Sicherheitspersonal überprüft die Körpertemperatur von Reisenden am Flughafen in Wuhan
AP/Dake Kang
Virus aus Wuhan

China warnt vor Reisen in Millionenstadt

Bereits 17 Todesfälle sind offiziellen Angaben zufolge seit dem Ausbruch des mysteriösen Coronavirus in China nachgewiesen worden – allesamt in der Provinz Hubei im Landesinneren Zentralchinas. Den Ausgang nahm alles in der dortigen Hauptstadt Wuhan – einer Metropole mit 8,9 Millionen Einwohnern. Die chinesischen Behörden warnen nun vor Reisen dorthin.

„Reisen Sie nicht nach Wuhan“, warnte Li Bin, Vorsitzender der staatlichen Gesundheitskommission. Auch sollten die Menschen aus Wuhan die Stadt nicht verlassen, so Li. Die Einwohnerinnen und Einwohner der Metropole wurden angehalten, Menschenansammlungen zu meiden. Den Ausgang nahm das Virus offenbar auf einem Fisch- und Geflügelmarkt der Stadt. Li kündigte an, die Forschungen zu Ursprung und Übertragung würden verstärkt.

Die Behörden sprachen außerdem davon, dass sich das Land nun in der „kritischsten Phase“ der Prävention und Kontrolle befinde. Die Zahl der nachgewiesenen Fälle ist auf knapp 550 gestiegen, betroffen sind schon 23 Provinzen sowie Metropolen wie Shenzhen im Süden des Landes und die Hauptstadt Peking. Auch in Japan, Südkorea, Taiwan und neuerdings auch in Thailand gibt es Verdachtsfälle, wie am Mittwoch bekanntwurde.

Eine Sicherheitskraft desinfiziert am Flughafen in Wuhan
APA/AFP
Desinfektion im Flughafen in Wuhan

Erste Fälle in USA und Hongkong

Auch aus den Sonderverwaltungszonen Macao und Hongkong wurden am Mittwoch erstmals mögliche Fälle gemeldet. Bei dem Fall in Wuhan handelt es sich um eine 52-jährige Geschäftsfrau aus Wuhan, die mit dem Schnellzug nach Macao gekommen sei, teilte die dortige Gesundheitsbehörde mit. Beim Fall in Hongkong handelt es sich um einen Mann, der ebenfalls per Zug aus Wuhan angereist war, wie die „South China Morning Post“ („SCMP“) berichtete.

Eine Grafik zeigt Länder mit Corona-Virus-Erkrankungen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Trump nach erstem US-Verdachtsfall: „Haben einen Plan“

Ein erster Krankheitsfall durch den neuen Erreger wurde auch aus den USA gemeldet. Das Virus wurde nahe Seattle bei einem aus China eingereisten Mann nachgewiesen, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC mitteilte. Der Mann, der in den USA lebt und nach Wuhan gereist war, wurde als Vorsichtsmaßnahme in ein Spital eingeliefert. US-Präsident Donald Trump sagte, die USA hätten Vorkehrungen getroffen, um das Coronavirus einzudämmen. „Wir haben einen Plan, und der wird sehr gut aufgehen“, sagte Trump.

Sicherheitspersonal überprüft die Körpertemperatur von Reisenden am Bahnhof in Wuhan
AP/Chinatopix
Die neuen Verdachtsfälle in Macao und Hongkong reisten mit dem Zug aus Wuhan an

Neujahrsfest bringt intensiven Reiseverkehr

Die Sorgen werden durch den intensiven Reiseverkehr rund um das anstehende chinesische Neujahrsfest am Samstag gesteigert. Um das Fest sind jedes Jahr Millionen Chinesinnen und Chinesen per Zug, Bus oder Flugzeug im Land unterwegs. Die nationale Gesundheitsbehörde kündigte verstärkte Desinfizierungen von Flug- und Bahnhöfen sowie in Einkaufszentren an. Falls notwendig könnten in Zonen mit dichtem Menschenandrang auch Fiebermessungen vorgenommen werden.

Auch in Europa werden Vorkehrungen getroffen. Der britische Flughafen Heathrow will laut Verkehrsminister Grant Shapps separate Bereiche für Passagiere einführen, die aus den betroffenen Regionen in China einreisen. „Wir beobachten das sehr genau“, sagte Shapps gegenüber Sky News. Es solle gewährleistet sein, dass bei Direktflügen nach Heathrow aus diesen Gebieten für die Ankommenden ein abgetrennter Ankunftsbereich zur Verfügung stehe.

Mediziner messen die Körpertemperatur eines Reisenden in Wuhan auf dem Bahnhof in Wuhan
AP/Xinhua/Xiao Yijiu
Medizinisches Personal überprüft die Körpertemperatur von Reisenden im Bahnhof in Wuhan

Anschober: „Derzeit absolut kein Grund zur Aufregung“

Die EU sei auf ein mögliches Auftreten des gefährlichen Coronavirus nach Expertenansicht gut vorbereitet. Nach dem chinesischen Neujahrsfest könnten auch Fälle in Europa auftauchen, sagte Herman Goossens von der Universität Antwerpen. „Europa hat die nötigen Strukturen und Mittel, um bereit zu sein, falls sich eine Pandemie ereignet“, zitierte die belgische Nachrichtenagentur Belga den Experten am Mittwoch.

Österreichs Gesundheitsbehörden seien „mit den relevanten Gremien im Rahmen der WHO- und der EU-Mitgliedschaft ausgezeichnet vernetzt und in permanenter Abstimmung“, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung des Gesundheitsministeriums. „Derzeit ist absolut kein Grund zur Aufregung, aber es braucht größte Aufmerksamkeit und internationale Abstimmung. Das wird durch die österreichischen Gesundheitsbehörden in allen Bereichen gut sichergestellt“, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Könnte von Fledermäusen stammen

Die Behörden hatten zuletzt bestätigt, dass eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch stattgefunden hatte. Das neue Coronavirus 2019-nCoV ist genetisch zu 80 Prozent mit dem SARS-Virus ident, allerdings „schwächer“, wie die Behörden betonten. Möglicherweise stammt es ursprünglich von Fledermäusen und ist von diesen Säugetieren auf den Menschen „übergesprungen“. Das stellten Virologinnen und Virologen der MedUni Wien fest.