C-130 Hercules Löschflugzeug
AP/RFS
„Keine Überlebenden“

Löschflugzeug in Australien abgestürzt

In den Brandgebieten Australiens herrscht weiter der Ausnahmezustand. Allein im Bundesstaat New South Wales (NSW) zählten die Einsatzkräfte zuletzt Dutzende Brände – etliche davon seien noch außer Kontrolle. In Australiens Hauptstadt Canberra stellte der Flughafen den Betrieb ein. In den Bergen von New South Wales stürzte zudem ein Löschflugzeug ab.

Das Flugzeug vom Typ Lockheed C-130 Hercules sei am Donnerstag gegen 13.45 Ortszeit (3.45 Uhr MEZ) bei einem Löscheinsatz nahe Peak View abgestürzt, wie das Nachrichtenportal von News Corp Australia, News.com.au, mit Verweis auf Feuerwehrangaben berichtete. Die Absturzstelle sei bereits geortet, „niemand hat überlebt“. Die Regierungschefin von NSW, Gladys Berejiklian, bestätigte den Tod der dreiköpfigen Besatzung.

Der Unfall zeige, wie gefährlich die Arbeit sei, die derzeit im Kampf gegen die Brände geleistet werde, und unter welchen Bedingungen die Einsatzkräfte diese „lebenswichtige Arbeit“ verrichten. Wie Berejiklian weiter sagte, war das von einem Privatunternehmen gestellte Flugzeug für die Rural Fire Brigade (RFS) von New South Wales im Einsatz. Bei dem verunglückten Flugzeug handelte es sich Feuerwehrangaben zufolge um eine Maschine des kanadischen Unternehmens Coulson Aviation mit US-amerikanischer Besatzung.

Auswirkungen auf Löschflugzeugflotte

Coulson Aviation habe den Angaben zufolge in den letzten Jahren immer wieder große Löschflugzeuge an NSW geliefert. Laut RFS-Kommandant Shane Fitzsimmons ist die Absturzursache noch völlig offen. Fitzsimmons hatte in einer früheren Stellungnahme jedoch gewarnt, starke Winde machten das Fliegen großer Löschflugzeuge „sehr schwierig“. Neben NSW sind Coulson-Aviation-Flugzeuge auch im Bundesstaat Victoria im Einsatz. Bis zur Klärung der Absturzursache bleibt nun aber die gesamte Löschflugzeugflotte auf dem Boden.

Brände wüten rund um Canberra

Weiter Ausnahmezustand wegen Bränden in Australien. Besonders betroffen sind New South Wales und die Region um die Hauptstadt Canberra. (Videoquelle: APTN)

So wie in anderen Teilen von New South Wales ist auch die Region um die Absturzstelle besonders von den Bränden betroffen. Nach wie vor versuche man mit einem Großaufgebot von Einsatzkräften die Feuer unter Kontrolle zu bekommen, wie Fitzsimmons laut Medienberichten sagte.

Brände nahe Flughafen von Canberra

RFS-Angaben wurden in North South Wales 84 Brände gezählt – für fünf davon gelte die höchste Alarmstufe. Weiter betroffen ist auch Hauptstadtregion Canberra. Wegen der nahen Buschbrände stellte dort am Donnerstag der Flughafen seinen Betrieb ein. Es gebe weder Landungen noch Starts, wie wie die staatliche Katastrophenschutzbehörde mitteilte.

Im Süden des Flughafens von Canberra brannte ein Feuer, für das der Notfall ausgerufen wurde. Der Brand hatte am Mittwoch begonnen. Grasflächen auf beiden Seiten des Flughafens fingen Feuer. Es herrschte zudem starker Wind. Der Terminal musste laut dem Flughafen aber nicht evakuiert werden. Am Donnerstag brach ein weiteres Feuer in der Nähe aus, für das eine untere Warnstufe galt („watch and act“). Der Airport der 390.000-Einwohner-Stadt wird eher für Inlandsflüge genutzt. Das wichtigste Drehkreuz Australiens ist Sydney.

Die Bewohner in mehreren Vororten Canberras wurden aufgerufen, Schutz zu suchen. Einige sollten ihre Häuser sofort verlassen und sich auf einem Sportgelände in Sicherheit bringen. Die Feuerwehr von Canberra warnte, das Feuer sei für alle gefährlich. Für viele Menschen sei es zu spät, die Gegend zu verlassen, sie sollten sich einen sicheren Ort suchen. Autofahren sei wegen der Brände extrem gefährlich und könne tödlich enden.

„Lange Nacht vor uns“

In Australien wüten seit Monaten verheerende Buschbrände. Seit September starben dadurch mindestens 29 Menschen. Die Flammen vernichteten bisher mehr als zwölf Millionen Hektar Land, das entspricht dem Eineinhalbfachen der Fläche Österreichs.

Starke Winde und sengende Hitze fachten zuletzt bereits unter Kontrolle gebrachte Feuer in den Snowy Mountains und im Bega Valley an der Südküste von New South Wales wieder an. „Die Brandgefahr erreicht gerade erst ihren Höhepunkt. Wir haben einen langen Nachmittag und eine lange Nacht in vielen Gebieten von NSW vor uns“, teilte die Feuerwehr des Bundesstaates in ihrem Twitter-Account mit.

„Schlimmster Sommer seit Langem“

Die Brände wirken sich indes immer stärker auf die australische Wirtschaft aus. Medienberichten zufolge klagt etwa der Rohstoffkonzern BHP über einen Rückgang der Eisenerz- und Kohleproduktion. Betroffen ist auch der Tourismus: Die Stornierungsrate ist selbst in nicht brandgefährdeten Regionen des Landes auf 60 Prozent gestiegen.

Der australische Tourismusverband schätzt den Umsatzverlust branchenweit bisher auf zwei Milliarden australische Dollar (1,2 Mrd. Euro) inklusive des Wiederaufbaus der zerstörten Tourismuseinrichtungen. Der „schlimmste Sommer seit Langem“ könnte die Tourismusindustrie 6,5 Milliarden australische Dollar kosten, hieß es dazu am Donnerstag beim TV-Sender Sky News Australia.