Menschen in China tragen Schutzmasken vor dem Mund
Reuters/Jason Lee
Fälle in Peking

Lungenkrankheit breitet sich in China aus

Die durch ein neuartiges Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit breitet sich in China stetig aus. Die Behörden gaben am Montag erstmals Fälle bekannt, die in anderen Landesteilen als der zentralchinesischen Metropole Wuhan auftraten. So wurden zwei Fälle in Peking und einer in Guangdong registriert. Kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest – der größten regelmäßigen Migrationsbewegung der Welt – sorgt das für erhebliche Sorge.

Mit den neuen Erkrankungen ist der Coronavirus-Stamm innerhalb Chinas nicht mehr auf Wuhan begrenzt. Insgesamt gaben die chinesischen Behörden fast 140 weitere Fälle von Erkrankungen durch das Virus bekannt. Damit wurde inzwischen bei 201 Personen in der Volksrepublik der mysteriöse Erreger diagnostiziert. 170 von ihnen wurden weiterhin in Krankenhäusern in Wuhan behandelt, wie die dortige Gesundheitsbehörde mitteilte. Der Zustand von neun von ihnen sei ernst.

Ferner wurde nach Angaben der Behörden ein dritter Todesfall durch das Virus verursacht. In Peking wurden zwei Patienten wegen Lungenentzündung behandelt, welche die Ärzte auf das neuartige Virus zurückführten. Zudem wurde am Montag ein erster Fall aus Schanghai bekannt. Auch die südchinesische Provinz Guangdong meldete 15 Fälle.

’Auf einer Tafel am Flughafen in Tokio wird vor der Lungenkrankheit in Wuhan, China gewarnt
Reuters/Kim Kyung Hoon
Die Sicherheitsvorkehrungen wurden erhöht

Größere Ausbreitung vermutet

Bis Sonntag waren erst rund 60 Fälle offiziell bestätigte worden. Doch gehen Fachleute am britischen Zentrum für die Analyse globaler Infektionskrankheiten am Imperial College London davon aus, dass die Ausbreitung der Krankheit sehr viel größer ist als bisher bekannt. Nach ihrer Wahrscheinlichkeitsrechnung schätzen sie die Zahl der Patientinnen und Patienten auf mehr als 1.700.

Karte zeigt Ausbreitung des Coronavirus
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Die Hiobsbotschaft von der Ausbreitung des Virus kam wenige Tagen vor dem chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag. Rund um das Fest sind jedes Jahr Millionen Chinesen per Zug, Bus oder Flugzeug im Land unterwegs, was potenziell das Risiko einer weiteren Ausbreitung des Virus steigert.

Fischmarkt als Quelle?

Nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Wuhan war das Virus zuerst im Dezember auf einem Fischmarkt in der Stadt aufgetreten. Einige der Infizierten hatten jedoch den Angaben zufolge gar keinen Kontakt zu dem Fischmarkt. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nach offiziellen Angaben nicht nachgewiesen. Allerdings könne „nicht ausgeschlossen“ werden, dass sie möglich ist.

Gesundheitsbehörden alarmiert

Zum chinesischen neuen Jahr reisen Millionen Menschen durch das Land. Das schürt Befürchtungen, dass sich das Virus rasant verbreiten könnte. (Videoquelle: EBU/CNCCTV)

Auch warnen die Experten vor einer möglichen Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch. Chinas Gesundheitskommission mahnte in Peking zur Vorsicht, weil der Ursprung des neuen Typs von Coronavirus noch nicht gefunden sei. Auch sei nicht sicher, wie sich Menschen ansteckten: „Die Übertragung wird noch nicht völlig verstanden.“ Trotzdem hielten Experten den Ausbruch für „kontrollierbar“.

Der chinesische Präsident Xi Jinping kündigte einen entschlossenen Kampf gegen die Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit an. „Das Leben und die Gesundheit der Menschen sollten oberste Priorität haben, und die Ausbreitung des Ausbruchs sollte entschieden eingedämmt werden“, wurde Xi am Montag vom staatlichen Fernsehen zitiert.

Oft harmlose Erkrankungen

Es wird vermutet, dass das neuartige Virus aus der Tierwelt kommt. Coronaviren verursachen oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen – allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie SARS und MERS dazu. Das neue Virus stammt aus der Erregerfamilie, zu der auch der tödliche SARS-Erreger gehört.

Corona-Virus Zellen
Reuters/NIAID
Über Ursprung und Verbreitung des Virus ist noch wenig bekannt

SARS steht für „Severe Acute Respiratory Syndrome“ (Schweres Akutes Atemwegssyndrom). An der SARS-Epidemie waren in den Jahren 2002 und 2003 knapp 350 Menschen in Festlandchina sowie knapp 300 weitere in Hongkong gestorben. Von China ausgehend waren weltweit rund 8.000 Menschen an SARS erkrankt. Vor gut einer Woche hatten Fachleute die Gensequenz des neuen Virus entschlüsselt, was die Tests bei Patienten mit Lungenentzündungen unbekannter Ursache erleichtert.

Keine Reisewarnung

Auch im Ausland gibt es bereits Fälle. In Thailand wurden zwei Infektionen und in Japan ein Fall bei Reisenden aus Wuhan bestätigt. Auch Südkorea meldete eine Erkrankung. Die Patienten hatten aber nicht den Tiermarkt besucht, auf dem der Ursprung vermutet wird. Das ließ Experten vor einer Übertragung von Mensch zu Mensch warnen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bisher keine Reisewarnung für Touristen ausgesprochen, auch die österreichischen Behörden sehen dafür bisher keine Notwendigkeit. „Österreich unterhält keine Direktflüge mit der betroffenen Region. Die Lage in China wird jedoch in Abstimmung mit den Verkehrsbehörden genau beobachtet,“ heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Die US-Gesundheitsbehörde (CDC) riet aber nach Wuhan Reisenden, Tiermärkte und den Kontakt mit Tieren und mit kranken Personen zu meiden. „Eine begrenzte Übertragung von Mensch zu Mensch könnte vorkommen“, hieß es in der Mitteilung.

Asiatische Nachbarstaaten haben vorsorglich Fieberkontrollen bei aus China Einreisenden eingeführt. Auch die US-Flughäfen in New York, San Francisco und Los Angeles machen Gesundheitskontrollen bei Reisenden aus Wuhan.