Wie der staatliche Fernsehsender CCTV am Mittwoch unter Berufung auf den Krisenstab in Wuhan berichtete, würden der Flughafen und die Bahnhöfe gesperrt. Auch Busse, U-Bahnen und Fähren müssten ihren Dienst einstellen. Die Bewohner dürften die Stadt, in der das Virus zuerst aufgetreten war, ab Donnerstag um 10.00 Uhr (Ortszeit, 3.00 Uhr MEZ) nur noch mit einer Sondergenehmigung verlassen.
Mit diesen Sicherheitsmaßnahmen solle die Ausbreitung der Epidemie „entschieden eingedämmt“ werden. Bereits zuvor hatten die chinesischen Behörden vor Reisen in die 8,9 Millionen Einwohner zählende Stadt gewarnt. „Reisen Sie nicht nach Wuhan“, warnte Li Bin, Vorsitzender der staatlichen Gesundheitskommission.
WHO: Vorerst keine internationale Notlage
Weil immer mehr Menschen mit Grippesymptomen auf das neue Virus getestet werden, nahm die Zahl der bestätigten Fälle zuletzt stark zu. Die WHO entschied sich aber dennoch, im Moment keine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ auszurufen. Der Notfallausschuss, der die WHO berät, sah dafür am Mittwoch keinen Anlass. Die Beratungen sollen aber am Donnerstag fortgesetzt werden. „Die Situation ist komplex und in ständiger Entwicklung“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Der Notfallausschuss empfahl, den Informationsaustausch unter den Staaten weiter zu verbessern, wie der Vorsitzende Didier Houssin sagte. Allerdings waren sich laut Houssin die 16 Mitglieder des Notfallausschusses in der Beurteilung der Situation nicht einig.
Etwa die Hälfte sei für die Erklärung einer Notlage von internationaler Tragweite gewesen. Mit einer offiziellen „Notlage“ wären weitere konkrete Empfehlungen an Staaten verbunden gewesen, um die Ausbreitung über Grenzen hinweg möglichst einzudämmen. Zu solchen Empfehlungen kann beispielsweise gehören, dass Reisende auf Krankheitssymptome geprüft werden und dass medizinisches Personal besser geschützt wird.
Neujahrsfest bringt intensiven Reiseverkehr
Die Sorgen werden durch den intensiven Reiseverkehr rund um das anstehende chinesische Neujahrsfest am Samstag gesteigert. Um das Fest sind jedes Jahr Millionen Chinesinnen und Chinesen per Zug, Bus und Flugzeug im Land unterwegs. Die nationale Gesundheitsbehörde kündigte verstärkte Desinfizierungen von Flug- und Bahnhöfen sowie in Einkaufszentren an. Falls notwendig könnten in Zonen mit dichtem Menschenandrang auch Fiebermessungen vorgenommen werden.
Ein erster Krankheitsfall durch den neuen Erreger wurde auch aus den USA gemeldet. Das Virus wurde nahe Seattle bei einem aus China eingereisten Mann nachgewiesen, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC mitteilte. Der Mann, der in den USA lebt und nach Wuhan gereist war, wurde als Vorsichtsmaßnahme in ein Spital eingeliefert. US-Präsident Donald Trump sagte, die USA hätten Vorkehrungen getroffen, um das Coronavirus einzudämmen. „Wir haben einen Plan, und der wird sehr gut aufgehen“, sagte Trump. Bereits am Wochenende hatten die USA Viruskontrollen auf den Flughäfen von San Francisco und Los Angeles sowie auf dem New Yorker Airport John F. Kennedy angekündigt.
Auch in Europa werden Vorkehrungen getroffen. Der britische Flughafen Heathrow will laut Verkehrsminister Grant Shapps separate Bereiche für Passagiere einführen, die aus den betroffenen Regionen in China einreisen. „Wir beobachten das sehr genau“, sagte Shapps gegenüber Sky News. Es solle gewährleistet sein, dass bei Direktflügen nach Heathrow aus diesen Gebieten für die Ankommenden ein abgetrennter Ankunftsbereich zur Verfügung stehe.
Ob es bei der Eindämmung der Krankheit hilft, auf Flughäfen die Temperatur von ankommenden Passagieren aus der betroffenen Region zu messen, ist allerdings umstritten. Forscher an der Universität von Perth in Australien kamen in einer Studie 2015 zu dem Schluss, dass solche Maßnahmen nicht effektiv waren. Sinnvoll seien Exit Screenings in Gebieten, die von einer Erkrankungswelle besonders betroffen sind, hieß es beim Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin.