Frau trägt Plastisack in chinesischem Einkaufszentrum
Reuters/Claro Cortes
Verbot von Sackerln und Einwegstrohhalmen

China sagt Plastikmüll den Kampf an

China gehört zu den weltweit größten Produzenten von Plastikabfällen. Mit einem „ehrgeizigen Plan“ will Peking den Müllberg in den nächsten Jahren reduzieren. In einem ersten Schritt werden Plastiksackerln und Einwegtrinkhalme verboten.

Ab Ende 2020 dürfen in Supermärkten in den chinesischen Metropolen keine Plastiksackerln mehr an Konsumentinnen und Konsumenten abgegeben werden. Ende 2022 wird das Verbot auf kleinere Städte ausgeweitet. Ebenfalls ab Ende dieses Jahres wird Hotels die Nutzung von Einwegtrinkhalmen untersagt. Restaurants und Hotels wiederum müssen künftig auf Einwegprodukte aus Plastik verzichten.

Die Verbote wurden am Sonntag von der staatlichen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) in Peking verkündet. Mit den Maßnahmen soll die Menge an Plastikmüll in den kommenden fünf Jahren schrittweise gesenkt werden.

Plastiksäcke auf einem Baum in China
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Vögel nahe einer Müllhalde in der Stadt Changzhi: Peking sagt dem Abfallberg den Kampf an

Größter Plastikproduzent der Welt

China ist der größte Hersteller von Plastik und hat einen Anteil von rund einem Drittel an der globalen Produktion. Da die Chinesinnen und Chinesen viel Kunststoff verbrauchen und dabei wenig recycelt wird, verschmutzt das Plastik die Landschaft und landet oft im Meer. Mit dem Plan hofft die chinesische Regierung, bis 2025 die Umweltverschmutzung mit Plastik „wirksam unter Kontrolle zu bringen“ und die Menge von Plastikabfällen auf den Müllhalden wichtiger Städte „bedeutend zu reduzieren“.

Nach dem Plan darf die Gastronomie in großen Städten ab Ende des Jahres kein Plastikbesteck mehr einsetzen – in kleineren Städten ab Ende 2022. Auch in Hotels sollen Einwegplastikprodukte verringert werden. Ab Ende 2022 dürfen Hotels, die mit Sternen ausgezeichnet sind, ihren Gästen nicht mehr Produkte wie Zahnbürsten oder Kämme anbieten. Vielmehr sollen sie über Automaten verkauft werden. Im Bad der Hotelzimmer soll Seife in auffüllbaren Behälter zur Verfügung stehen. Ende 2025 müssen alle Hotels und Unterkünfte im Land folgen.

Auch aus Kunststoff gewebte Säcke verboten

Paketdienste in großen Städten wie Peking, Schanghai oder in wirtschaftlich boomenden Provinzen wie Jiangsu, Zhejiang, Fujian oder Guangdong dürfen ab Ende 2022 ebenfalls keine Plastiksackerln mehr als Verpackung benutzen. Auch wird Kurierdiensten der Einsatz gewebter Säcke aus Kunststoff untersagt. Ende 2025 soll das Verbot auch landesweit gelten, heißt es in den Anweisungen auf der Website der Reformkommission, dem obersten Wirtschaftslenkungsorgan.

Verkauf von Plastiksack in chinesischem Supermarkt
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In Supermärkten – hier in Peking – werden Plastiksackerln bald der Vergangenheit angehören

Die Verfügung bekräftigte auch das bestehende Importverbot für Plastikmüll. Verboten sind auch die Produktion und der Einsatz von besonders dünnen Plastiksackerln oder solchen Folien für die Landwirtschaft. Während weniger Plastik benutzt wird, sollen dafür alternative Produkte gefördert werden, heißt es in der Direktive. In Supermärkten und anderen Geschäften sollen umweltfreundliche Beutel aus Stoff, Papier oder anderen abbaubaren Materialien eingesetzt werden. Auch Essensverpackungen sollen aus Werkstoffen bestehen, die sich natürlich zersetzen.

Plastikmüll verschmutzt Meere

China gehört laut einem Bericht der Organisation Ocean Conservancy auch zu jenen fünf Staaten der Welt, die verantwortlich sind für mehr als die Hälfte der acht Millionen Tonnen Plastikmüll, die jedes Jahr in den Meeren landen. Die anderen vier Verschmutzer liegen ebenfalls in Südostasien – es handelt sich um Indonesien, die Philippinen, Vietnam und Thailand.

Im Vorjahr verpflichteten sich die Mitglieder der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN) in der „Bangkoker Erklärung“ zum Kampf gegen die Meeresverschmutzung. Die ASEAN-Staaten Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam, sagten darin zu, die in ihren Ländern produzierten Abfälle im Meer bis zum Jahr 2025 „in bedeutendem Umfang zu reduzieren“. Umwelt-NGOs kritisierten damals allerdings das Fehlen von konkreten Zielen sowie eines Zeitplans. Auch mögliche Strafen gegen die größten Umweltsünder sind laut NGOs nicht in der Erklärung verankert.