Das Krankenhaus „Pellegrin“ in Bordeaux
APA/AFP/Mehdi Fedouach
Coronavirus

Erste Fälle in Europa bestätigt

Die ersten Fälle einer Ansteckung mit dem Coronavirus in Europa sind bestätigt. In Frankreich wurde der neuartige Erreger bei drei Patienten nachgewiesen, wie das Gesundheitsministerium in Paris am Freitagabend mitteilte. Die Regierung werde alles unternehmen, um eine Ausbreitung des Erregers einzudämmen, so Gesundheitsministerin Agnes Buzyn.

Bei einem Patienten handle es sich um einen 48-jährigen Mann, der über Wuhan aus China zurückgekehrt sei und nun im Krankenhaus von Bordeaux behandelt werde, erklärte Buzyn. Er sei seit seiner Ankunft in Frankreich mit rund zehn Personen in Kontakt gewesen. Sein Zustand sei gut. Eine weitere Person befand sich in Paris in Behandlung. Bei der dritten Person soll es sich um einen nahen Verwandten einer der beiden Personen handeln. Alle drei Patienten hätten sich zuvor in China aufgehalten und seien in Krankenhäusern isoliert worden.

Buzyn riet allen Reisenden, die aus China kommen, bei den kleinsten Anzeichen von Atemschwierigkeiten und Fieber sofort zu reagieren. Es wird vermutet, dass es weitere Fälle in Europa gibt. In den USA wurden zwei Erkrankungen bestätigt, weitere Fälle gibt es in ostasiatischen Staaten, darunter Thailand, Vietnam, Singapur, Japan, Südkorea und Taiwan.

Eine Grafik zeigt Länder mit Corona-Virus-Erkrankungen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Staatsfernsehen: 15 neue Todesfälle in China

Das neuartige Coronavirus war erstmals Ende Dezember in der zentralchinesischen Metropole Wuhan aufgetreten. Inzwischen wurden dort nach Behördenangaben rund 830 Infektionen bestätigt, mehrere tausend Verdachtsfälle werden überprüft. Mindestens 26 Menschen starben bisher an der Infektion. Das chinesische Staatsfernsehen berichtete am Freitagabend von weiteren 15 Todesfällen in der Provinz Hubei.

In China sorgt das Virus nach wie vor für einen Ausnahmezustand. Am Samstag findet das chinesische Neujahr statt, im Zuge dessen sich normalerweise Millionen Chinesinnen und Chinesen auf Reisen begeben. Allerdings hat die Regierung zur Eindämmung des Virus strikte Maßnahmen verhängt: In mehr als einem Dutzend Städten wurde der öffentliche Verkehr ausgesetzt, sodass ihre mehr als 43 Millionen Einwohner de facto unter Quarantäne standen.

Menschen während dem Chinesischen Neujahrsfest mit Atemschutzmasken
ORF/Josef Dollinger
Das Virus bremste auch in Hongkong die Neujahrsfeiern

In Peking und Wuhan wurden die Neujahrsfestlichkeiten abgesagt, zudem schlossen zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Gesperrt wurden unter anderem Teile der Chinesischen Mauer. Auch die Verbotene Stadt, das bekannte Palastmuseum in der Hauptstadt, gab bekannt, ab Samstag für unbestimmte Zeit zu schließen. Disneyland in Schanghai sperrte ebenfalls zu. Hochbetrieb herrschte, wie Bilder mit langen Menschenschlangen aus dem Zentrum Schanghais zeigen, hingegen vor Geschäften, die Schutzmasken verkaufen.

Militär im Einsatz

Die Behörden haben mit „Level I“ die höchste Stufe für einen öffentlichen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Das ermöglicht es ihnen, den täglichen Bedarf etwa nach Wasser, Strom und Lebensmitteln zu regeln. Als Reaktion auf den öffentlichen Gesundheitsnotstand ist mittlerweile auch das Militär im Einsatz. In Wuhan übernahm laut staatlichem TV die Logistikabteilung der Militärkommission die Führung über die „gemeinsame Kontrollarbeit“.

Ausnahmezustand in China

In China werden aus Angst vor dem Coronavirus ganze Regionen abgeschottet. Mehrere Metropolen wurden abgeriegelt, mehr als 43 Millionen Menschen stehen damit unter Quarantäne.

Zudem werde medizinisches Personal des Militärs für den Kampf gegen die Lungenkrankheit mobilisiert. Den Anfang machten 40 medizinische Kräfte von Wuhans Militärspital, die auf die Intensivstation des Spitals für Lungenkrankheiten der Stadt abkommandiert worden seien. Zur Unterstützung des offenbar zunehmend an seine Grenzen stoßenden medizinischen Personals in Wuhan ist China laut einem Medienbericht landesweit auf der Suche nach Verstärkung. Auch die Schutzmasken werden knapp.

Neues Spital mit rund 1.000 Betten

In Wuhan, der Stadt mit den nach wie vor meisten Todes- und Krankheitsfällen, wird seit Donnerstag im Schnellverfahren ein neues Spital mit rund 1.000 Betten gebaut. Baumaschinen, darunter 35 Bagger und zehn Planierraupen, seien bereits am Donnerstag auf der Baustelle in Wuhans südwestlichem Bezirk Cadian aufgefahren, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die Zeitung „Changjiang Daily“.

Coronavirus: Wuhan baut neues Spital

In der chinesischen Metropole Wuhan ist die Zahl der durch das Coronavirus infizierten Menschen weiter gestiegen. Nun wird in der Stadt im Schnellverfahren ein neues Spital gebaut. (Videoquelle: APTN/CCTV)

Den Angaben zufolge werde der Gebäudekomplex mit vorgefertigten Elementen im Baukastenformat errichtet. Die Vorgangsweise erinnere an den Kampf gegen SARS – damals sei in Peking ebenfalls im Schnellverfahren ein Krankenhaus errichtet worden.

Der nun in Wuhan im Bau befindliche Spitalskomplex soll in wenigen Tagen hochgezogen werden – spätestens am 3. Februar soll er fertiggestellt sein, berichtete die Nachrichtenagentur AP mit Verweis auf die Stadtverwaltung. Die rund elf Millionen Einwohner zählende Metropole gilt als Ausgangspunkt der von einem neuartigen Coronavirus ausgehenden Lungenkrankheit.

Leere Straßen in Wuhan

Die chinesischen Behörden hatten Wuhan am Donnerstag unter Quarantäne gestellt. Die Flug- und Zugsverbindungen aus der Stadt wurden weitgehend gestoppt. Staatliche chinesische Medien berichteten, dass die Autobahnmautstellen in der Nähe von Wuhan geschlossen würden, wodurch die Straßenausfahrten abgeschnitten seien.

Bagger auf der Baustelle
Reuters
Hier soll in wenigen Tagen ein neues Krankenhaus stehen

Außerdem gilt in der Öffentlichkeit Schutzmaskenpflicht. Wer in Hotels, Restaurants, Einkaufszentren und Parks keine Maske trage, werde bestraft, berichtete die Tageszeitung „China Daily“. Die Stadt gleicht Beobachtern zufolge zunehmend einer Geisterstadt. „Dieses Jahr haben wir ein sehr unheimliches Neujahr“, sagte ein Taxifahrer der Nachrichtenagentur AFP: „Wegen des Virus gehen die Leute nicht außer Haus.“

Ein Polizist auf einer menschenleeren Straße in Wuhan
APA/AFP/Hector Retamal
In Wuhan steht das öffentliche Leben vielerorts still

Immer mehr Städte abgeschottet

Ähnliche Bilder gibt es unterdessen aus immer mehr anderen Städten: Nach Jingzhou (5,6 Millionen Einwohner), Xiaogan (fünf Millionen Einwohner) und Dangyang (470.000 Einwohner) wurden am Freitag auch in den Metropolen Yichang (vier Millionen Einwohner) und Tianmen (1,7 Millionen) der öffentliche Verkehr und die Züge in andere Orte gestoppt.

„Hohes Sicherheitsrisiko“

Das Außenministerium sieht in der Provinz Hubei ein „hohes Sicherheitsrisiko“ und rät in den Reisehinweisen von nicht notwendigen Reisen ab.

Im Kampf gegen eine Verbreitung der Lungenkrankheit wurden somit allein in der Provinz Hubei schon in rund einem Dutzend Städte strikte Beschränkungen erlassen. Neben dem Fernverkehr ist auch der öffentliche Nahverkehr betroffen. In der 2,4-Millionen-Stadt Huangshi wurden beispielsweise auch der Fährhafen und eine Brücke über den Yangtse-Fluss gesperrt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzichtete dennoch in einer Krisensitzung darauf, den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen. Bisher gebe es außerhalb Chinas „keine Hinweise“ auf eine Übertragung des Krankheitserregers von Mensch zu Mensch, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zur Begründung.