Lagarde: EZB-Geldpolitik fährt nicht auf Autopilot

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat Erwartungen auf den Märkten widersprochen, die Notenbank habe ihre Geldpolitik bereits für lange Zeit vorab festgelegt. „Zu denken, dass sie auf Autopilot ist, ist lächerlich“, sagte Lagarde heute dem Sender Bloomberg TV am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos.

Die Europäische Zentralbank (EZB) habe zwar klare Erwartungen, wie sich ihre Geldpolitik in Zukunft entwickeln werde. Ob das aber auch so eintreffe, hänge stets von den Fakten ab. „Lasst uns die Fakten anschauen, lasst uns sehen, wie sich die Wirtschaft entwickelt“, ergänzte Lagarde. Viele Volkswirte und Volkswirtinnen gehen derzeit davon aus, dass die Notenbank in diesem Jahr an ihren Schlüsselzinsen nicht rütteln wird.

Weiterhin Strafzinsen für Banken

Die EZB hatte gestern auf ihrer ersten Zinssitzung im neuen Jahr den Leitzins bei 0,0 Prozent belassen. Auch ihren Einlagensatz veränderte sie nicht. Dieser bleibt damit bei minus 0,5 Prozent. Banken müssen also weiterhin Strafzinsen bezahlen, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. Erst im Herbst hatte die EZB ein großes Maßnahmenbündel auf den Weg gebracht, um die schwächelnde Konjunktur im Euro-Raum zu stützen.

Es umfasste eine Zinssenkung kombiniert mit Erleichterungen für Banken und den Neustart der großangelegten Anleihekäufe. Seit November erwerben die EZB und die Notenbanken der Euro-Länder wieder Staatsanleihen und andere Wertpapiere. Das monatliche Volumen beläuft sich auf 20 Milliarden Euro.