Football Leaks: Whistleblower kommt vor Gericht

Der Portugiese Rui Pinto, der Mann hinter der Fußballenthüllungsplattform Football Leaks, kommt in seinem Heimatland auf die Anklagebank. Das teilte die Justiz gestern in Lissabon mit.

Die zuständige Ermittlungsrichterin Claudia Pina habe die Eröffnung eines Prozesses gegen den 31-Jährigen wegen 93 Straftaten angeordnet. Pinto wird unter anderem der versuchten Erpressung, des illegalen Zugangs zu vertraulichen Daten sowie der Verletzung des Briefgeheimnisses bezichtigt.

Die Staatsanwältin hatte dem Angeklagten sogar 147 Straftaten angelastet. Einen Termin für den Beginn des Verfahrens gibt es noch nicht.

Im März ausgeliefert

Pinto wurde vor einem Jahr in Budapest verhaftet und im März 2019 an Portugal ausgeliefert. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Ermittlungsrichterin entschied nun, dass der Angeklagte auch nicht auf Kaution das Gefängnis in Lissabon verlassen darf.

Richterin Pina sagte bei der Verkündung ihres Urteils, Pinto könne nicht als echter Whistleblower gelten, weil er „nicht in gutem Glauben gehandelt“ habe. Pinto soll etwa versucht haben, die Agentur Doyen Sports mit seinem Insiderwissen zu erpressen.

Fußballermillionen bei Offshore-Banken

Football Leaks hatte mit seinen Enthüllungen seit 2015 für Aufsehen im Weltfußball gesorgt. Es gab unter anderem auch Berichte über Steuervergehen von Topstars der Branche. Auch Originaldokumente wurden online gestellt. Bei den Daten handelte es sich um vertrauliche Dokumente aus der internationalen Branche und dem Offshore-Bankenwesen. Viele der veröffentlichten Informationen zogen juristische Konsequenzen nach sich.

Bei den Ermittlungen der Behörden in Portugal gegen Pinto geht es auch um Infolecks, die über den TV-Kanal des FC Porto und in Blogs veröffentlicht wurden. Diese führten zu Ermittlungen gegen den Rekordmeister Benfica Lissabon, der Schiedsrichter und Spiele gekauft haben soll. Pinto wies bisher alle Vorwürfe zurück.