Donald Trump
AP/Evan Vucci
WEF-Auftakt in Davos

Klima in Trump-Rede nur Randnotiz

Die 50. Auflage des Weltwirtschaftsforums (WEF) ist am Dienstagvormittag im Schweizer Nobelskiort Davos feierlich eröffnet worden. Als einer der Ersten trat US-Präsident Donald Trump auf das offizielle WEF-Podium. In seiner mit Spannung erwarteten Rede hob Trump dann vor allem die unter seiner Führung erbrachten Leistungen der USA hervor. Erst zum Ende seines Auftritts sprach Trump kurz über das Thema Klima.

In seiner Rede bekannte sich Trump zur Bewahrung der Natur und kündigt an, die USA würden der Initiative „Eine Billion Bäume“ des Weltwirtschaftsforums beitreten. Trotz der anstehenden weltweiten Herausforderungen forderte Trump aber auch eine positivere Einstellung von Politik und Wirtschaft.

Angst und Zweifel seien nicht gut, man sollte optimistischer nach vorne schauen, sagte Trump zur Eröffnung der 50. WEF-Jahrestagung, ohne das Wort Klimawandel in den Mund zu nehmen. Es gebe ja immer Schwarzseher, die sehen wollten, wie man scheitere. Es dürfe aber nicht zu viel Skepsis geben. Die USA hätten Wachstum, Kreativität und die Bereitschaft, jeder Herausforderung zu begegnen.

„Wir müssen die ewigen Propheten des Untergangs und ihre Vorhersagen der Apokalypse zurückweisen“, sagte Trump und ging in seiner Rede auch auf Konfrontationskurs zu der im Publikum sitzenden schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Davos-Auftakt mit Rede von Trump

US-Präsident Donald Trump stand beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos als einer der Eröffnungsredner auf der Bühne. In den Fokus seiner Rede stellte Trumpt seine Leistungen für die USA.

„Amerika gewinnt wieder wie niemals zuvor“

Zuvor widmete sich Trump in seiner Rede der wirtschaftlichen Entwicklung der USA in seiner Amtszeit. „Amerika wächst und gedeiht, und ja: Amerika gewinnt wieder wie niemals zuvor“, sagte Trump. Im Vergleich zur Vorgängerregierung mit geringem Wachstum und stagnierenden oder fallenden Löhnen sei die Entwicklung nach Trumps Worten nun „spektakulär“. Der US-Wirtschaft prognostizierte Trump auch für die Zukunft „gewaltige“ Chancen. Das „amerikanische Modell“ werde die größten Gewinne im 21. Jahrhundert erzeugen.

Geht es nach dem US-Präsidenten, seien auch die Beziehungen zu China „niemals besser“ gewesen. Die Verhandlungen mit China über die zweite Phase des Handelsabkommens würden schon sehr bald beginnen. Präsident Xi Jinping trete für die Interessen Chinas ein, er für jene der USA. „Ansonsten lieben wir uns.“

Davos für Trump nur Abstecher

Der erst in der Früh auf dem Flughafen Zürich-Kloten gelandete und dann per Hubschrauber nach Davos gebrachte Trump kündigte unmittelbar vor seiner Rede eine schnelle Abreise an. Hintergrund ist das am Dienstag im US-Senat anlaufende Impeachment-Verfahren. Ungeachtet der in Zusammenhang mit dem Trump-Besuch seit Tagen laufenden Vorbereitungen erscheint Davos für Trump heuer nicht mehr als ein transatlantischer Abstecher.

Donald Trump steigt aus Hubschrauber
AP/Michael Probst
Trump bei seiner Ankunft in Davos

Dennoch hat Trump in Davos mehrere bilaterale Gespräche geplant. Agenturberichten zufolge war etwa ein Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem irakischen Staatschef Barham Salih geplant.

Bäume pflanzen für Thunberg zu wenig

Thunberg erinnerte am frühen Nachmittag im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung an ihren ersten Davos-Besuch vor einem Jahr. Damals habe sie davor gewarnt, dass das Haus brenne, seitdem habe sich aber nichts getan. Bäume zu pflanzen, wie es das WEF vorsehe, sei jedenfalls zu wenig, sagte Thunberg nach Angaben der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“).

Es bringe auch nichts, auf Technologien zu vertrauen, die heutzutage noch gar nicht existierten. Die junge Generation wolle Thunberg zufolge auch nicht, dass weiter über CO2-Neutralität geredet und dabei in Wirklichkeit bei den tatsächlichen Werten getrickst werde. „Lasst uns das deutlich machen: Wir müssen die Emissionen nicht verringern. Unsere Emissionen müssen gestoppt werden“, sagte Thunberg.

Greta Thunberg
Reuters/Denis Balibouse
Nur kurz nach Trump hatte auch Thunberg ihren großen Davos-Auftritt

Thunberg hatte beim WEF vor einem Jahr eine ihrer ersten international beachteten Reden gehalten. „Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen, denn das tut es“, hatte die junge Schwedin damals gesagt. Nun sagte Thunberg: „Unser Haus brennt noch immer. Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an.“

„Ein Arbeitstreffen, keine Quasselbude“

Als erster Redner der Eröffnungszeremonie rief WEF-Gründer Klaus Schwab zuvor die Teilnehmer zu gemeinsamen Anstrengungen auf. Jeder könne dazu beitragen, eine bessere Welt zu bilden. „Wir können nicht nur eine bessere Welt schaffen, wir müssen“, sagte Schwab. Er betonte erneut, das 50. Jahrestreffen solle Ergebnisse liefern. „Dies ist ein Arbeitstreffen, keine Quasselbude.“

Schwab forderte, auch junge Aktivisten wie Thunberg anzuhören. „Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen.“ Es gehe nicht um Polarisierung, sondern um einen Austausch. Schwab kündigte an, dass beim WEF jede Stimme gehört und respektiert werde. Das Forum will heuer aber auch Resultate erreichen.

Klaus Schwab bei der Eröffnungsrede
Reuters/Denis Balibouse
Auch 50 Jahre nach der Gründung ist Schwab der Mann hinter dem WEF

„Nur ein rotes Fleischmenü“

Die meisten Veranstaltungen zielten auf „greifbare Fortschritte“ ab. Auf dem Gipfel, der bis Freitag geht, ist der Start von zwei Initiativen geplant. Zum einen sollen in der kommenden Dekade weltweit eine Milliarde Menschen geschult werden, damit sie den Anforderungen der Vierten Industriellen Revolution – also Digitalisierung der industriellen Produktion sowie Vernetzung von Dingen – gewachsen sind. Zum anderen sollen bis Ende der 2020er Jahre weltweit eine Billion Bäume gepflanzt werden.

„Das WEF meint es mit dem Klima auch beim Catering ernst“, hieß es im Schweizer Fernsehen (SEF). Es gebe heuer auf dem Speiseplan des ersten WEF-Tages „nur ein rotes Fleischmenü und viele vegetarische Optionen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer“.

Andreas Pfeifer (ORF) über die Bedeutung von Davos

Demonstranten kommen zu Fuß, die Teilnehmer mit Auto, Bahn und auch per Helikopter. Aber warum kommen sie alle nach Davos? ZIB-Außenpolitikchef Andreas Pfeifer spricht über die Bedeutung des Treffens.

Sommaruga über Zustand der Welt „besorgt“

Nach Schwab stellte auch die Schweizer Präsidentin Simonetta Sommaruga den Kampf gegen die Klimakrise in den Mittelpunkt ihrer Eröffnungsrede. Die Welt stehe in Flammen: „Wir können nicht länger tatenlos zusehen.“ Politik und Wirtschaft müssten handeln, um Biodiversität zu schützen und die Erderwärmung zu stoppen. „Ich sehe den Zustand der Welt mit Sorge“, sagte Sommaruga mit Blick auf Hass, Ungleichheit und Abschottung in der Welt.

Papst Franziskus wünschte den Teilnehmern in einer Grußbotschaft viel Erfolg. „Mögen Ihre Beratungen zu wachsender Solidarität führen, vor allem für diejenigen, die am meisten in Not sind“, hieß es darin – mehr dazu in religion.ORF.at.

„Winterwanderung“ nach Davos

Geschätzte 600 bis 700 Klimaaktivisten sind Medienberichten zufolge unterdessen am Dienstagvormittag in Klosters zur letzten Etappe ihrer „Winterwanderung“ aufgebrochen. Diese führte nach „NZZ“-Angaben über Wander- und Schlittenwege nach Davos, da die Protestbewegung Strike-WEF keine Genehmigung für die Hauptstraße erhalten habe.

Bereits am frühen Vormittag luden Klimaaktivisten in Davos zu einer Diskussion mit dem Titel „Einen nachhaltigen Weg für eine gemeinsame Zukunft schaffen“. Neben Aktivisten aus Costa Rica, Südafrika und Kanada hatte auch Thunberg hier ihren erste Auftritt. So wie bei ihrem Auftritt am Nachmittag warf die 17-Jährige den Spitzenvertretern aus Politik und Wirtschaft Versagen im Kampf gegen den Klimawandel vor.

TV-Hinweis

Die Rede von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wird am Freitag um 11.25 Uhr in ORF III und im Livestream in tvthek.ORF.at übertragen.

Rund 3.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen

Das diesjährige WEF-Treffen steht unter dem Motto „Stakeholder für eine solidarische und nachhaltige Welt“. Insgesamt diskutieren 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bis Freitag in Davos über Lösungen für internationale Probleme. Noch am Dienstag spricht unter anderen der chinesische Vizeministerpräsident Han Zheng auf dem Podium. Aus Österreich ist Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Donnerstag und Freitag dabei.