Absage Polens überschattet Auschwitz-Gedenken in Israel

Die Jerusalemer Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrations- und -Vernichtungslagers Auschwitz wird von einer Absage des polnischen Präsidenten Andrzej Duda überschattet.

Der von Duda angeführte Grund: Er darf keine Ansprache halten – anders als sein russischer Kollege Wladimir Putin. Dahinter steht ein tiefgreifender Geschichtsstreit zwischen Warschau und Moskau.

Duda: „Verzerrung der historischen Wahrheit“

Zum Welt-Holocaust-Forum in der israelischen Gedenkstätte Jad Vaschem werden die Staats- und Regierungschefs aus rund 50 Ländern erwartet, unter anderen Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Duda dagegen sagte ab. Ihm die Möglichkeit zu verweigern, die polnischen Holocaust-Opfer zu ehren, komme einer „Verzerrung der historischen Wahrheit“ gleich, kritisierte der Präsident.

Putin hatte Polen unlängst vorgeworfen, vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs mit Hitler kooperiert zu haben und Mitschuld an dem Krieg zu tragen, was in Polen große Empörung auslöste. Von den sechs Millionen polnischen Toten waren drei Millionen Juden und Jüdinnen. Am 27. Jänner findet in Polen eine Gedenkveranstaltung in Auschwitz statt.

Tausende Sicherheitskräfte im Einsatz

Zu dem Holocaust-Forum haben sich neben Putin US-Vizepräsident Mike Pence, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sowie der britische Thronfolger Prinz Charles angekündigt. Neben den Vertretern der vier Alliierten des Zweiten Weltkriegs werden Israels Präsident Reuben Rivlin und der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Veranstaltung das Wort ergreifen. Steinmeier ist damit das erste deutsche Staatsoberhaupt, das in Jad Vaschem eine Rede hält.

Österreichs Teilnahme ist nach Auffassung von Van der Bellen wegen dessen „ambivalenten Geschichtsverhältnis“ wichtig. Österreicher und Österreicherinnen gehörten „zu den Opfern der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie“, aber „Österreicher gehörten auch zu den Tätern“, wie Van der Bellen nach seiner Ankunft in Jerusalem sagte.

Für Israel ist die Gedenkveranstaltung ein historisches Großereignis. Tausende Sicherheitskräfte sind im Einsatz. Nach Angaben des Präsidialamts ist es die größte internationale Zusammenkunft in der Geschichte des Landes. Am Montag findet die zentrale Gedenkfeier in Auschwitz statt. Rund 120 Auschwitz-Überlebende werden zu der Feier erwartet – aus dem Kreis dieser zumeist hochbetagten Ex-Insassen sollen die wichtigsten Redner kommen.