Deborah Dugan
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Grammys

Vorbereitung auf Gala nach Skandalwelle

Kurz vor der Verleihung der bedeutsamen Musikpreise ist der Streit hinter den Kulissen der Grammys eskaliert. Die Kurzzeit-Chefin Deborah Dugan wurde überraschend beurlaubt und erhebt nun schwere Vorwürfe gegen ihren Vorgänger, bis hin zur Vergewaltigung einer Musikerin. Nun sagte Taylor Swift ihren Auftritt ab.

Die renommierten Preise werden in der Nacht von Sonntag auf Montag vergeben. Das dominierende Thema rund um die Grammys war zuletzt aber statt der Musik die Skandalwelle, die die ausrichtende Recording Academy überrollt. Der Unmut über die Vorgänge der Akademie hat nun offenbar auch Konsequenzen für die heurige Gala: Die nominierte US-Sängerin Taylor Swift sagte ihren Auftritt ab. Der Act war als Überraschung geplant und auch nicht offiziell bestätigt, berichtete am Samstag das US-Magazin „Variety“. Er sei aber geplant gewesen und ihre Absage hänge wahrscheinlich mit den Skandalen zusammen, so das „Variety“.

Dugan war kürzlich nach nur fünf Monaten im Job aufgrund von nicht näher bestimmtem „Fehlverhalten“ freigestellt worden. Dugan hatte erst im vergangenen Jahr ihren Vorgänger Neil Portnow ersetzt und war die erste Frau an der Spitze der Recording Academy gewesen. Portnow hatte unter anderem gehen müssen, weil den Grammys vorgeworfen worden war, Frauen bei der Preisvergabe zu diskriminieren. Dugan hätte die Grammys in eine neue, diverse Ära führen sollen.

Beurlaubung als Racheaktion?

In einer 44-seitigen Beschwerde bei der Gleichstellungsbehörde von Los Angeles erklärte Dugan in der Folge, bei ihrer Beurlaubung durch die Akademie handle es sich in Wahrheit um eine Racheaktion, nachdem sie sich über sexuelle Belästigung, Unregelmäßigkeiten bei den Grammy-Nominierungen sowie weiteres Fehlverhalten beschwert habe.

Neil Portnow
AP/Invision/Matt Sayles
Neil Portnow stand 17 Jahre lang an der Spitze der Akademie

Sie schilderte, sie sei aufgefordert worden, Portnow als Berater anzustellen – trotz Vorwürfen, wonach er eine ausländische Musikerin vergewaltigt habe. Für den Beratervertrag habe Portnow 750.000 Dollar (676.500 Euro) von der gemeinnützigen Akademie gefordert. Die Vergewaltigung sei offenbar auch der wahre Grund dafür gewesen, dass Portnows Vertrag nach 17 Jahren nicht verlängert worden sei. Sie habe den Chef der Personalabteilung der Akademie am 22. Dezember zudem per E-Mail darüber informiert, dass sie selbst von einem beratenden Anwalt der Akademie sexuell belästigt worden sei.

Die Grammys

Am Sonntag werden im Staples Center in Los Angeles die Preise zum 62. Mal vergeben, das heurige Motto lautet „Unexpect Everything“. Die 13.000 stimmberechtigten Mitglieder der Recording Academy entscheiden. Moderiert wird die Show erneut von Sängerin Alicia Keys.

Klage eingereicht

Die Recording Academy wies die Vorwürfe zurück und äußerte Bedauern darüber, dass Dugans Vorgehen die bevorstehende Grammy-Verleihung zu überschatten drohe. Dugan habe ihre Vorwürfe erst erhoben, nachdem ein anderer Mitarbeiter sich über ihr „misshandelndes und tyrannisches“ Verhalten beschwert habe. Überdies sei sie erst suspendiert worden, nachdem sie ihren Rücktritt angeboten und 22 Millionen Dollar gefordert habe. Auch Portnow wies die Vorwürfe zurück, Dugan verbreite Lügen, ihre Behauptungen seien „lächerlich und unwahr“. Dugan reichte schließlich Klage ein.

Dugan war als erste Frau an die Spitze der Grammy-Akademie berufen worden. Sie hatte das Amt im vergangenen Sommer von Portnow übernommen, der mit Äußerungen über die männliche Dominanz bei den Grammys eine Kontroverse ausgelöst hatte. Portnow hatte gesagt, Frauen sollten sich mehr „anstrengen“, um Anerkennung zu bekommen. Die diesjährigen Grammys sollten die ersten unter Dugans Leitung werden. Unter den Favoriten sind die Superstars Lizzo, Billie Eilish und Lil Nas X.