Gesetzesvorstoß in Missouri droht Bibliothekaren mit Haft

Im US-Bundesstaat Missouri ist im Jänner ein Gesetzespaket eingebracht worden, das de facto den Bann von für Minderjährige „unpassenden“ Büchern in öffentlichen Bibliotheken legalisieren würde. Zudem droht der Vorschlag Bibliothekarinnen und Bibliothekaren bei Verstoß mit Strafen von bis zu einem Jahr Haft.

Das Gesetz, das von dem konservativen Republikaner Ben Baker im Abgeordnetenhaus von Missouri eingebracht wurde, würde die Regeln für die Förderung von Bibliotheken verschärfen. So müsste in jeder öffentlichen Bibliothek ein „Elternrat“ eingerichtet werden, der alleine darüber entscheiden würde, ob Bücher, CDs etc. „nicht altersgemäßes sexualitätsbezogenes Material“ enthalten.

Die Fünfpersonenräte würden bei einer öffentlichen Veranstaltung mit einfacher Mehrheit bestellt werden. Bibliothekare könnten sich explizit nicht wählen lassen, selbst wenn sie Gemeindemitglieder sind.

PEN: „Schockierend offener Versuch“

Der Schriftstellerverband PEN America sprach von einem „schockierend offenen Versuch, einen Bücherbann im Bundesstaat Missouri einzuführen“. Das Gesetz ziele „klar darauf ab, kleine Gruppen von Eltern dazu zu ermächtigen, sich selbst zu Zensoren öffentlicher Bibliotheken zu machen“. Bücher, die sich mit Themen der Sexualität und einem positiven Bild von LGBTQ-Menschen beschäftigten, würden wohl von einem solchen Gesetz besonders betroffen sein, so PEN America.

Die Elternräte würden öffentliche Veranstaltungen abhalten, bei denen Anträge, Bücher auf die Verbotsliste zu setzen, eingebracht werden könnten. Solche Bücher würden dann Minderjährigen verboten sein. Bibliotheken, die Minderjährigen weiter den Zugang zu solchen Materialien erlauben würden, würde die öffentliche Förderung gestrichen. Der Gesetzesentwurf sieht bei „absichtlichem Zuwiderhandeln“ eine Geldstrafe oder Haft bis zu einem Jahr für Bibliothekarinnen und Bibliothekare vor.