Verfassung“ verteidigen und verhindern, dass ein „gefährlicher Präzedenzfall“ geschaffen werde.

Cipollone führt Anwaltsteam an

Trumps Anwaltsteam wird vom obersten Rechtsberater des Weißen Hauses Cipollone angeführt. Der erfahrene Jurist hat maßgeblich die bisherige Verteidigungsstrategie des Präsidenten in der Ukraine-Affäre entworfen und auf eine Blockade der Untersuchung des Repräsentantenhauses gesetzt. Der Nachfahre italienischer Einwanderer, ein strenggläubiger Katholik mit zehn Kindern, gilt als sehr diskret und ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt.

Dem Anwaltsteam gehört auch Trumps persönlicher Anwalt Sekulow an. Er hatte den Präsidenten schon bei der Untersuchung von Russland-Sonderermittler Robert Mueller vertreten. Medienberichten zufolge wird mit Robert Ray ein weiterer Jurist dem Trump-Team angehören, der sich mit der Clinton-Affäre befasst hatte. Genannt werden auch noch Pam Bondi, frühere Generalstaatsanwältin Floridas, und Jane Raskin, die Trump bereits in der Vergangenheit als Anwältin vertreten hat.