75 Jahre Auschwitz-Befreiung: Van der Bellen wegen Antisemitismus besorgt

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat dazu aufgerufen, dem wiederauflebenden Antisemitismus „energisch bei jeder Gelegenheit, sei sie noch so klein“, entgegenzuwirken. „Wir sind in Europa besorgt, dass es so etwas wieder gibt“, so Van der Bellen gegenüber österreichischen Journalisten und Journalistinnen in Jerusalem, wo er heute an einer internationalen Holocaust-Gedenkveranstaltung teilnimmt.

Es sei wichtig, „der Opfer zu gedenken, und gleichzeitig wichtig zu versuchen zu verstehen, wie es dazu kommen konnte“, sagte der Bundespräsident. Denn den Satz „Nie wieder Auschwitz“ würde wohl jeder in Europa unterschreiben, aber man müsse sich fragen: „Wie kam es dazu, wie ist es möglich, dass so viel geduldet wurde und so viele Täter sich beteiligt haben?“

Daher seien „Antisemitismus, Rassismus jeder Art und Menschenverachtung Dinge, die im Keim erstickt gehören, damit so etwas nie wieder passieren kann“, mahnte Van der Bellen.

Beziehung zu Israel „weiter entspannt“

Angesprochen auf die jüngsten rassistischen Hasspostings gegen Justizministerin Alma Zadic (Grüne) meinte Van der Bellen, das lasse sich nicht mit der Diskriminierung der 1930er Jahre vergleichen. „Lassen wir die Kirche im Dorf“, so der Bundespräsident, „es gibt offenbar Leute, die es nicht aushalten, dass eine in Bosnien geborene und mit zehn Jahren nach Österreich gekommene, gescheite junge Frau in Österreich Ministerin wird“, so Van der Bellen.

Der Regierungswechsel in Österreich hat laut dem Bundespräsidenten „die ausgezeichneten bilateralen Beziehungen“ zwischen Österreich und Israel „weiter entspannt“. Im Vergleich zu seinem letzten Israel-Besuch vor einem Jahr gebe es nur den Unterschied, „dass jetzt alle Regierungsmitglieder in Israel bei entsprechenden Anlässen empfangen werden“.

Er habe sich damals im Hintergrund dafür eingesetzt, dass die von der FPÖ nominierte Außenministerin Karin Kneissl in Israel empfangen werden könne, aber ohne Erfolg. „Dieses Problem haben wir jetzt nicht mehr“, so Van der Bellen.